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Tag 43: They don`t call it the Medium Barrier Reef.

Veröffentlicht: 16.08.2016

11.08.2016


Heute beginnen wir unseren Tag in derselben Stimmung wie wir den Letzen beendet haben: müde! Dies ist primär darauf zurückzuführen, dass wir schon um 5:30 aufstehen, um durch dichten Nebel und geblendet von fernlichtdurchfluteten Straßen unseren Weg zum Hafen Cairns anzutreten. Wie durch ein Wunder schaffe ich es trotz erwähnter Hindernisse und nur noch mit Restkoffein (des Vorabends) in der Blutbahn, uns ans Ziel zu geleiten. Dort haben wir zwar noch Zeit, der überaus starke Wind spricht sich allerdings gegen uns und unseren Campingkocher aus – worunter auch das Frühstück leidet.

Entgegen allen äußeren Umständen beschließen wir, voller Vorfreude auf unserem Katamaran einzuchecken. Einchecken? Ja richtig gelesen, wir müssen uns, bevor wir das Boot betreten dürfen, in einer flughafenähnlichen Halle einfinden und uns unsere Company aussuchen um dort klarzumachen, dass wir existieren und auch anwesend sind.

Am Boot selbst erwartet uns all das, was wir uns - für den viel zu hohen Preis - auch erhofft haben. Dies umfasst bei mir um diese erschreckende Abfahrtszeit (7:30) eigentlich nur Kaffee und eine ruhige Ecke. Nach einiger Zeit tuckert das Schiffchen aus dem Hafen und es offenbart sich, wie die kommenden Stunden ablaufen werden. So sind wir zu einem großen Teil von Australiern umgeben, die etwas mehr als den für eine Person kalkulierten Platz auf dem Schiff einnehmen – ja das Übergewicht hier erinnert (im wahrsten Sinne des Wortes) schwer an die USA. Auch ein paar deutsche Pensionistenpärchen lauern gefährlich nahe hinter uns und so müssen wir ausnahmsweise aufpassen, was wir von uns geben (eine Einschränkung, die nach wochenlangem, ungezügeltem und lautstarkem Klatsch und Tratsch überaus schwer fällt).

Während ich mich am Sonnendeck ausstrecke ruft Gudi: „Wal“ in meinen Halbschlaf hinein. Dies löst bei mir kaum eine Regung aus. Trotzdem grüble ich wieso mich Gudi auf etwas aufmerksam macht, dass ich doch schon längst weiß – und bin überzeugt, sie spricht von den fülligen Australiern. Nach einiger Zeit kommt mir in den Sinn, dass Gudi einen beleibteren Mitmenschen wohl nie als Wal bezeichnen würde, weshalb ich mich doch erhebe und gerade noch nie Schwanzflosse eines echten – aber ebenfalls sehr beleibten – Wals erblicken darf. In meiner Euphorie taufe ich den Wal – wie sollte es auch anders sein – Shamu (jeder 2. domestizierte Wal dieser Welt wird so genannt).

Einige Zeit später stoppt das Boot und wir befinden uns von einem Moment auf den anderen direkt am Rande des weltberühmten Great Barrier Reefs. Ich scharre in den Startlöchern wir ein Bulle vorm Rodeo, muss aber noch eine gefühlte Ewigkeit die Erklärung der einzelnen Tauchutensilien über mich ergehen lassen. Endlich werden wir zu Wasser gelassen (nein, wir sind keine Boote, trotzdem gefällt mir die Ausdrucksweise im Kontext der Erlaubnis in Selbiges zu gehen). Der erste Eindruck, den ich vom Great Barrier Reef habe ist vorrangig ein sehr Verschwommener, gefolgt von einem Gefühl des Ertrinkens. Dies liegt nicht an Freudentränen und einer durch Schockstarre ausgelöster Schwimmunfähigkeit, vielmehr leckt meine Taucherbrille so sehr, dass ich das Gefühl habe, in ihr selbst abzusaufen. Schnell stellt sich heraus, dass mein - mittlerweile mehr als ungezähmter – Schnauzer, dafür verantwortlich ist. Mit einer Handvoll Vaseline glätte ich die behaarte Stelle in meinem Gesicht (an dem die Brille aufliegt, für alle Haare in meinem Gesicht hätte es einen Kübel voller Fett benötigt). Dieser alte Tauchertrick zeigt Wirkung und sofort kann ich die atemberaubende Farben - und Artenpracht des Riffs wahrnehmen. Und diese ist ganz ehrlich geschrieben, tatsächlich eine Reise wert. So dürfen wir mitten in Fischschwärmen verweilen und riesigen, bunten Wasserbewohnern beim Sein zusehen. Direkt neben der Leine, an welcher Tauchlehrlinge von unserem Boot aus instruiert werden, entdecke ich einen riesigen…äh…blauen Fisch (siehe Foto). Dieser fasziniert mich so sehr, dass ich die Taucher komplett außer Acht lasse und mich mit vollem Tempo ungeachtet ihrer mir im Weg stehenden Körper in Richtung des Riesen stürze. Nachher wird mir berichtet, dass ich nicht nur einen von ihnen im Gesicht getroffen habe. Naja, wer ist solch riesige Fußverlängerungen (Flossen) schon gewohnt. Außerdem - Motto Europa: Ich habe dafür gezahlt, ich darf das;).

An einem zweiten Schnorchelspot offenbart sich uns sogar ein kleiner, von Möwen bewohnter Sandstrand, der sich optimal für karibikähnliche Fotoshootings anbietet.

Fazit der Bootstour: Ich habe zwar keine Schildkröten, dafür aber einen ziemlich großen Hai und unzählige anderer Fische entdeckt. Das Boot ist wirklich voll, die Verköstigung allerdings gut, weshalb ich es schaffe, den Eintrittspreis in Körperfett wieder von Bord zu schmuggeln. Außerdem bekommen wir Wale zu Gesicht, manche davon nur kurz und im Wasser, andere begleiten uns die gesamte Bootstour und sind eher an Deck zu finden. Alles in allem erklärt sich, wieso dieser Ort nicht Medium Barrier Reef sondern Great Barrier Reef getauft wurde, da er wenigstens einen kleinen Teil des großartigen und viel zu wenig erforschten Unterwasserlebens preisgibt.


Gudis glorreiche Gesetze:


Greif nichts an! Wir sind in Australien, du könntest es verletzen und es kann mit Sicherheit dich verletzen.

Diese Warnung hat wohl einiges an Wahrheitsgehalt. Nicht nur am Riff, auch überall sonst entdecken wir riesige (vermutlich giftige) Ameisen, überfahrene Riesenschlangen am Straßenrand und heute ist mir auf der Toilette sogar eine äußerst ungesund aussehende Spinne entgegengekommen.

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