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20. Tag Pissignano: ein amüsanter Abend nach einer schönen Wanderung

Veröffentlicht: 03.05.2024

Seit Assisi hat sich der Pilgerweg wesentlich geändert. Man läuft nicht mehr durch die Berge, sondern am Bergsaum entlang. Die Wanderungen sind leicht, es gibt keine starken Steigungen mehr. Dafür ist es hier aber auch nicht mehr so still und beschaulich. Das Dröhnen des Verkehrs ist auch heute ständiger Begleiter.

Trevi, mittelalterliche Stadt in exponierter Lage

Im Führer steht, Trevis Altstadt sei eine der schönsten in Italien. Das halte ich für übertrieben. Bei Touristen scheint aber dieses Prädikat zu ziehen. Man findet in der Stadt genug davon.

Was mir an Trevi gut gefällt, ist die exponierte Lage. Weithin sichtbar, schmiegt sich die Altstadt an den Bergrücken. Aber in den Gassen unterscheidet sich Trevi nicht wesentlich von anderen Städten, die ich gesehen habe.

Den Blick ins Tal empfinde ich heute schöner. Nicht mehr Industriebauten und Zersiedelung prägen das Bild. An dieser Strecke ist das Tal grüner und durch vielfältige Natur kleinteiliger. Besonders lebendig wirkt alles durch die vielen verstreut wachsenden Zypressen.

Regen begleitet mich heute den ganzen Tag. In Trevi wird es besonders arg: Da bleibt mir nur noch der Barbesuch. Espresso und Brioche. Der Blick aus dem Fenster, nach einer Stunde: das Wetter bessert sich. Rucksack satteln, Poncho überwerfen und raus. Fünf Minuten. Noch stärkerer Regen, dieses Mal mit Donner. In die nächste Bar. Wieder Espresso und dieses mal ein Eis dazu. Und weil man mit den nassen Sachen 4 Stühle belegt, trinkt man halt nochwas. In drei Wochen habe nicht soviel Geld in Bars gelassen wie alleine heute. 

Olivenbäume soweit das Auge reicht

Die Hinweisschilder werden nun immer spärlicher. Und es ist schwer, zwischen den Olivenhängen (die ja zur Bewirtschaftung mit kleinen Wegen durchzogen sind) den richtigen Weg zu finden, selbst mit GPS. 

Ein junger Mann schickt mich den Berg hinauf, da sei es schön. Und auch da käme ich zum Ziel. Es ist ein Umweg, aber es ist tatsächlich der schönste Abschnitt des Tages. Die Ausblicke sind wunderbar.

Pissignano

Über den Ort Pissignano lässt sich nichts berichten. Er ist unscheinbar. Noch unscheinbarer ist das Haus, in dem ich die nächste Übernachtung gebucht habe ... aber nur nach außen. 

Die Einrichtung zeigt, hier hat sich jemand mit Kunstverstand an die Sache gemacht. Ich könne mitessen, heißt es, es kämen ohnehin Gäste. Übrigens: alles was später auf den Tisch kommt, ist selbst produziert: von den Nudeln, über das Öl und den Wein, bis zum Kräuterlikör. 

Die Gäste? Eine sehr muntere Geburtstagsgesellschaft. Ihr Ankommen? So stelle ich mir den Hunnenüberfall vor. Ein älteres Ehepaar teilt mit mir den Tisch. Den beiden gehe ich in die Falle.

Mein "Mi scuso perché non parlo italiano" zeigt nicht die geringste Wirkung. Die Frau redet mindestens eine Stunde auf mich ein, während ihr Begleiter unentwegt Wein und später Kräuterlikör nachschenkt. Klar, ich habe nur gesagt, dass ich kein Italienisch spreche, ich habe nichts davon gesagt, dass ich kein Italienisch verstehe. In diesem Punkt muss ich meine Italienischkenntnisse noch ausbauen, damit auch das klar ist.

Das einzige, was ich von der sehr einseitigen Unterhaltung noch behalten habe, ist, dass wir vereinbart haben, uns wiederzusehen. 

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