maesas_blog_ecuador
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20. Mai 2017

Veröffentlicht: 21.05.2017

Samstag, letzter arbeitstag der woche.
schön ist, dass man sich hier draussen zeit lassen kann mit dem aufstehen. es gilt das prinzip, dass du dann deine sache machst, wenn du dazu lust hast. oder auch nicht. du darfst machen was du willst. als volontär bin ich hier nicht ausgenommen. no te preocupas!
nimmt mich wunder, was in dem dorf vorne so los ist und ich mache mich auf den weg, nachdem ich zusätzlich noch zwei leibchen zum waschen und ein paar socken mitgenommen habe. ich frage heute maria, ob ich ihre "waschmaschine" benutzen kann. es ist ein trog und daneben ein flacher, leicht schräger teil, auf dem mann die wäsche ausbreiten, mit waschmittel behandeln, ausbürsten und schlagen kann.
im dorf vorne herrscht betriebsamkeit. die männer sind dran, bretter aus dem wald neben dem pool auf den dorfplatz zu fugen. harte arbeit, die mit einem pferd erledigt wird, aber auch mit roher muskelkraft. ich besinne mich auf meine bald 53 jahre und entscheide mich, in die gärtnerei zu gehen. dort bin ich immer noch dran, die alten schwarzen säcklein wieder auf vordermann zu bringen. das heisst, alte pflanzenreste auszumisten, unkraut zu entfernen und mit frischer erde zu füllen. die frische erde ist von säcklein, welche nicht mehr verwendbar sind. danach stelle ich sie in die gärtnerei, sauber in reih und glied.
als es zu regnen beginnt, kehre ich zurück unter das dach der tienda und schreibe meinen bericht für den blog. derweil arbeiten die männer hier weiter, trotz des gewaltigen regens. maria will mir frühstück bringen, aber das hat nakim bereits vor einer stunde gemacht. sie ist grad mit tzamarenda ins dorf gefahren. er zurück aus quito, sie vermutlich aus palora. heute kommt der chef aller shuar zu besuch, sagt mir tzama. er hält auf dem dorfplatz eine kurze versammlung ab, erklärt, was wie zumachen ist, wobei alle da mitreden können und tun. dann setzt wieder regen ein und wir verziehen uns unter das vordach des nächstgelegenen hauses.
er und sein sohn nanki fahren dann mit einem Kleinlaster weg, vermutlich den shuar präsidenten zu holen.in dem regen bleibe ich sitzen under dem dach. die kinder spielen auf handys herum. auch hier.
eigentlich könnte ich jetzt ja waschen. nach ein paar zögerlichen gedanken frage ich maria. klar, kein problem. so wasche ich meine zwei leibchen und die socken. in ermangelung an waschmittel nehme ich mein duschgel, das ich in weiser vorausicht mitgenomen habe. nach einer gefühlten halben stunde mache ich mich auf den weg zu meiner behausung, um die wäsche aufzuhängen. ein, zwei stunden in der hängematte chillen, den gedanken nachhängen. das kann man hier.
so auf die vier uhr bin ich zurück, arbeite wieder, bis der regen die sache beendet und gehe zur tienda. dort läuft der neue film mit den glorreichen sieben, denzel washington in der hauptrolle. das mkt den kindern, welche gewaltfilme schauen, wird hier nicht ernst genommen. kurz vor dem finale, der chinese haucht gerade sein leben aus und buenas noches ist von einer salve vom kirchturm gefegt worden, da kommt ein wagen.und jetzt geht es schnell. der film wird abgestellt, die sitzbänke angeordnet und schnell sitzen die leute auf den zuschauerplätzen. der präsident aler shuar trifft ein, in seinem gefolge einige begleiter, familienmitglieder, was weiss ich. er schüttelt allen die hand, wünscht buenas tardes und seztzt sich dann auf den ihm zugedachten stuhl. sofort wird ihm die schale mit chicha gereicht, eine andere macht die runde, erst bei den gästen, dann bei den anwesenden dorfbewohnern.
er spricht ein paar worte. dann spricht tzamarenda. in shuar. ich verstehe nichts, ausser, dass er sehr vehement sich äussert. der shuar chef hört mehr oder weniger interessiert zu. tzama wechselt auf castillan und ich verstehe, dass es um die anliegen der shuar geht. von einer organisation der indigenen spricht er, ähnlich der uno, von einer embajada der shuar in brüssel. ja, er hat grosse visionen der tzama, und, das habe ich inzwischen festgestelt, er versteht es, die klaviatur der diplomatie zu spielen. er hat viele talente. er ist mit bestimmtheit der richtige chef der organisation aller indigenen in ecuador. herzblut, wissen und verstand. 

während seiner rede kommen immer wieder zwischenrufe, bemerkungen der dorfbewohner. das ist hier so und es ist erlaubt und wird nicht als störend empfunden, egal, ob von mann oder frau.
danach meldet sich fidel tzamarenda zu wort. der vater von tzama und der chef des dorfes. er auch in shuar und ebenfalls mit einer vehemenz, kein wunder, hat sein sohn das feuer fürs reden im blut.
danach bittet maria zu tisch. die neun gedecke sind schnell belegt. ich bin da nicht mit dabei und schleiche mich davon.
es freut mich jeden abend, zu bett zu gehen. auch wenn zuerst mal die klopapierrolle nach fröschen und das moskitonetz nach mücken abgesucht werden muss.
das ist ein moment, den ich mir in erinnerung behalten werde: auf dem bett liegen, draussen prasselt der regen nieder und ich nur in unterhosen unter dem moskitonetz. angenehme temperatur um diese zeit, herrlich zum einschalfen.
später dann, irgendwann krieche ich gerne unter die decke.

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