Veröffentlicht: 13.07.2018
Eine Beziehung heißt ja, eine Symibiose mit einem zweiten Lebewesen einzugehen. Dummerweise bin ich in diesem Kontext die Schnecke, der es sehr schwer fällt, dem superioren Wal die Richtung vorzugeben. Entschleiert man diese Metapher bedeutet das, dass Urlaube wie ich sie als sorgloser Junggeselle verbrachte längst der Vergangenheit angehören und ich dem B(r)ettsport nur noch all zu selten fröhnen darf. Dieser eine Tag aber ist jener, an dem es auch der unbedeuteten Schnecke gelingt, das Ruder an sich zu reißen. So stehen die Tagesaktivitäten heute voll im Zeichen der Bewegung.
Erste Station des Tages: Raus aus der Stadt, rein in den Sandsturm. Optimale Voraussetzungen also um Boarden zu gehen. In Ermangelung einer gefrierenden Unterlage muss allerdings ein passabler Ersatz gefunden werden. Dieser lässt nicht lange auf sich warten und wird uns förmlich ins Gesicht geblasen. Auch da wir die Dünen mit einem Quad befahren dürfen gebe ich mich den touristischen Verlockungen hin und versuche trotz meiner jahrzentelanger Gewohnheit auf heimischen Untergrund mein Glück nun auf Sand. Es stellt sich heraus, dass es selbst für einen, nur knapp am Profisport vorbei geschrammten Schneeveteranen wie mich, eine kurze, aber intensive Herausforderung ist, die äußeren Gegebenheiten (wenig Geschwindigkeit und kaum Tiefgang des Boards) unter einen Hut zu bringen. Primär aber kämpfe ich mit der Tatsache, dass mein 1,20 Meter langes Board keine Kanten hat und Turnschuhe in Snowboardbindungen eher wenig Halt finden. Stetig rufe ich mir aber die Grundregeln der alpinen Bergbewältigung auf einem Brett ins Gewissen und bewergstellige es nach nur zwei Abfahrten die Dünen zu befahren. Nun da ich aktiv bewiesen habe noch immer den größten Herausforderungen gewachsen zu sein, kann ich mich meinen gewohnten Tätigkeiten - der passiven Lehrfunktion sowie der fotografierenden Unterstützung, der Abbildungen liebenden Gudi - hingeben. Dies bedeutet, dass ich es tatsächlich vollbringe, Robbert, der Anfangs drauf und dran ist, zum fliegenden Holländer zu mutieren, in einen Profi zu verwandeln. Die Damen absolvieren den Sport derweilen, so wie wir es von den unersättlichen Selbigen gewohnt sind, am liebsten in der Horizontalen. Für alle deren Kopfkino nun in Gefahr läuft, außer Kontrolle zu geraten, sei erwähnt, dass dies nur bedeutet, dass sie mutig und mit dem Kopf vorwärts, bäuchlings auf einem Pappkarton die Sandberge hinabgleiten. Im Tal angekommen stellen wir fest, dass wir tatsächlich noch immer die Einzigen sind, die blöd genug waren, im heutigen Sandsturm ihr Leben zu riskieren. Dies bringt aber den positiven Effekt mit sich, dass nicht nur unsere Haut ein äußerliches Peeling erlebt, sondern wir sogar innerlich komplett durchgeputzt werden - mein Stuhlgang hat noch nach drei Tagen Sommersprossen.
Nachdem ich nun einmal nicht nur wortwörtlich das Steuer übernehmen darf sondern auch vorgebe was zu passieren hat, fahren wir baldigst weiter in die Küstenstadt Swakopmund. In dieser borge ich mir ein Surfbrett samt kondomähnlicher Körperverpackung aus, um in den Fluten des Altantik nicht zur Eisstatue zu werden. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich sehr gerührt bin, dass Gudi, die mich offensichtlich tatsächlich liebt (was anscheinend an meinem Promi-Blogger-Status liegt) mich beim Surfen nicht aus den Augen lässt. Auch wenn meine Holde mich nicht im Stich lässt, die Wellen tun es. So nutze ich die Zeit um neue Freunde kennen zu lernen. Am Besten verstehe ich mich mit den, mich beobachtenden Vögeln Tick, Trick und Track und Johansson den Delphin. Abends entfache ich, um meine geknickte Männlichkeit wieder geradezurücken (Achtung: Metapher, alles okay) ein besonders großes Lagerfeuer und überlege ob das Guiness Buch der Rekorde eine Rubrik für die meisten Ländern dieser Welt, in denen jemand versucht hat zu surfen, ohne auch nur eine Welle erwischt zu haben, führt - ich glaube ich hätte gute Chancen.