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Tag 6: Aufbruch ins gelobte Land

Veröffentlicht: 13.07.2016

5.7.2016


Nach einer recht unangenehmen Nacht die mich den versifften Fußboden unseres Luxusresorts näher erforschen lässt, machen wir uns so schnell wie möglich Richtung Bahnhof auf. Nur weg aus dieser Gegend. Da wir wissen, dass uns eine klimatisierte, moderne U- Bahn erwartet, können uns die örtlichen Verlockungen – angefangen bei gefälschten Kleidungs – und Technikaccessoires hin zu Straßenverpflegung (welche nachweislicher Weise die Vorbereitung für eine Koloskopie mit sich bringt) kaum stoppen. Nein, das klingt jetzt sehr negativ und Indien hat durchaus sehr schöne, empfehlenswerte und ergreifende Seiten, aber nach 6 Tagen durchgehender Reise mit der Krönung einer Übernachtung in Indiens royalster Luxussuite reicht uns unser snobistische Reisestil langsam aber sicher. Also ab nach Nepal.

Angekommen am indischen U – Bahnhof stellen wir uns bald die Frage: „ Kann das wirklich dasselbe Land sein? Klimatisiertes Gebäude, saubere Gänge, Sitzplätze und kein Lärm?“ Auch der Flughafen verstärkt unsere Skepsis. Es macht den Eindruck, als wolle Indien sein wahres Ich erst nach der endgültigen und kaum reversiblen Ankunft seiner Gäste offenbaren.

Der Flug nach Nepal ist lange nicht so dramatisch, wie Gudi ihn prophezeit. Zwar kommt es immer wieder zu holprigen Episoden, doch da wir Essen serviert bekommen, haben wir etwas zum Ablenken. Auch die Landung am oft zitierten, angeblich hochalpin gelegenen Flughafen von Katmandu ist für uns ein Kinderspiel. Wie sehr der Stresspegel des Piloten bei der doch sehr steilen Landung durch die Wolken und der kurzen Landebahn in die Höhe schnellt wissen wir natürlich nicht. Eine Spezialausbildung braucht es aber auf jeden Fall, um auf diesem Flughafen zu landen. Ich bräuchte auch eine Spezialausbildung, um die Schmerzen, die mir Gudis Klammern bei der Landung zufügt, unbeschadet zu überstehen.

Das Visum checken wir uns mit links, und sofort ist auch ein Fahrer in den Ortsteil Thamel, welcher die meisten Quartiere und ein heißes Abendleben (fast alles sperrt um 9-10h) beinhaltet, organisiert. Man merkt uns langsam an, dass wir durchaus reiseaffin und durch die Herausforderungen Indiens geprägt sind. Es wirkt aber auch so, als sei Nepal eine Spur harmloser. Schon auf der Fahrt ins Quartier stellen wir einige Unterschiede zu Indien fest, die uns nach der letzten Woche vor Freude jauchzen lassen. Zum einen gibt es auf den Straßen Nepals auch Frauen. Freut vor allem die Damen, aber natürlich auch mein – bezüglich netten Blickfängen auf Entzug befindliches – Auge. Außerdem sind hier wesentlich weniger Menschen. Man kann sich vorstellen, dass auf normalen Straßen nur noch die doppelte, nicht aber die 4-5 fache Menschenmenge eines Mariahilferstraßen - Einkaufssamstags im Dezember ihr Unwesen treibt. Und die Tiere… sie sind zum Teil tatsächlich Haustiere, keine Straßenviehcher. Einzig der Gestank und die unglaublich verpestete Luft lässt uns schaudern. Dies ist, verglichen zu Indien, nochmals um einiges schlimmer. Nach einer zwanzigminütigen Taxifahrt bei offenen Fenster fühlt es sich an, als ob man sein Leben lang in einem Kohlebergwerk gearbeitet hätte. Ächz, keuch, Hallo Husten. Hauptsache halb Katmandu raucht noch zusätzlich – frei nach dem Motto: A scho wurscht (das ich an dieser Stelle aus dem nepalesischen übersetzt habe). Ein positiver Punkt zum Abschluss: es ist wesentlich kühler – ein ganz wichtiger Aspekt, wenn man an unseren Stimmungspegel denkt.

Angekommen im Quartier sind wir, vielleicht weil wir von unserem letzten indischen 5 – Sterne Pavillon sehr verwöhnt sind, entsetzt. So trauen wir uns doch tatsächlich, die Türschnalle ohne Tuch anzugreifen und liegen auch sehr schnell kaum ohne zu Schaudern im frisch überzogenen Bett. Ich muss schon sagen, die verschwindende Herausforderung den eigenen Ekel zu überwinden erschreckt uns in diesen vier Wänden ganz besonders. Spaß bei Seite… Welcome to heaven – Katmandu ist eindeutig der smarte, kleine Bruder des älteren und mit Reinlichkeitsproblemen kämpfenden Delhi. Zwar ist Katmandu Kettenraucher, dafür mag es Bepflanzung und hat auch eine viel sozialere und ruhigere Ader als sein westasiatisches Familienmitglied.

Nach einem kurzen Statusupdate auf Facebook, GMX usw. machen wir uns noch schnell auf den Weg, ein Abendessen einzunehmen. Bald stellen wir fest: Der kleine Bruder will für seine Dienste wohl mehr Geld. Er ist aber durchaus westlich orientiert, liebt ebenfalls gefälschte Kleidung und hat in seinem Weinkeller immer ein, zwei Fläschchen parat. Delhi hingegen geizt eher mit seinen Angeboten diesbezüglich.

Wir machen uns einen kurzen, schönen Abend, gönnen uns Pizza und Nudeln und bemerken, dass wir es sogar vertragen. Und wir uns vertragen. Taten wir vorher auch, aber ich denke die Stimmung zu halten fällt in diesem Umfeld doch ein wenig leichter. Früh wünschen wir uns eine gute Nacht und sind sicher, dass es auch eine werden wird.

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