Veröffentlicht: 09.06.2017
9. Juni 2017
herrlich, dass ich hier einfach wieder alles elektronische problemlos benutzen kann. w-lan funktioniert im hotel tadellos, die berichte gestern waren im nu raufgeladen, die fotos auch. bloss gibt es fotos, welche sich nicht auf den vakantioblog hochladen lassen. schade, z.t. sind es schöne bilder. geht einfach nicht. werde das problem dann mal in google recherchieren.
für heute morgen hatte ich mir vorgenommen, den blog "abschied von tawasap" zu schreiben und dann in den norden zu fahren, um meine schlummermutter von vor einigen wochen zu besuchen. vielleicht etwas unanständig, aber ich werde vor dem mittag auftauchen, dann ist sicher jemand da, denn sie haben ja immer studis in ihren zimmern und vor allem werde ich dann tanja noch sehen können, welche dort noch eine woche sein müsste.
zuerst aber musste ich per ecovia, das ist der bus, in dem ich bestohlen wurde, vom terminal quitumbe in den norden fahren. da ich auch den leuten im hotel nicht 100%ig traute, machte ich es wie in der selva. alles wertvolle packte ich in meinen blauen rucksack. das handy mit der kreditkarte, geld wollte ich auch noch besorgen, steckte ich in die linke hosentasche, ein paar dollar in die rechte. keinen augenblick würde ich meine linke hand aus dem hosensack nehmen. den blauen rucksack konnte man nicht so schnell aufschneiden und vor allem, musste man genau richtig schneiden, um an die mappe mit geld, reisepass und portemonnaie mit franken und euro zu gelangen. zusammen mit einem gesicht, das an einen einheimischen europäer erinnert und dem rucksack vorgeschnallt konnte schlicht nichts passieren. tat es auch nicht, trotz abermaligem, unausweichlichem gedränge. ich fuhr von quitumbe bis zum estadio olympico atahualpa. dort würde ich einen bankomaten aufsuchen, der mir schon einmal geld ausgespuckt hatte, und danach irgendwo zmorgen essen. nach dem frühstück würde ich bei der blumenverkäuferin in der avenuda portugal einen strauss kaufen und den weg hinauf unter die füsse nehmen, den ich doch vor ein paar wochen so ins pfefferland gewünscht hatte. die schule wollte ich nicht besuchen, denn am freitag ist immer ein wenig betrieb, wegen der verabschiedungen und alle haben es eh pressant, nach hause zu kommen. zur pause war ich zu spät und alles liegt einfach nicht drin, wenn ich es gerne ohne stress habe.
so machte ich es denn auch: bankomat - heisses sandwich mit käse und cola, statt zmorgen, dafür einen doppelten esspresso danach - confiserie statt blumenstrauss und dann hinauf zur guanguiltagua, das war die strasse, an welcher ich für vier wochen wohnte.
tatsächlich war martha da. ich umarmte sie ganz herzlich, als sie nach unten kam und die türe öffnete. sie führte mich in die stube, nicht ins esszimmer und wir unterhielten uns über die selva. nicht bloss ich hatte zu erzählen, auch sie, denn vor etwa mehr als vierzig jahren war sie selber mit ihrem mann für fast zwei jahre in der selva. er als offizier zu der zeit, als sie diese grenzzwistigkeiten mit peru hatten. es war echt schön und irgendwie waren meine sprachlichen defizite völlig nebensächlich. um eins kam tanja, gar nicht verwundert, dass ich da war. nach kurzer begrüssung ging sie schnell in ihr zimmer, welchesvorher mal meines war und brachte mir ... den brief meiner schüler. ihn hatte ich an jenem samstagmorgen vergessen, aus dem bilderrahmen zu nehmen. drum kam er nicht mit in die selva. ich hatte tatsächlich gehofft, ihn wieder zu kriegen, denn er bedeutet mir viel. meine idee war einmal, aus ihm ein schiffli zu basteln und ihn dann ihn den fluss zu setzen. so nämlich könnte er den ganzen amazonas hinunterschwimmen und würde viele abenteuer bestehen. nun, das war leider nicht möglich und ich werde mir war anderes einfallen lassen. Paulina kam kurz vor dem mittagessen, zu dem ich grad auch eingeladen wurde. das ging gut, denn ich nahm nur eine halbe portion, denn mein magen hatte immer noch mit dem wunderbaren käsesandwich zu tun. mit dem versprechen, bei meinem nächsten besuch in ecuador wieder vorbeizuschauen verliess ich die familie und marschierte schnurstracks zum coiffeur, und zwar zu dem, wo ich schon vor vier wochen war. dasselbe wie letztes mal, diesmal den bart auf stufe zwei kürzen, bitte. auch hier unerhielt ich mich mit dem coiffeur, einem venezoelaner, der seit acht monaten hier arbeitete.
dann zurück zur ecovia-station und die rückreise nach quitumbe angetreten. auch in der ecovia, ohne bestohlen zu werden. wieder was gelernt, in marina central muss man umsteigen. im hotel dann endlich seit langer zeit ein videogespräch mit zu hause, andi und vivi. schön, wieder mal zu sprechen und zu sehen, dass alles ist, wie es ... ja halt, wie ich es mir vorstellte. Vivi wieder gesund, andi nicht so gestresst wie auch schon, aber doch immer dran, ärger mit aline beigelegt, erlebnis hier, ereignis dort, neuigkeit dort, aktuelles hier. schön, zu plaudern und ich fühle mich jetzt endlich frei und viel glücklicher hier.
au ja, noch eine gute neuigkeit. ich habe per telefon mit marco nyffeler gesprochen. er kommt mich morgen um zehn hier abholen und die volontärswohnung hat w-lan. ju-huuuu. das heisst, ich kann erstens täglich meinen blog schreiben, zweitens 20min lesen und drittens am sonntagabend zeitversetzt den tatort schauen. das nenn ich lebensqualität.
übrigens: die stille und abgeschiedenheit draussen in der selva war auch lebensqualität. ich bin jetzt aber sicher, was ich eher möchte. vor allem der schlaf, der war viel besser dort, als vorher hier in quito. wobei: letzte nacht hier im hotel hatte ich keinerlei probleme im schlafen. vor der dschungelzeit hatte ich stets in der nacht atemaussetzer. merkwürdig, aber wie wenn ich mir zwischendrin einfach sagen müsste: he, hallo, atmen nicht vergessen! wie vor sechzehn jahren in der hochgebirgswoche auf 3000 metern, in der britanniahütte ob saas fee.
ich mutiere langsam zum ecuadorianer, befürchte ich.