Mein Auslandssemester in Mexiko
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29/09 - 01/10 - San Cristóbal de las Casas

Veröffentlicht: 06.10.2017

Freitag: Busfahrt und Ankunft in San Cristóbal

Nach einer ziemlich anstrengenden Woche mit vier Prüfungen (davon drei am Donnerstag) war es dringend Zeit für eine nächste Reise! Am Dienstag hab ich während dem Lernen spontan das Hostel gebucht, am Mittwoch das Busticket gekauft, am Donnerstag war ich um 21:00 mit meiner letzten Prüfung fertig, um 21:45 daheim, um 22:15 war ich fertig mit packen, um 22:30 hab ich meine letzte Hausarbeit hochgeladen, dann war tatsächlich noch kurz Zeit zum Essen und Lunchpaket für eine 17-stündige Busfahrt packen, um 23:00 kam mein Uber zum Busbahnhof und um 23:30 bin ich in den Bus nach San Cristóbal de las Casas gestiegen. Vor mir lagen 17 Stunden Busfahrt, um mich von der anstrengenden Woche zu erholen - gut, dass ich die Gabe hab, immer und überall tief und fest zu schlafen ;-). So hab ich von den ersten 8 Stunden Fahrt gar nichts mitbekommen und bin erst aufgewacht als wir einen Halt an einer Raststätte gemacht haben.

Raststätte auf dem Weg nach San Cristóbal


Essen wollte ich nicht (das Obst in meiner Tasche schien mir eine deutlich gesündere Alternative als Tacos zum Frühstück ;-)), aber ich fand es auch so ziemlich spannend, mich mal mitten in der Pampa ein bisschen umzuschauen und mir 20 Minuten lang die Füße zu vertreten. Hier ein paar Schnappschüsse, die dabei entstanden sind...

Entlang des Wegs von Mérida nach San Cristóbal


Entlang des Wegs von Mérida nach San Cristóbal


Angekommen in San Cristóbal war mir schon nach den ersten 5 Minuten Fußmarsch klar, dass sich die lange Anreise gelohnt hat. Die Stadt ist wunderschön und strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus.

Bunte Straßen und Gässchen in San Cristóbal


Auch das Hostel war ein Volltreffer: saubere Zimmer und Badezimmer, ein wunderschöner Innenhof, viele coole Backpacker und - was ich am nächsten Morgen herausstellte - ein super leckeres Frühstück mit verschiedenem frischen Obst, frisch gepresstem Obstsaft, frischem Vollkornbrot (!!!), hausgemachter Marmelade, Rührei, Müsli und gutem Kaffee.

Innenhof Hostel Posada del Abuelito


Da es schon ziemlich spät war, als ich angekommen bin, sind wir am Freitag Abend dann nur gemeinsam in die Stadt, um was zu essen und uns mit einer leckeren heißen Schokolade aufzuwärmen (ich hab tatsächlich bei 20 Grad gefroren - bin die "Kälte" einfach nicht mehr gewohnt ;-)). Außerdem hab ich für Samstag noch eine geführte Tour in zwei indigene Dörfer in der Umgebung gebucht.


Samstag: San Juan Chamula und Zinacantán

Nach dem wie bereits erwähnt sehr leckeren Frühstück hab ich mich mit zwei Indern aus meinem Hostel, zwei Holländerinnen und Cesar (dem Guide von unserem Hostel) auf den Weg "in die Berge" rund um San Cristóbal gemacht, um dort zwei indigene Maya-Dörfer zu besuchen.

Gebirge rund um San Juan Chamula


San Juan Chamula

Erster Stop: Friedhof von San Juan Chamula. Dort hat uns Cesar eine erste Einführung in die Maya-Kultur gegeben und uns quasi darauf vorbereitet, das Dorf San Juan Chamula und seine Bewohner zu besuchen, die grundsätzlich nichts gegen Besucher und Touristen haben, so lange man ihre Kultur und ihre Regeln respektiert. Deshalb konnte ich leider, leider nicht alles fotografieren, was sehenswert und beeindruckend war.

Friedhof von San Juan Chamula


Nachdem das Wichtigste erklärt war und wir auch schon einen kleinen Einblick in die Kultur und Geschichte erhalten haben, haben wir uns zu Fuß auf den Weg ins Dorf gemacht.

In den Straßen von San Juan Chamula

Das Herz des Dorfes sowie der Dorfkultur ist die zentralgelegene Kirche und der Marktplatz direkt vor der Kirche.

Marktplatz von San Juan Chamula

Wie schon gesagt, die Kirche wurde zwar bei dem Versuch die Mayas zu missionieren von den katholischen Spaniern erbaut, diese waren bei ihrem Vorhaben jedoch nur mäßig erfolgreich. Denn die Mayas hielten glücklicherweise an ihrer Kultur fest und haben nur ein paar katholische Einflüsse (wie z.B. katholische Heilige) mit in ihre Religion und ihre Zeremonien mitaufgenommen. Diese halten sie bis heute in täglichen Zeremonien aufrecht, was den Besuch der Kirche zu einem absolut beeindruckenden Erlebnis machte.

Kirche von San Juan Chamula


In der Kirche durften leider keine Fotos gemacht werden, deshalb kann ich nur über meine Eindrücke schreiben.

Eingang zur Kirche


In der Kirche ist weder ein klassischer Altar, noch gibt es Bänke. Dafür ist der ganze Boden mit Piniennadeln ausgelegt und an den Wänden entlang stehen jede Menge Statuen von Heiligen und davor kleine Altäre. Die Dorfbewohner sitzen auf dem Boden vor den entsprechenden Heiligen und halten ganz individuell allein oder in kleinen Gruppen ihre eigenen Zeremonien ab. Dazu gehören viele Kerzen (es ist quasi der ganze Boden übersäht mit brennenden Kerzen, so dass beim Durchgehen Vorsicht geboten ist), verschiedenfarbige Getränke (darunter auch Cola und ein traditioneller Maya Schnaps) und Sprechgesang. Um psychische Krankheiten zu heilen (die Seele wieder zurück in den Körper zu holen) opfern Schamanen auch Hühner oder Truthähne in der Kirche. Es herrscht ein reges Kommen und Gehen und dennoch eine sehr andächtige Atmosphäre. Der Besuch in der Kirche von San Juan Chamula war bisher eine meiner ergreifendsten un beeindruckensten Erfahrungen hier in Mexiko. Das lässt sich leider gar nicht alles in Worte fassen.

Das Ende einer Zeremonie vor der Kirche


Nach der Kirche haben wir noch einen Hausalter eines religiösen Oberhauptes besucht (auch dort darf man keine Fotos machen) und viele weitere sehr beeindruckende Dinge über die Maya-Kultur und -Religion gelernt (Bedeutung der Kerzen, der Getränke, die verschiedenen Opfergaben, symbolträchtige Instrumente während Zeremonien, Rolle von Mann und Frau) - das alles hier zu erklären würde die meisten wahrscheinlich langweilen und auch deutlich den Rahmen sprengen.

Zum Schluss unseres Besuchs in San Juan Chamula war es Zeit für einen Besuch auf dem Markt, um selbst mit der Kultur und den Bewohnern direkt in Kontakt zu kommen.

Markt in San Juan Chamula


Obst und Gemüse portionsweise gestapelt


Zinacantán

Auf dem Dorfplatz in Zinacantán


Das Dorf Zinacantán liegt nur ca. 15 Minuten mit dem Auto von San Juan Chamula entfernt und auch dort leben Mayas - die Kulturen unterscheiden sich jedoch deutlich: sie sprechen eine andere Sprache, tragen andere Kleidung, in dem einen Dorf heiraten Männer mehrere Frauen, im anderen nur eine Frau - um nur ein paar der Unterschiede zu nennen. Auch waren die Bewohner Zinacantáns deutlich aufgeschlossener Besuchern gegenüber.


Dorfkirche in Zinacantán

Männer vor der Kirche in Zinacantán

Kinder im Festtagsgewand in Zinacantán

Nach dem Besuch der Dorfkirche  (ebenfalls ohne Bänke, dafür mit vielen Kerzen und Blumen) und der Feierlichkeiten, die vor der Kirche stattgefunden haben, durften wir zum Abschluss der Tour noch eine indigene Familie in ihrem Haus besuchen. Dort haben wir nicht nur aus Nächte Nähe gesehen, wie die Mayas leben, sondern auch wie die Mädchen und Frauen die wunderschönen Textilien weben (typische Artesanía aus Chiapas).

Selbstgewebte Textilien einer Familie in Zinacantán

Bei der Arbeit: Weben ist eine Geduldsprüfung

In der Küche der Familie


Zurück in San Cristóbal haben wir dann zu dritt (die zwei Holländerinnen und ich) die Tour noch bei einem gemütlichen und vor allem sehr leckeren Kaffee (so guten Kaffee wie in Chiapas hab ich schon lange nicht mehr getrunken und gibt es auch sonst nirgends in Mexiko) und einem Besuch auf dem Markt ausklingen lassen.


Frische Tacos auf dem Markt


Abends hab ich mich dann mit ein paar aus'm Hostel zur Free Walking Tour verabredet, um uns San Cristóbal von einheimischen jungen Leuten zeigen zu lassen und ein paar weniger bekannte Stellen der Stadt kennen zu lernen - ebenfalls eine durchaus gelungene Tour (wenn auch nicht ganz so tiefgründig und lehrreich wie die Tour am morgen ;-))

Ein kleines Café versteckt in den Straßen von San Cristóbal


Ein Blick in eine Seitengasse


Gemüsegarten auf einer Dachterasse


Die Sonne versinkt über den Bergen rund um San Cristóbal


Und plötzlich stehen wir in einem wunderschönen Innenhof


Nach diesem erlebnisreichen Tag zurück im Hostel habe ich in unserem Zimmer Olivia aus London kennen gelernt. Wir waren uns auf Anhieb total sympathisch und sind dann direkt nochmal los in die Stadt. Dort hat sie mir bei dem ein oder anderen Gläschen Wein von ihrem Projekt erzählt. Es ist eine lange Geschichte, aber um es für euch kurz zu fassen: sie ist dabei, in London eine Boutique für Fairtrade Kunsthandwerk aus Zentralamerika aufzumachen und war deshalb gerade auf Einkaufsreise. Der Abend war total nett und ging dann doch länger als erwartet und Olivia ist definitiv eine der beeindruckendsten Personen, die ich bisher auf Reisen kennen gelernt habe!


Sonntag: Cañon del Sumidero

Nachdem alle, die ich im Hostel getroffen habe, mir ans Herz gelegt haben, unbedingt eine Tour zum Cañon del Sumidero zu machen, hab ich beschlossen, die paar Stunden am Nachmittag, dir mir danach noch in San Cristóbal bleiben, müssen reichen.


Ein gigantischer Wasserfall im Cañon del Sumidero

Früh morgens ging es los und nach eine kurvigen Fahrt im Colectivo sind wir mit einem Boot durch den Cañon geschippert. Und tatsächlich, die Anblicke, die die Natur uns da geboten hat, waren es definitiv wert! Unter anderem haben wir das originale Motiv des Wappens von Chiapas bestaunt und außerdem jede Menge Krokodile in freier Wildbahn (teilweise aus nächster Nähe) gesehen.


Cañon del Sumidero - Motiv des Wappens von Chiapas


Krokodile im Cañon del Sumidero


Affen im Cañon del Sumidero


Zurück in San Cristóbal blieben mir noch 5 Stunden, um die Atmosphäre der Stadt zu genießen, meine ersten Souvenirs  (Artesanías aus Chiapas) auf dem Markt zu kaufen, mir ausreichend zu essen für die 17-stündige Rückfahrt zu besorgen, mein Gepäck im Hostel zu holen und zum Busbahnhof zu laufen. Im Hostel hab ich Olivia nochmal getroffen, die gerade dabei war ihre Einkäufe zu fotografieren und hab trotz aller Eile mir noch alle ihre Errungenschaften angeschaut  (da hätt ich am liebsten gleich nochmal eingekauft) und irgendwie saß ich dann um 19:00 Uhr mit Sack und Pack und ausreichend Verpflegung im Bus. Erschlagen von den vielen verschiedensten Eindrücken und einfach nur überglücklich darüber, dass ich trotz der langen Busfahrt beschlossen habe, nach San Cristóbal zu fahren. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt! (Und wenn ich nicht am Dienstag eine Prüfung gehabt hätte, wär ich glaub ich einfach noch eine Nacht länger geblieben...)


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