Reisefischer Kanada
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#56 "Ich bin der Chef"

Veröffentlicht: 23.09.2023

Grüß dich,

hier wieder für die Ohren:

https://bit.ly/48SNABR (48 Minuten)

Es wird langsam echt immer kälter. Mittlerweile haben wir täglich Bodenfrost und um die 0 °C. 🥶Leider lag meine Jacke draußen und durch den nächtlichen Regen war sie am morgen sehr gut durchgefroren, aber ich kann es nicht oft genug sagen, sobald die Sonne herauskommt, wird es sehr schnell sehr warm. Sonst hatte ich am Montag noch den Gedanken, dass, wenn man gerade alle benötigten Materialien vorliegen hätte, könnte man den Rohbau an einem Tag beenden (dachte ich bis dahin 😂). Es ist wirklich nicht mehr viel zu machen, außer die Fenster, restliche Deckenverkleidung und der restliche Boden. Danach wird einmal alles abgeschliffen, Propankamin rein und irgendwo hoffentlich noch eine Lampe.  Ich hoffe auch, dass Jenny deutlich mehr Pflanzen aufstellt. Die fehlen hier komplett. 

Ich habe mich der letzten Öffnung am Dach gewidmet. Hierbei habe ich erst mal eine kleine Konstruktion in die Dachschrägen reingezaubert, bevor ich die Spanplatten zurecht sägen konnten. Dieses Zurechtsägen der Spanplattenteile hat echt deutlich länger gedauert als angenommen. So verging der Tag mit einem noch sehr großen Loch. Die Nacht hatte ich sehnsüchtig herbeigesehnt, denn es war möglich Polarlichter zu sehen! 😍Es wurde spät und dunkel. Die ersten Freunde in Kanada posteten Polarlichtbilder und auch die Tagesschau berichtete von Polarlichtern über Deutschland (!). Was soll ich sagen, meine Erwartungen wurden wieder komplett zerstört. Ich habe immer, also wirklich IMMER, wenn bei mir Polarlichter möglich sind scheiß Wolken! Es kann nicht sein, dass einfach eine riesige Wolkenfront über mich hinwegzog. Was wäre das für ein Geschenk, wenn ich die Polarlichter in Kanada sehen könnte. Wie ärgerlich, dass der Roadtrip in den Norden nicht klappt. 😭💔😩

Der Dienstag startete mit einer Überraschung. Auf dem Weg zum Haupthaus blickte ich nach rechts und was sah ich dort? Schneebedeckte Berge. Somit ist die Wintersaison auf den Bergen eröffnet. 🥶Es sah immer wieder beeindruckend schön aus, wenn man aus der Küche in das Wohnzimmer ging und die Berge sah. Das erste Mal Schnee. Interessant war auch die spätere Kombination. Oben waren dunkle Wolken und unter denen zog der rote Rauch vom Waldbrand entlang und wiederum unter diesem Rauch hat es auf den Bergen geschneit.

Mittwoch war nun der Tag, an dem ich alle Aufgaben zu übernehmen hatte. David hatte am Mittwoch seine Operation am Herzen und Jenny wollte zu erst nicht mit. Diese Entscheidung fand ich ehrlicherweise nicht gut, schließlich ist es ihr Ehemann, der einfach am Herzen operiert wird. Sie hatte sich aber für Baustelle und Lodge entschieden. Diese Entscheidung hat sie zum Glück nach der Abreise von David (dieser ist bereits am Montag aus verschiedenen Gründen nach Vancouver gefahren) geändert und hat mir mitgeteilt, dass sie am Mittwoch nach Vancouver fliegen wird.

Somit war ich nun alleine und "der Chef der Lodge und Baustelle" 😅😎und der Tag begann auch gleich mit dem Frühstück der Gäste. Dabei war es ein Pärchen aus England und eines aus der Schweiz. Das Pärchen aus England ist immer sehr schnell fertig bei den Mahlzeiten und reden auch nicht sonderlich viel, daher waren sie auch bereits fertig, als das andere Ehepaar kam. Diese waren das komplette Gegenteil und haben die ganze Zeit erzählt. Somit war der Vormittag auch superschnell vorbei. Das Ehepaar ist dann auch abgereist und ich habe mich wieder der Baustelle gewidmet. Es ging weiterhin langsam voran, aber die Innenseite war fertig. Ich bin echt dankbar dafür, dass Jenny alles vorgekocht hatte und ich lediglich nur Gemüse anbraten und den Salat machen musste. Deshalb habe ich, wie es natürlich jeder Küchenchef macht 😂, mit einem Handtuch über der Schulter, dem Hemd nur halb in der Hose und mit guter Musik tänzerisch die Küche sauber gemacht und den Salat geschnippelt, bis plötzlich zwei Männer im Haus standen. 😅 Das waren die zwei neuen Gäste, die die Klingel wohl nicht gesehen hatten. Ich habe den zwei Männern ihre Kabinen und das Grundstück gezeigt, bevor es wieder in die Küche ging und ich dann wieder einmal gestört wurde, denn eine neue Holzlieferung kam natürlich auch noch an. 😂 Zum Glück hatte ich mit der Vorbereitung des Abendessens früh genug angefangen, sodass alles noch geklappt war. Da ich selten im Raum war, während die Gäste gegessen haben und das englische Pärchen wieder sehr schnell fertig war, hatten sie sich untereinander auch nicht so viel zu erzählen und so waren alle drei Gänge nach 48 Minuten vorbei. Bombe! 😂Ich weiß, ich hätte natürlich auch für etwas Unterhaltung sorgen können, aber ich wusste ja, dass das englische Pärchen nicht viel redet und die anderen beiden hatten einen langen Arbeitstag hinter sich (gute Ausrede, ich weiß😎😅). Somit war der erste Tag erfolgreich beendet.

Donnerstag begann mit dem Frühstück und dem Check-out der zwei Männer. Diese sind für die neuen Orte von E-Ladestationen zuständig und suchen nach geeigneten Plätzen zwischen Bella Coola und Williams Lake. Das englische Pärchen war ebenfalls früh aufgebrochen, da sie ebenfalls nach Bella Coola unterwegs waren. Somit konnte ich in aller Ruhe das Dach isolieren, mit Plastik abdecken und die Spanplatten befestigen. Das war aber gar nicht soooo einfach. Innen hatte ich noch die Bühne (ich weiß immer noch nicht, wie dieses Ding heißt) und auf dieser kann ich stehen und ein, zwei Schritte machen ach und ich konnte mich auch noch auf der anderen Seite des Daches festhalten. Daher fühlte ich mich dort deutlich wohler. Die Außenseite konnte nur mit einer Leiter gemacht werden und ich hasse Leitern. Es war manchmal nur schrecklich. Man steht auf einer wackligen Leiter, mit einem zu überschätzten und daher zu groß geschnittenem Spanplattenstück, welches man unter lautem Stöhnen die ganze Zeit versucht, in Position zu halten und die andere Hand versucht krampfhaft mit perfektem Druck eine Schraube mithilfe des Akkuschraubers hineinzuschrauben. Dabei wackelt die Leiter immer ab und zu, nur minimal, aber genug für einen Schockmoment. 😁😩 Ich konnte mich nirgends mehr festhalten, da die andere Seite bereits mit den Spanplatten verkleidet war ach und ein weiterer Punkt war auch noch, dass nichts runterfallen durfte, da ich auf keinen Fall wollte, dass das neue Fenster irgendetwas abbekommt (es war scheiße teuer! 😅). Schlussendlich habe ich es irgendwann überlebt und mich dann der Deckenverkleidung gewidmet. Da es aber dann bereits später wurde, wollte ich langsam die Küche aufräumen und schon mal den Salat vorbereiten. Ich wusste, dass die Gäste später kommen würden (eine Fahrt nach Bella Coola dauert ca. 3 ½ h) und daher habe ich frühestens 19 Uhr mit ihnen gerechnet. Nachdem die Küche sauber war, habe ich mir die Badewanne unten im Bad von David und Jenny gegönnt. Aufgrund der Hunde habe ich die Nächte im Haupthaus „gelebt“. Ich habe mal wieder eine viel zu heiße Wanne genommen und aufgrund eines viel zu geringen Wasserhaushaltes hatte ich ordentlich Kopfschmerzen danach. Ich liebe es ja heiß zu baden, aber das Trinken vernachlässige ich immer wieder. Allerdings ist mir auch aufgefallen, dass ich generell kaum etwas getrunken habe. Ich hatte immer irgendwie etwas zu tun gehabt, was sich wie gesunder Stress angefühlt hat, was ja dann im Endeffekt nicht so gesund war, da ich vergessen hatte zu trinken. 😅 Aber mit Kopfschmerzen ging das Warten weiter und weiter. Es wurde später & dunkel und ich überlegte bereits das Essen in Boxen zu packen und vor der Kabine abzustellen, damit sie es sich warm machen können, doch dann kurz nach 21 Uhr kamen die Gäste zurück. Der Mann fragte dann, ob es noch möglich wäre, Abendbrot zu essen und ja klar. Ich weiß, Jenny sagt immer, dass sie die Küche spätestens 20 Uhr schließt, aber ey....die Leute hatten einen langen Tag, auf dem Weg gibt es fast nichts zu essen und sie sind im Urlaub, daher sei ihnen das späte Abendessen gegönnt. Das schönste daran ist dann doch sowieso die Dankbarkeit, denn sie hatten es nicht erwartet, dass das Essen noch möglich sei und waren daher echt sehr dankbar. Ich war dann aber auch dankbar, als wie wieder weg waren und ich mit einem brummenden Kopf auf die Couch gefallen bin. 😂

Am heutigen Freitag, habe ich nach dem Frühstück dann die Kabinen gereinigt und mich wieder der Deckenverkleidung gewidmet. Zum Mittagessen kamen David und Jenny wieder zurück und somit war meine Rolle als „Chef“ vorbei.😭😅 Ich muss sagen, dass es keine schlechte Erfahrung war und es mir auch Spaß gemacht hat. Allerdings spiegelt das natürlich in keiner Weise das wirklich Lodge Business dar.

Aber noch eine evtl. lustige Anekdote zum heutigen Titel: Fatih hat sich einmal, bevor ich hier war, bei einer Dame als Manager der Eagle Bear Lodge vorgestellt, um Eindruck zu schinden. Darüber können wir heute immer noch schmunzeln. Aber er mochte den „Chef-Sessel“ von Jenny vorne im Büro generell, wenn sie nicht da war. 😅

Das war es dann eigentlich auch. Heute sind noch vier neue Gäste gekommen und David hat es direkt wieder übertrieben mit der Anstrengung und lag bereits nach drei Stunden wieder mit Herzschmerzen im Bett. Manchmal macht der einen fertig. Hoffentlich heilt jetzt erst mal alles gut. Ach, und ich habe mir, nachdem Jenny & David heute zurückgekommen sind, drei kleine Verletzungen zugezogen. Jetzt weiß ich was das Problem ist. 😁 Einmal ein Stück Haut am linken Daumenballen verloren, da ich mich eingeklemmt hatte, eine umfallende Leiter hat mein Oberschenkel nett gestreift und zu guter Letzt eigenständig den Hammer über mein rechtes Auge „geschlagen“- Wobei schlagen übertrieben wäre. Er ist an der Bühne hängen geblieben und mein Kopf wollte aber weiter nach unten „klettern“ und joa. Zum Abschluss noch barfuß in eine Tackernadel getreten und vor ein paar Tagen meinen rechten Zeigefinger auch ordentlich gegen einen Stein geschlagen, tat auch zwei Tage weh. 😂 ABER HEY, ich lebe noch .😅 Und ich kann diese unfassbar schönen Sterne beobachten. ❤️😍Die Milchstraße ist so krass erkennbar hier und wie sie genau zu den Bergen läuft. Bei jedem Augenschlag verliebe ich mich gefühlt wieder neu. ❤️ Und daher werde ich jetzt auch raus gehen und während ich die Sterne beobachten, die heute Audioaufnahme aufnehmen.

Bis dahin.

Samuel ✌🏽

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