Veröffentlicht: 07.09.2018
Die drei Tage in Panajachel vergingen schnell und wurden vor allem zum Ausruhen und zur Planung der weiteren Reise genutzt. Mehr zu Pana und zum Lago Atitlán im nächsten Bericht, da ich nochmals zurükkehren werde.
Da ich schon lange meine Wanderausrüstung gebrauchen wollte, die bisher unangetastet im Rucksack mitreiste, war der Entschluss schnell gefasst, dass es weiter nach Quetzaltenango (kurz Xela, ausgesprochen Schela) gehen muss. Diese zweitgrösste Stadt Guatemalas liegt im nordwestlichen Hochland auf 2300m.ü.M und ist umgeben von etlichen Vulkanen.
Der markanteste ist der Santa Maria, der die Stadt anfangs des 20. Jahrhunderts sehr stark zerstört hat. Seither ist er nicht mehr ausgebrochen aber auf seiner Rückseite bildet sich der Lavadom Santiaguito, der immernoch ständig wächst. Ausserdem bricht dieser mit grosser Regelmässikeit aus, ca. jede Stunde schleudert er Asche und Rauch und die Höhe. Solch ein Spektakel darf man sich natürlich nicht entgehen lassen. Die Wanderung zum Mirador (dem Aussichtspunkt) auf den Santiaguito ist eine einfache Halbtageswanderung und damit perfekt zum Einstieg. Und wir hatten Glück, sowohl mit dem Wetter wie auch mit den Ausbrüchen. Da ich ja permanent in der Regenzeit reise (April bis November in Zentralamerika), ist die Wahrscheinlichkeit hoch, auch mal nass zu werden. Aber an diesem Tag war es sonnig und wir konnten zwei Ausbrüche aus sicherer Distanz beobachten. Was für ein Erlebnis!
Damit hat mich da Vulkanfieber gepackt und ich hab mich gleich für die nächsten (grossen) Wanderungen angemeldet.
Die Organisation, welche die Touren macht heisst Quetzaltrekkers (www.quetzaltrekkers.com) und ist eine wohltätige Organisation, die eine Schule mit Heim für Strassenkinder, Kinder aus armen oder schwierigen Verhältnissen oder aus abgelegenen Gegenden finanziert. Die Tourguides sind meist Traveller, die hier mindestens drei Monate ehrenamtlich arbeiten. Der gesamte Gewinn fliesst damit in das Schulprojekt, das über 180 Kindern eine Schulbildung ermöglicht. Der Slogan lautet "hike volcanos, help kids". Somit wandert man hier nicht nur zum Spass sondern auch noch für einen guten Zweck.
Doch bis zur nächsten Wanderung blieb noch ein Ruhetag um sich die Stadt etwas anzuschauen. Sehr spektakulär ist sie nicht. Ein grosser Teil wurde beim besagten Vulkanausbruch zerstört. Davon zeugt die Fassade der alten Kathedrale die stehen gelassen wurde während dahinter die neue Kathedrale gebaut wurde. Dazu der zentrale Park und das monumentale Rathaus, das von deutschen Auswanderern gebaut worden ist und so gar nicht hierher passt aber einen sehr schönen Innenhof hat. Ein paar hübsche Gässchen und gute Restaurants runden das ganz ab. Insgesamt ist es eine sehr ruhige, dafür sichere Stadt.
Die zweite Wanderung war ungemein anstrengender als die erste. Sie ging nämlich über zwei Tage zum höchsten Punkt Zentralamerikas, dem inaktiven Vulkan Tajumulco mit 4220m Höhe. Mit einer recht grossen Gruppe von 16 Leuten + 2 Guides ging es zuerst drei Stunden im Minibus Richtung mexikanische Grenze. Damit war ich nur wenige hundert Kilometer von San Cristóbal entfernt, wo ich einige Monate zuvor schon war. Sehr weit bin ich also noch nicht gekommen...
Die Wanderung startet auf 3000m.ü.M und führt am ersten Tag ins Basislager auf 4000m. Eine Teilnehmerin mietete sich ein Maultier das ihren Rucksack trug. Und die drei Zelte für alle. Das war natürlich sehr willkommen, da man nebst den warmen Kleidern, dem Schlafsack, dem Essen für zwei Tage auch noch sechs Liter Wasser, zum Trinken und Kochen, zu tragen hatte. Zuerst gings durch Maisfelder (auf 3000m!), dann über grüne Wiesen und durch Pinienwälder bis auf 4000m wo angeblich die höchstgelegenen Bäume der Welt wachsen. Hier bauen wir unser Nachtlager auf. Unterhalb stauten sich die Wolken vom Pazifik her, später zogen sie bis zu uns hoch. Die Wanderung auf dieser sauerstoffarmen Höhe hat einige Energie gekostet. Zum Abendessen gabs Pasta und, wie immer hier, Bananenbrot als Energiespender. In der Nacht wurde es richtig kalt (gegen 0°) und ich war erstmals froh, meine guten warmen Kleider dabei zu haben. Zu Bett gings früh, denn zum Sonnenaufgang wollten wir auf dem Gipfel sein. Abmarsch dafür war um 4:15 Uhr in kompletter Dunkelheit. Ausgerüstet mir Stirnlampen gings die letzten 200 Höhenmeter zum Gipfel. Dort angekommen waren bereits die ersten Siberstreifen am Horizont zu sehen und es bläst einem ein eisiger Wind ins Gesicht, es galt sich so gut wie möglich zu verpacken. Der Sonnenaufgang war nicht ganz perfekt, weil es zu viele Wolken am Horizont hatte, aber dennoch schön anzuschauen. Spektakulärer fand ich aber den Schattenwurf des Berges auf der Rückseite. Dazu noch der fast volle Mond am Himmel. Sehr eindrücklich und wunderschön anzuschauen. Dann gabs nochmals Bananenbrot zur Motivation vor dem Abstieg. Zurück gings rund um den Krater zum Basislager. Dort wurde alles zusammengepackt, zum Mittagessen waren wir zurück am Ausgangspunkt. Nach dem Essen folgte die Fahrt zurück, bei der wohl niemand, ausser dem Fahrer, wach blieb.
Zurück in Xela gönnte ich mir eine ausgiebige Dusche und ein schönes Nachtessen mit einigen der Wandergruppe. Mehr lag nicht mehr drin. Und es folgte der wohlverdiente Schlaf... :)
Der nächste Tag war dann mal wirklich zur Erholung der müden Beine. Nach dem Ausschlafen ein gutes Frühstück, später Kaffee und Kuchen und ein bisschen faulenzen.
Am frühen Abend stand aber schon wieder die Vorbesprechung für meine letzte Wanderung von Xela aus an: in drei Tagen von Xela nach San Pedro am Lago Atitlán über 45km. Diese Tour ist der Bestseller von Quetzaltrekkers. Eine riesige Gruppe von 24 Leuten von überall her kam zusammen. Jeder fasste die Lebensmittel die er zu tragen hatte und es wurde über den Ablauf informiert.
Los gings am nächsten Morgen um 6 Uhr mit gemeinsamem Frühstück. Der öffentliche Bus brachte uns schliesslich aus der Stadt in das Dorf Cantel von wo aus wir starteten. Die grösste Steigung wartete gleich zu Beginn. 700 Höhenmeter Steigung auf 3000m.ü.M brachten die ersten schon an ihre Grenzen. Oben angekommen gings hügelig rauf und runter und weiter durch Felder und Nebelwälder. Irgendwann am Nachmittag begann es schliesslich ausgiebig zu regnen, was in dieser Gegend zu dieser Jahreszeit zu erwarten war. Dank guter Ausrüstung blieb ich aber einigemassen trocken. Am späten Nachmittag erreichten wir das Dorf Santa Catarina Ixtahuacán in dem wir im Gemeindesaal übernachteten. Das Dorf wird ausschliesslich vom lokalen Mayastamm der Qiché bewohnt die hier immer noch ihre traditionellen Kleider tragen.
Wir gönnten uns ein paar wohlverdienten Biere, dann gings zum Aufwärmen ins Temazcal, eine Art Sauna. Dort wird in der kleinen Hütte für zwei Leute eingeheizt und man übergiesst sich abwechselnd mit kaltem, warmem und heissem Wasser. Nach dieser Entspannung gabs Pasta zum Nachtessen und bald war man müde genug um zu schlafen. Auf einer Matte am Boden aber immerhin im trockenen.
Am nächsten morgen gings nach ausgiebigem Frühstück weiter durch Berg und Tal. Durch Dörfer mit teilweise riesigen Häusern mit verspiegelten Fenstern. Ein Anzeichen dafür dass sie mit Geld gebaut wurden, das Auswanderer aus den USA nach Hause schicken. Dies ist hier (wie auch in anderen Mittelamerikanischen Ländern) eine der wichtigsten Einnahmequellen überhaupt und macht ca. 10% des BIP Guatemalas aus. An diesem Tag blieben wir vom Regen verschont und so kamen wir irgendwann, ziemlich erschöpft in Santa Clara la Laguna an. Übernachtet haben wir im grossen Haus von Don Pedro und seiner Familie. Dort gabs auch das Nachtessen und sogar eine warme Dusche. Das Dorf liegt oberhalb des Lago Atitlán. Für den nächsten Tag war die Strecke also nicht mehr all zu weit. Aber weil wir den berühmten Sonnenaufgang von der Nariz del Indio (Indianernase) aus sehen wollten, mit Ausblick über den See und die Vulkanlinie Guatemalas, mussten wir wieder einmal sehr früh raus.
Was es mit dem Indianernase auf sich hat und die Bilder vom Sonnenaufgang gibts jedoch erst im nächsten Bericht zum Lago Atitlán :)