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Tag 71: Böse Bäume und Terroristentanks

Veröffentlicht: 16.09.2016

08.09.2016


Um den straffen Urlaubszeitplan zu erfüllen, ist heute wieder einmal eine sehr zeitige Tagwache angesagt. Wie man ja so schön sagt, nur der frühe Vogel fängt den Wurm. Dort wo wir allerdings hinfahren, zum Hafen, gibt es ordentlich Konkurrenz für unser sprichwörtliches Frühstück, sind doch gerade am Hafen unzählige Möwen auf Futtersuche. Halb so schlimm, statt uns um Würmer zu streiten entern wir das erste Schiff, das in Richtung Meer ausläuft und sind so Mitten in einer denkwürdigen, allerdings auch etwas überbezahlten Sideseeingtour durch den Fjord Milford Sound.

Betrachtet man die Massen an Portalen und riesigen Urlauberschiffen, die hier bereit liegen, wird langsam verständlich, dass in Neuseeland gerade absolut keine Urlaubszeit ist. Umso besser für uns, so sind wir bei den meisten Attraktionen und Aussichtspunkten von (vergleichsweise) wenigen Urlaubern umgeben. Betrachtet man allerdings die Straßen, ist es kaum vorstellbar, dass hier im neuseeländischen Sommer noch mehr Camper unterwegs sein könnten, sind die Highways doch jetzt schon von Wohnwägen übersäht.

Milford Sound weiß offensichtlich von seiner Schönheit und Popularität und lässt sich diese auch teuer bezahlen. Für einen stattlichen Preis bekommt man allerdings eine wirklich einzigartige Kulisse zu sehen. So eifern die spiegelglatte See und die steil emporwuchtenden Berge, welche sie umgeben um unsere Aufmerksamkeit. Zwischendurch blitzt die Sonne hervor und lässt unter den Wasserfällen, die sich ihren Weg durch die fast senkrecht wachsenden Bäume bahnen, wundervolle Regenbogen entstehen. Hie und da sonnen sich einige Seehunde und wirken, als ob sie genau wüssten, dass ihr Wohnzimmer wohl eines der schönsten der Welt ist.

Fasziniert von so viel Fotomaterial, aber auch etwas überfordert aufgrund der sehr tief stehenden Sonne, versuchen wir, das, was wir vor unserer organischen Linse sehen, wenigstens auch irgendwie abzuknipsen. Dieser Ort wäre wohl das Mekka eines jeden Fotografen, für mich ist es eher ein tatkräftiger Beweis, dass ich es nicht einmal an den schönsten Orten der Welt schaffe, meinen Ansprüchen entsprechende Fotoaufnahmen zu machen.

Gudi ist zum Glück mit einem besseren Auge gesegnet und vollbringt, was mir nicht einmal im Traum gelingen würde, nämlich gerade, scharfe und charakteristische Aufnahmen der pompösen Landschaft.

Auf unserer Rückreise erfahren wir, dass eine Baumlawine (da die Bäume hier nur auf Moos wachsen, das in der Felswand ankert, kommt dies manchmal vor) Teile des Hafens zerstört hat und wir das erste und auch das letzte Schiff waren, dass heute ausgelaufen ist. Ein wenig muss ich schmunzeln, bedanke mich aber auch beim Allmächtigen, da unsere Pechsträhne nun wohl doch noch eine Kehrtwende zu drehen scheint. Zu allem Überdruss dürfen wir sogar noch die Zusatztour besuchen, welche eigentlich nur einer kleineren, noch höherpreisig fahrenden, Gruppe der Urlauberschaft erlaubt gewesen wäre. Da diese aber von keinem anderen Boot mehr abgeholt werden könnte, haben wir das Glück, in die 10m tiefe Unterkonstruktion eines wissenschaftlichen Museums hinuntergehen zu dürfen. Da im Fjord einige Faktoren zusammenkommen, die unter anderem kaum Sonnenlicht unter die Wasseroberfläche durchlassen, spiegelt dieser Gang wieder, was normalerweise nur unter 70m Tiefe zu sehen ist. Wir erwarten daher Wale, Riesenkraken und eventuell den Fund der gesunkenen Titanic. Tatsächlich sehen wir nur ein paar wenige Fische, was mir Greatbarrierreeferprobten, dann doch ein bisschen zu wenig ist. Gerade bin ich am Weg, mich zu beschweren, als Gudi mich erinnert, dass wir sowieso nur gratis in die Führung „gerutscht“ sind und ich kein Geld zurückverlangen kann, das ich nie bezahlt habe. Dies klingt selbst in meinem, dem Tiefendruck ausgesetzten Verstand, schlussendlich logisch, weshalb ich mich dann doch zurückhalte.

Am Hafen angelangt herrscht Panik und Chaos. Feuerwehren ohne Ende, Absperrungen und ein Ausgeklügelter Securityplan versichern, dass wir die geschätzten drei bis fünf Bäume, die auf ein abstehendes Haus gefallen sind, nicht sehen bzw. von ihnen nicht verletzt werden können.

Nach dem Durchzählen werden wir „entlassen“ und fahren zurück über die Bergstraße. Der Tank reicht meinen Berechnungen nach mehr als aus, weshalb ich anfangs auch nicht wirklich speziell benzinsparend fahre, da wir, auf der Flucht vor nahrungssuchenden Keas, Meter machen müssen.

Gar nicht so kurz vor der nächsten, rettenden Tankstelle fängt ein interessantes, rotes Lämpchen zu blinken an und ich verstehe, dass meine optimistischen Einschätzungen wohl doch ein wenig falsch waren. Sicherlich 40 Minuten versuche ich, nur zu Rollen und fahre mit höchstens 60kmh, beschimpfe dabei jede Anhöhe die sich uns in den Weg stellt. Mit letzter Kraft rollen wir in die Tankstelle, welche leider nicht die allerbilligste in der Umgebung ist. Ich will weiterfahren, eine hitzige Diskussion mit Gudi später tanken wir allerdings – ganz entgegen meiner Prinzipien – an Ort und Stelle voll.

Über das nette Skifahrerörtchen Queenstown fahren wir zurück Richtung Wanaka, um dort am nächsten Tag frühmorgens unsere Liftpässe für den hoffentlich doch noch wahrwerdenden Skitag zu buchen.


Gudis glorreiche Gesetze:


Nie mehr als 2/3 Tank aufbrauchen, man weiß nie was passiert.


Langsam stellt Gudi fest, dass es an mir liegen könnte, dass sich diverse Missgeschicke ereignen und schlecht oder knapp enden. Ich bin hingegen nun mal aber ein grenzenloser Optimist und wohl manchmal auch etwas zu selbstbewusst, sodass ich manche Situationen nicht ganz wahrheitsgetreu einschätze. Ein kleiner (ich betone: ein wirklich kleiner) Teil von mir hat sich daher vorgenommen, in Zukunft mehr auf Gudi zu hören, um die eine oder andere Autoeskapade zu vermeiden. Ein anderer Part meines Ichs ist eher der Ansicht, Gudi die wahren Härten des Lebens zeigen zu müssen, weshalb er uns anscheinend immer wieder in eher schwachsinnige Situationen manövriert.

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