Veröffentlicht: 16.11.2017
Über Greymouth und den Victoria Forest Park geht es von der West-Coast wieder an die East-Coast der Südinsel. Unser Ziel dort heißt Kaikoura, wieder einmal.
Kaikoura ist für mich einer der schönsten Orte auf der ganzen Welt und fühlt sich schon wie ein Zuhause an. Vielleicht mag das daran liegen, dass ich in dieser Stadt quasi nach meinem Flug angekommen bin und es sozusagen das erste war, was ich von der Südinsel gesehen hab. Bereits damals hat mich die Kulisse mit den schneeweißen Bergen im Hintergrund und dem Ort am Ozean im Vordergrund sehr beeindruckt. Für mich war genau das immer das Sinnbild von Neuseeland - mehrere tausend Meter hohe Berge direkt am Meer. Kaikoura liegt nämlich genau zwischen den Bergen und dem Meer, was einfach unglaublich ist. Der Strand direkt vor der Tür und Mt. Lyford zum Skifahren nur knapp 45 Minuten entfernt - besser geht es nicht.
Schon während unserer Skisaison haben wir einige Zeit in Kaikoura verbracht. Entweder zum feiern, einkaufen oder einfach chillen. Deswegen kenne ich den Ort schon sehr gut, als wir wieder zurück kommen. Auch viele Gesichter kennt man schon, da die Stadt überschaubar ist.
Leider muss ich mich von Victor und Johana verabschieden, die ihre Reise an der West-Coast langsam Richtung Auckland fortsetzen wollen. Kinga hingegen kommt mit nach Kaikoura und Lucile ist ohnehin schon dort nach ihrem kleinen Trip. In Kaikoura treffen wir uns auch noch mal mit unseren Bossen Tim und Hamish und ihre Familien aus dem Skigebiet. Des hat uns alle sehr gefreut sie wieder zu sehen. Im Sommer betreiben sie ihre Bars und Restaurants in der stadt. Bruce und Tom sind dagegen schon längst wieder am Skilehrern in Canada und Österreich.
Unser Plan ist es, eine entspannte Woche in Kaikoura zu verbringen. Ich hätte nicht gedacht, das rumreisen so anstrengend sein kann und ich behaupten würde, eine bisschen Erholung muss jetzt sein. Deshalb gehen wir die Woche etwas gechillter an. Wir pennen auf dem Camping-Ground direkt am Strand, was einer der besten Plätze in ganz Kaikoura ist. Wenn es dort Richtung Wochende geht, wird der begehrte Spot oft sehr voll. Obwohl jetzt noch nicht mal Hauptsaison ist, strömen schon deutlich mehr Menschen in ihren Wohnmobilen und Campervans in die Stadt als noch in den Wintermonaten.
Im Endeffekt verbringen wir die Tage dann oft am Meer oder wir begleiten Kinga zum Surfen. Der Spot Mangamaunu, knapp 20 Minuten von Kaikoura, ist sehr beliebt, auch bei den Profis. Abhängig natürlich von den Gezeiten und dem Wetter, können hier auch mal bis zu 3 Meter Wellen rein brechen, an ruhigen Tagen eignet sich der Spot aber auch perfekt für Anfänger.
Außerdem wandern wir auf den Mt.Fyffe, welcher quasi der Hausberg von Kaikoura. Ungefähr 6 Stunden brauchen wir zum Gipfel, der Weg ist gut ausgebaut und nicht all zu schwierig. Die meisten Wanderer verbringen eine Nacht auf der Hütte auf halbem Weg, um sich mehr Zeit lassen zu können. Wir wollen aber alles an einem Tag machen und den Aufwand uns sparen, der mit der Hüttenübernachtung in Verbindung steht. Vom Gipfel aus ist die Aussicht wirklich schön und man kann sehr weit in die Ferne blicken. Man kann auf der einen Seite Kaikoura und das Meer betrachten, und auf der anderen Seite tief in die Canterbury-Alps hineinschauen. An einem so guten Tag wie bei uns mit klarer Sicht kann man sogar die Nordinsel von dort oben sehen. Nach einer Pause am Gipfel geht es dann wieder zurück, aber nicht über den selben Weg, sondern diesmal über das Cowhai Valley, was deutlich interessanter und spannender ist als der Aufstieg.
Einen anderen Tag verbringen wir auf der Kaikoura-Penisula, welche ein bisschen südlich von dem Ort ins Meer rausragt. Dort kann man den Seelöwen richtig nahe kommen, wenn man sich traut. Beim Rückweg am Strand entlang wimmelt es nur von ihnen, egal ob klein oder groß, alle ruhen sich hier auf den Steinen in der Sonne aus. Auch sonst sollte man die Augen in Kaikoura immer auf das Meer richten, denn man weiß nie ob im selben Moment Dusky - oder Hektor-Delphine am Horizont ihre Sprünge machen oder man einen Waal mit seiner Fontäne erkennen kann.
Die Wale und Kaikoura, des passt wie die Faust aufs Auge. Vor der Küste liegt nämlich ein riesen Restaurant mit allem, was den riesen Hunger eines Wal's bestens befriedigen kann, egal welche Art. Einige Arten von den Walen kehren jedes Jahr zurück bei ihrer Reise um Neuseeland und sind schon bekannt, andere werden dort zum ersten Mal gesehen. Abhängig ist das ganze natürlich auch von der Jahreszeit. Ein Stammgast hingegen ist der Sperm-Whale.
Kaikoura hat sich ganz klar gegen den Walfang entschieden und der letzte Wal wurde im 19. Jahrhundert getötet. Weil sie genau wissen, welches Business sie heute mit den Königen des Ozeans machen können. Knappe 190$ muss man für eine Tour auf den Tisch hauen. Das Unternehmen Whale-Watch Kaikoura ist das erfolgreichste Tourismus-Unternehmen in Neuseeland und zählt zu den Top 10 auf der ganzen Welt. Jährlich strömen tausende von Touristen aus aller Welt auf die 5 Boote, die jeweils eine Kapazität bis zu 50 Personen haben. Touren werden jeden Tag von 6 Uhr morgens bis 4 Uhr nachmittags angeboten. Bei schlechtem Wetter und hohem Seegang wird meistens nicht gefahren, da schon bei guten Bedingungen viele Touristen auf den Boten seekrank werden.
Auch wir entscheiden uns die Tour zu machen. Beim ersten Versuch sind wir leider nicht erfolgreich und wir bekommen keinen Wal zu Gesicht, sondern nur ein paar Albatrosse und andere Vögel sowie Seelöwen. Auf der Tour wird allerdings auch sehr viel erzählt, nicht nur über die Wale sondern auch über Kaikoura und sein Riff. Da bekommt man bei einer 2-3 stündigen Tour so einige interessante Fakten zu hören. Eine Rückerstattung greift in diesem Fall wie bei uns jetzt immer und der Kapitän kann bestimmten, wie viel Prozent zurückerstattet werden (je nach dem wie viel gesehen wurde und was) - bei uns wären es 80% gewesen. Allerdings konnten wir glücklicherweise über Connections umsonst mitfahren, da es noch Restplätze auf dem Boot gegeben hat.
Zum Glück bekommen wir nochmal die Chance und beim zweiten Mal sind wir dann erfolgreich und bekommen einen Sperm-Whale zu sehen. Der Wal liegt für knappe 15 Minuten an der Oberfläche und tankt Sauerstoff wieder nach, bevor er dann für knapp eine Stunde oder sogar länger tauchen geht und sich auf dem Meeresgrund auf Futtersuche begibt. Deshalb ist es nicht ganz leicht immer, den Wal zum richtigen Zeitpunkt zu erwischen, da er davor auch erstmal gefunden werden muss mit Hilfe eines Hydrophones. Unser Wal ist mit knappen 20 Metern länger als das Boot und es ist wirklich beeindruckend, ihn von so nahe betrachten zu können, auch wie immer wieder Wasser über ihm herrausspritzt. Wenn er dann genug Sauerstoff getankt hat, taucht er wieder ab und das ist meistens der spektakulärste Teil. So ist es auch bei uns, denn unserer lässt zum Glück die Flose richtig weit in die Luft ragen beim eintauchen. In diesem Moment sollte man besser die Kamera zücken, denn noch mit der schneeweißen Bergkulisse im Hintergrund ergibt das eins der besten Fotomotive überhaupt, welches man auch auf jeder Postkarte aus Kaikoura findet. Danach ist die Action auch schon vorbei und es geht wieder zurück in den kleinen Hafen im South Bay , was knapp 10 min von Kaikoura auf der anderen Seite der Penisula liegt. Insgesamt war es sehr interessant und spannend, auch weil die Kapaitäne die Waale immer erst aufspüren müssen und es keine Garantie gibt. Das Whale-Watching ist ein Must-Do für jeden, der in Kaikoura vorbeikommt. Die meisten kommen eh alleine deswegen schon nach Kaikoura, doch meiner Meinung hat es noch viel mehr zu bieten als nur die Wale.
Während dieser Tage haben wir uns nebenbei für einen neuen Job beworben, und zwar bei SprayMarks als Traffic-Controller. Lucile arbeitet bereits schon dort seit gut einer Woche, Kinga und ich wollen dort auch anfangen. Um Kaikoura herum, sowohl auf dem Highway in Richtung Süden als auch in den Norden findet man sie überall - die fröhlichen, manchmal auch tanzenden, jungen Leute, die eine oragene Weste und einen weißen Helm tragen, die Hand immer am Stop/Go - Schild haben, aber trotzdem immer freundlich winken, wenn man an ihnen vorbeifährt. Ihr Job besteht darin, den Verkehr zu leiten, wobei das einzige Hilfsmittel dabei das Mikrofon und Stop/Go - Schild ist. Eine Metapher wäre in diesem Fall eine Ampel. Doch wieso braucht man all diese jungen Menschen hier? Das werden sich viele fragen.
Blickt man genau ein Jahr zurück, fand direkt unterhalb von Kaikoura in geringer Tiefe eines der schwersten Erdbeben der Geschichte in Neuseeland statt, und zwar mit der Stärke 7,1. Der Highway im Norden wurde dabei nahezu komplett zerstört. Insgesamt gibt es dort 8 rießige Slips, die die Straße im Meer verschwinden lassen haben. Für den öffentlichen Verkehr ist die Straße bis heute noch gesperrt, auch ein Jahr nach dem Erdbeben. Allein bis die ersten Bagger sich ihren Weg durch alle Slips gemacht haben, sind einige Wochen vergangen. Im Süden dagegen ist es nicht ganz so heftig. Dort kann der Verkehr am Wochende fast ganz normal laufen, aber nur einspurig. Unter der Woche ist die Straße allerdings auch für die Öffentlichkeit gesperrt, damit die Arbeiter in Ruhe arbeiten können. Die Traffic-Controller werden benötigt, da wir normale Autos, große Trucks, Bagger und Helikopter zusamnen koordinieren müssen. Eine Ampel wäre hier nicht smart genug und macht wenig Sinn, da manche Situationen zu komplex sind und auch spontan entschieden werden muss, auf die jeweilige Situation angepasst. Fast alles was auf den beiden Baustellen im Süden und Norden mit Verkehr zu tun, liegt in den Händen von SprayMarks.
Bei dem Erdbeben hat sich die ganze Küste verändert und die Berge sind teilweise gewachsen, komplett neue Strände entstanden und neue Felsen ragen heute aus dem Wasser heraus. Das größte Problem sind dabei die Erdrutsche und der Felsstürze gewesen. Zum Glück hat sich das Beben in der Nacht ereignet, sodass niemand auf der Straße ums Leben gekommen ist.
SprayMarks gab es auch schon vor dem Erdbenben, nur gab es noch nie mehr Traffic Controller als im Moment. Die Zeit drängt, denn Teile der Straße sollen noch vor Weihnachten geöffnet werden. Normalerweise besteht die Aufgabe nicht darin Trucks und Bagger sowie ganze Konvoys auf einer Baustelle zu koordinieren, sondern einfach nur den Verkehr stoppen oder fahren lassen, wenn zum Beispiel ein Streifen gesperrt ist oder auch nur der Randstein beispielsweise. Allgemein kann man sagen, dass ein Traffic-Controller dazu da ist, die Arbeiter vor dem restlichen Verkehr zu schützen, dass sie in Ruhe arbeiten können.
Und nein, natürlich ist das kein Traumjob, den jeder machen will. Schon gar nicht jeder hält es aus, 12 Stunden oder manchmal sogar mehr den ganzen Tag nur ein Stop/Go - Schild zu drehen. Der einzige Grund, warum so viele Backpacker diesen Job machen wollen ist, dass es sehr gut bezahlt wird und man quasi so viel Arbeiten kann wie man möchte. Das heißt, viel Geld in kurzer Zeit und das ist doch das Ziel jedes Backpackers am Ende des Tages. Nicht destotrotz arbeiten hier auch viele Einheimische, die sich eine goldene Nase verdienen oder neben der Schule hier am Wochenende oder Abends jobben. Insgesamt aber gefällt es mir bis jetzt ganz gut, da die Leute aus den Team super Lustig sind und man immer eine gute Zeit hat, auch wenn es manchmal sau langweilig sein kann, wenn man nicht wirklich was zu tun hat.
Der Plan ist, noch bis Ende November hier zu arbeiten..
[Fortsetzung folgt]