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El Chaltén und El Calafate - Oder: Touristen über Touristen

Veröffentlicht: 15.01.2019

Nach unserer anstrengenden Wanderung und Zimmersuche am Vortag machen wir heute genau eine Sache: NICHTS. Ein bisschen schade, denn das Wetter könnte besser nicht sein: Warm, sonnig, klar und windstill. Eine Kombination, die hier nur sehr selten vorkommt. Doch an wandern ist heute einfach nicht zu denken! Und so erkunden wir den (abgesehen von Touristen eigentlich sehr kleinen) Ort, und schlemmen uns durch die leckeren Cafés und Restaurants. Hier gibt es so viel Auswahl, dass man gar nicht weiß, wo und was man zuerst essen möchte. Das war an der Carretera Austral deutlich anders, hier gab es nur sehr vereinzelt nette Restaurants und wir haben so gut wie jeden Abend selbst gekocht. Daher gönnen wir uns jetzt mal wieder einige Essen auswärts. Es gibt hier tatsächlich sogar ein veganes Restaurant! Und das in Argentinien! Und lecker ist es dazu auch noch :) Außerdem besuchen wir insgesamt zweimal das Restaurant "Maffia", das selbst gemachte, u.a. gefüllte Pasta serviert, und uns schon mehrfach von anderen Reisenden empfohlen wurde. Das erste Mal bereits von Engländern in El Bolson! Außerdem treffen wir uns hier noch mal kurz mit den belgischen Radlern und verbringen einen Abend mit Greg. Und wir erfahren, warum das Wasser am ersten Abend (und auch noch stundenweise an den folgenden Tagen) ausgefallen ist: das Leitungswasser kommt von den umliegenden, schmelzenden Gletschern. An warmen Tagen jedoch, wenn sehr viel Schmelzwasser von den Bergen kommt, ist der Druck auf die Wasserrohre zu hoch,  sie platzen unter dem starken Druck und müssen erst wieder repariert werden. Zu viel Wasser führt in dem Fall also zu Wasserausfall. Es gibt zwar auch Reservetanks, allerdings sind die aufgrund der vielen Touristen, Hotels und Restaurants sehr schnell aufgebraucht. Und so kann es schon mal sein, dass viele Haushalte einige Zeit ohne Wasser da stehen. Auch sonst merkt man die Auswirkungen vom Tourismus sehr stark. Die Preise in den Läden, Restaurants etc. sind teilweise höher als in Deutschland. Die Qualität des Essens zwar gut, aber die Portionen für die Preise viel zu klein. Wir bekommen auch mit, dass Einheimische in den kleinen Supermärkten hier weniger bezahlen als Touristen. Anders könnte hier auch sicherlich kein Argentinier überleben! Trotzdem hinterlässt das einen etwas komischen Beigeschmack und man kommt sich etwas ausgenutzt vor. Dazu kommt, dass viel nur in bar bezahlt werden kann, man aber an den einzigen 2 ATMs maximal 100€ pro Transaktion abheben kann und natürlich jedes Mal hohe Gebühren bezahlt. Die Banken verdienen sich also auch noch eine goldene Nase mit den Touristen. Abgesehen davon ist wohl auch immer mal wieder das Geld aus, da einfach zu viel abgehoben wird. Bei uns funktioniert es glücklicherweise jedes Mal, aber man merkt einfach, dass dieses kleine Örtchen dem wachsendem Tourismus nicht hinterherkommt.

Aber an den insgesamt 4 Tagen, die wir in El Chaltén verbringen, wird natürlich auch wieder gewandert! Zunächst aufgrund des Wetters "nur" auf einen nahegelegenen Mirador (Aussichtsberg), bei dem es uns fast vom Gipfel weht! Jetzt können wir verstehen, warum viele der Fahrradtouristen den Bus in den nächsten Ort (El Calafate) nehmen. Fahrradfahren ist bei diesen Windstärken zu gefährlich! Doch am kommenden Tag haben wir großes Glück: Es ist fast wolkenfrei und die Sonne scheint. Der perfekte Tag für das Wander-Highlight: Die insg. 20km zur Lagune am Fitz Roy und zurück. Glücklicherweise ist der dazugehörige Nationalpark Los Glaciares (noch?) kostenlos, ganz im Gegensatz zu seinem chilenischen Pendant, dem Torres del Paine mit irrwitzigen Eintrittspreisen. Vielleicht sollte man diese beiden Parks auch nicht miteinander vergleichen, trotzdem ist es uns wesentlich sympathischer keine Unmengen an Geld zu bezahlen um sich die Natur anzusehen. Sie ist doch für alle da, oder nicht? Auf dem Weg zum Fitzi, wie wir ihn liebevoll nennen, hängen noch ein paar Wolken in seinen Gipfeln, doch als wir an der Laguna ankommen ist es klar und wir haben die beste Sicht! Bis auf die letzten 1-2km ist die Wanderung sehr einfach, nur das letzte Stück zieht sich steil nach oben und die vielen Wanderer sammeln sich hier. Das ist ja nicht so ganz nach unserem Geschmack, aber was will man machen. An der Lagune angekommen vespern wir unser Brot mit (dem ersten, richtig schmackhaften) Käse und können beim Beobachten der Menschen, die alle auf einem ganz bestimmten Stein posen und sich fotografieren lassen, noch etwas lernen. Als ein Pärchen ihre Go-Pro auf dem Stein platziert, um ein Zeitraffer-Video zu machen, werden sie höflich gebeten diese doch woanders aufzustellen, denn bei diesem Stein handelt es sich um DEN "Instagram-Stein" !! "JEDER macht ein Foto auf diesem Stein und stellt es dann auf Instagram" wird den beiden erklärt. Wir schauen uns nur an und verschlucken uns fast am Brot. Es gibt einen "Instagram-Stein"?! Nun gut, lassen wir das mal unkommentiert. 

Wir fotografieren noch ein paar Touristen beim Posen und machen uns wieder auf den Rückweg. Da zieht es auch schon zu und Fitzi verschwindet hinter den Wolken! 

Am nächsten Tag geht es noch zur Lagune am Cerro Torre, ebenfalls ein sehr schöner Berg mit Gletschern. Nur die Farbe der Lagune ist nicht so schön wie am vorherigen Tag. 

Am folgenden Morgen wollen wir weiter ziehen nach El Calafate. Da das die Route der meisten Reisenden ist, versuchen wir unser Glück (zusammen mit viel zu viel anderen) mit dem Trampen. Doch es scheint, als hätten wir die Glückssträhne bei der Grenzüberquerung in Chile gelassen und so geben wir nach knapp 3 Stunden auf und nehmen den überteuerten Bus, in dem ausschließlich Touristen sitzen. 

Nach knapp 3 Stunden kommen wir in El Calafate an. Wesentlich größer als El Chaltén, trotzdem sehr touristisch, die Preise allerdings etwas niedriger. Hauptattraktion hier ist der 70km entfernte Gletscher Perito Moreno, den man mit einer überteuerten Busfahrt & viel Eintritt besichtigen kann. Wir sind noch unschlüssig, ob wir den besuchen werden, sieht er auf den vielen Postkarten und Plakaten doch sehr ähnlich aus wie der O'Higgins Gletscher, zu dem wir beim Grenzübergang mit dem Boot gefahren sind. Nicht dass es langweilig wäre, sich zwei von diesen gigantischen Gletschern anzusehen, doch die Preise und der Massentourismus schreckt uns etwas ab. Ohnehin sind wir nicht ganz schlüssig, wie wir mit der Reise weitermachen sollen. Am 30. Januar müssen wir in Punta Arenas sein und nehmen am nächsten Tag die Fähre nach Puerto Williams, den südlichsten Ort der Welt! Davor wollen wir eigentlich nach Puerto Natales, um den Torres del Paine Nationalpark zu besuchen. Da hier aber bereits vor Monaten die Camps für Mehrtages-Wanderungen ausgebucht waren (und wir daraufhin auch unsere Schlafsäcke zurückgeschickt haben), kommen für uns nur Tageswanderungen in Frage. Wir haben allerdings nun schon mehrfach erzählt bekommen, dass der sehr teure Bus von Puerto Natales 2-3 Stunden braucht, man erst spät im Park ankommt, hohen Eintritt bezahlen muss, einen Shuttle im Park braucht, der natürlich kostet und für eine Wanderung im hinteren Bereich noch ein überteuertes Boot nehmen muss, um überhaupt nur hinzukommen. Deshalb werden wir immer unsicherer, ob wir uns das überhaupt "antun" wollen. Auch wenn der Park selbst sicher traumhaft ist. 

Wir planen hin und her und kommen nicht so richtig auf einen grünen Zweig, wie wir die "übrige" Zeit noch sinnvoll nutzen können, bevor es in Punta Arenas weitergeht. Es gibt hier auch Flughäfen und wir überlegen schon, vielleicht noch ganz woanders hinzufliegen. Am zweiten Tag in El Calafate trifft dann auch Steve wieder ein und wir verbringen zwei schöne Abende zu viert, mit ihm und Greg. Tagsüber helfen wir Greg noch beim Kartons sammeln, denn er muss sein Fahrrad (wie viele andere hier) mit an Bord nehmen und braucht dafür eine Box. Eigentlich hatte er eine reserviert, doch - wie könnte es auch anders sein - der Ladenbesitzer hat sie einfach an jemanden anders verkauft und bekommt auch keine mehr her. Die Nachfrage hier ist groß, doch scheinbar interessiert es hier keinen, dass die Fahrradtouristen ein echtes Problem haben, wenn sie an keine Box kommen. Also basteln sich die meisten selbst ihre Box, aus einzelnen Kartons und meterweise Tape. 

Greg und Steve fliegen (sogar am gleichen Tag) als nächstes für ein paar Tage nach Buenos Aires. Und so kommt die - etwas verrückte - Idee auf, noch mal nach BAires zu fliegen (beim letzten Besuch waren wir ja etwas stadt-müde und haben deshalb nicht allzu viel gemacht), in dem Haus der Mutter von Jan's Kumpel zu schlafen und uns noch mal mit den anderen zu treffen. Im ersten Moment etwas komisch, nachdem wir uns doch jetzt monatelang nach unten "gekämpft" haben, aber andererseits: Warum nicht? Noch mal ein bisschen Wärme tanken, entspannen, das Haus genießen und vielleicht sogar baden gehen. Ein kleiner "Urlaub vom Urlaub" also. Wir haben zwar schon Busticktes für den nächsten Tag nach Río Gallegos, doch von dort aus sind die Flüge ohnehin günstiger. Wir recherchieren etwas und buchen letztendlich die Tickets! Buenos Aires - wir kommen! :-) 

So werden wir vom 19.01.-29.01. noch einmal die Hauptstadt unsicher machen, den Torres del Paine Nationalpark auslassen und am 30.01. in Punta Arenas mit unserer Patagonien-Reise fortfahren. 

Bis zum Flug haben wir noch 2 ganze Tage und so schauen wir uns die 80.000 Einwohner Stadt Río Gallegos näher an. Endlich sind wir wieder die fast einzigen Touristen und wenn man die Stadt anschaut, weiß man auch warum. Alles wieder etwas hässlicher und nicht so rausgeputzt wie die Touri-Orte. Doch das ist auch mal schön :) Wir gehen eine Jeans für Lisa shoppen (da die alte einen sehr modischen Riss am Knie bekommen hat) und entdecken doch noch den schönen "Strand" am Ufer des Flusses, der ins Meer mündet. Wir haben Zeit zum Lesen, kochen wieder selbst unser Abendessen und sortieren Dinge aus, die wir hier im Hotel aufbewahren können und nicht mit nach BAires nehmen werden. Wir klären alles für unseren erneuten Aufenthalt im Haus und freuen uns schon sehr, morgen früh in den Flieger zu steigen und ins (per Flugzeug gerade mal) 3 Stunden entfernte BAires zu fliegen! Wer hätte das gedacht, dass wir hier noch mal aufschlagen werden! :-)

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