Veröffentlicht: 24.09.2016
18.09.2016
Je länger wir unterwegs sind, fern von heimischen Büchern und anderen Quellen, die unseren Wissensdurst nähren, desto unterforderter kommen wir uns vor. Da bietet das riesige und frei zugängliche Le Tapa, das neuseeländische Nationalmuseum, eine willkommene Abwechslung. Die heiligen Hallen des Wissens beinhalten Themen der Maorikultur, Kunst, Krieg, sowie naturwissenschaftliche Themen. Vor allem die Hintergründe zu Erdbeben und ähnlichen Naturkatastrophen werden wirklich äußerst beeindruckend dargestellt. Neben einem Erdbebensimulator können so auch verschiedene Felsbrocken diverser Gesteinsschichten hochgehoben und deren Gewichtsunterschied bestimmt werden. Der Stein aus der tiefsten Erdschicht ist so schwer, dass Gudi ihn nicht einmal mehr heben kann (bei 15cm Durchmesser). Glückliche Gudi, ich hingegen meistere die Aufgabe, opfere dafür aber meinen jungfräulichen, davor kaum von Schmerzen geplagten, Rücken.
Eine Etage höher entdecken wir, dem Herzinfarkt nahe, dass ein riesiger Blauwal über uns schwebt. Genaugenommen zwar nur sein Skelett, dieses erstreckt sich dafür über den ganzen Saal und misst mindestens 25 Meter. Der Calciumgehalt der Knochen über uns muss wohl höher sein als jener der Milch von tausend Kühen. Am meisten beeindruckt mich allerdings der Riesentintenfisch, der erste und bislang einzige weltweit komplett gefangene, der hier ausgestellt wird. Konserviert in öliger, gelblicher Flüssigkeit sieht er wirklich zum Fürchten aus. Die Augen des Kumpanen sind ihm herausgeschnitten worden, waren aber angeblich einmal Fußballgroß, wobei die Pupillen die Ausmaße einer Orange hatten. Keine Sorge, das Fehlen der Glubscher macht ihn definitiv nicht weniger gruselig, oder wie würdet ihr ohne Augen aussehen?
Gudi kann sich am meisten für die Maoriausstellung und die Nachbildung des indigenen Lebens erfreuen. Ich bin da ein bisschen passiv. Vielleicht könnte man mir auch gewissen Trotz nachsagen, weil ich meine, dass ich mir nichts von den Einheimischen ansehen muss, da sie ja auch mein Willkommensgeschenk – das Lehren des Skifahrens – so sträflich verschmähten.
Am Nachmittag führt uns unser Weg weiter zu einem Holiday Park, der diesmal leider kostenpflichtig ist. Um alles, was der Camper benötigt aufzuladen, ist dies leider unumgänglich. Bei der Gelegenheit, endlich einmal eine Steckdose auch außerhalb einer Bibliothek zu Gesicht zu bekommen, fasse ich endgültig den Entschluss, mich einer meiner tiefsten und fundamentalsten Ängste zu stellen: Wie sehe ich mit Glatze aus? Nachdem ich den Irokesenschnitt zu Hause sowieso nicht behalten will und meine Haare schon mehr als fettig sind muss ich hier also die letzten Federn rupfen. Da ich mir schon länger im Klaren bin, dass ich irgendwann in den durchlauchten Kreis von Bruce Willis und Co eintreten werde müssen, soll mein tollkühner Schritt und Gudis lockerer Schnitt nach Jahren des verzweifelten Versuchens, die Kopfform durch Tasten zu erahnen, nun Gewissheit bringen.
Einmal Tabula rasa später weiß ich, dass ich mit Vollbart und Glatze etwas achterförmig aussehe. Meint Gudi jedenfalls. Ich bin noch etwas unsicher, primär weil mir kalt auf der Glatze ist. Dies wird mich aber offensichtlich mein zukünftiges Leben begleiten. Positiv daran ist, dass mir der Haarschnitt wohl in vielen Situationen helfen wird, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Gudis glorreiche Gesetze:
Besser keine Haare als dieser schuppige, vor fett triefende Schopf!
Wie man sieht, Gudi ist eine Befürworterin der Aktion Hühnerei. Achja, übrigens… die Überschrift bezieht sich auf eine Aussage bei einem Familienfest, wo festgestellt wurde, dass meine Familie an einer Tafel sitzend von oben aussieht wie ein halbvoller Eierkarton – da ich nun wirklich nicht der erste in meinen Kreisen bin, der diese Frisur wählen musste.