maesas_blog_ecuador
maesas_blog_ecuador
vakantio.de/maesasblogecuador

16. Mai 2017

Veröffentlicht: 19.05.2017

16. Mai 2017

Da ich über keine Internetverbindung hier in der Selva verfüge, fange ich an, die Blogeinträge in Worddateien zu speichern, um sie später dann auf den Blog stellen zu können. Das geht, ich muss einfach Tzama hin und wieder fragen, ob ich mein Tablet in seinem Haus im Dorf aufladen kann.

Heute bin ich am Morgen aufgewacht. Geschlafen habe ich wunderbar. Ein bisschen Sorgen machen mir die stechenden Mücken. Tragen sie Malaria? Gelbfieber? Sonstwas? Gleichermassen aber möchte ich mich nicht der ständigen Sorge hingeben, diese oder jene Mücke könnte mich jetzt grad eben verseucht haben. Ich wehre mich dagegen, so gut es geht. Mückenschutz, jede die ich erwische erschlage ich und basta. Sollte es dann doch sein, so habe ich Malarone mit dabei.

Und noch was ist ziemlich lästig: Die Grossschreibung der Deutschen Sprache. Damit höre ich jetzt endgültig auf. Also, ich bin aufgewacht. Das frühstück gab es wie bis jetzt immer, auf dem hügel. Auf dem hügel ist der ort, wo tzamas haus liegt. Es ist sehr gross, verfügt über fünf zimmer im oberen stock und einen grossen, dunklen raum im untergeschoss. Der raum im untergeschoss ist beschriftet mit TAWASAP CENTRO CULTURAL. Vermutlich werden da drin grössere veranstaltungen, tänze, feste usw. abgehalten. Der boden bzw. die decke besteht nur aus einer lage bretter mit spalten. Auch schon kam es vor, dass wir beim frühstück stücke aus dem oberen zimmer auf unseren tellern vorfanden. Ist nicht so schlimm. Ein ruf nach oben und die sache ist (fast) erledigt.

Nach dem frühstück führte mich tzama in die gärtnerei. Das hatte ich vorher nicht geschnallt, drum habe ich in meinen blauen, wasserdichten rucksack nur meine wertsachen mit eingepackt. Die trage ich immer bei mir und es sind doch einige. Geld, reisepass, tablet, fotoapparat, handy, garmin. Sicher ist sicher. Nicht dabei wasser und sonnenschutz. Tzama gab mir den auftrag, alte pflanzsäcklein aus plastik,in welchendie sämlinge nicht gekeimt hatten, aufzufrische. Das bedeutete, das unkraut oben ausreissen, die erde säubern und so aufzulockern, dass wieder neue Samen eingepflanzt werden können. Das ist die arbeit, die ich liebe! Gell, Andi?!

Was solls? ich bin hier, und ich bin hier um nichts anderes zu tun und es geht problemlos. Die arbeit mache ich im pflanzgarten. Dieser ist durch ein schwarzes netz geschützt vor blättern von den bäumen. Das netz bietet aber keinen schutz vor der sonne. Und die sonne meinte es gut an diesem tag. Ich versuchte mich, im schatten aufzuhalten und holte die säcklein stück für stück an eine geeignete stelle, welche einigermassen schutz bot. Doch mit der zeit musste ich einsehen, dass der tag schlimm enden würde, wenn ich mich nicht so gut als möglich vor der sonne schützte. So machte ich mich etwa um zehn uhr auf den weg zu haus. Den weg mag ich nicht so sehr, denn er ist streng. Nicht ganz einen kilometer, zuerst durch das dorf, dann flach auf einem pfad durch die selva und schliesslich die 50 höhenmeter hinauf zum haus. Streng bei der hitze und ich staune immer wieder, wie ich am ersten tag den 23 kg schweren koffer hier raufgeschleppt habe.

Erst muss ich etwas ausruhen, denn die sonnencreme auf dem schweiss nützt auch nix. Danach eine lage sonnenprotector, ich glaube, es ist 100%er, dann noch etwas mückenabweiser drauf, zwei fläschen mit je einem halben liter wasser und zurück gings. Weiter mit der arbeit, bis um halb eins. Dann gäbe es zu mittag, hat mir tzama gesagt. Er selber musste ins dorf. Tatsächlich ist es so, dass vor etwas mehr als einem monat sein ältester sohn einem mord zum opfer fiel, zusammen mit einem anderen Jungen, ebenfalls einem Shuar. Wegen dieser investigation also muste er ins dorf.

Ich war dann heilfroh, dass es halb eins war. Mehrmals nämlich hatte ich den arbeitsplatz wechseln müssen, der sonneneinstrahlung wegen. Unter dem dach vor der tienda dann waren tzama mit vier gästen, allesamt franzosen. Eine frau, welche schon seit 28 jahren in ecuador lebt und welche tzama und die leute hier kennt und eine familie, mann, frau und tochter, welche hier übernachten werden. Der mann ist autor und sammelt in ecuador und peru geschichten, um sein zweites buch zu schreiben. Allesamt geschichten der ureinwohner. Er hat bereits ein buch herausgegeben, irgendwas über amazonien. Ich muss ihn dann nochmals genauer fragen.

Wie immer war es sehr spannend und interessant, tzama zuzuhören. Er ist schlicht und einfach ein einfach, gradlinig denkender, aber weiser mann. Er selbst bezeichnet sich als nicht-gelehrten, der aber mit seiner klaren denkart die wissenschaft hinterfragt und zusammen mit seinem wissen, das unheimlich breit und fundiert ist, eine andere wahrheit vertritt. Eine, welche die geistige welt und das überlieferte wissen seiner ahnen mit einbezieht.

Vor dem mittag gingen noch alle schnell in den swimming pool, den das dorf jetzt hat. Vor nicht allzulanger zeit müssen sie vor der brücke eine art baggersee aufgeschüttet haben, darin kann man baden und wäsche waschen. Ich war gestern schon drin und es hat gut getan. Es ist sozusagen mein bad für die nächsten vier wochen. Danach war mittagessen, fisch aus de teich und ??? mit saft von einer art brombeere.

Heute schlafen die vier franzosen auch in der hütte auf dem berg, wie bereits gesagt. Grad vorhin habe ich sie niesen und sich schneuzen gehört. Da bin ich sofort runter und habe tzama gefragt, ob ich auch etwas von dem zeug haben kann.

Das geht nämlich so: er mischt in seiner schale etwas wasser mit einer fermentierten pflanze, es könnte sogar tabak sein. Das zeug gibt er dann in die hohle hand und man saugt es in die nase hinauf. Letztes mal hat es meine nase für den ganzen tag frei gehalten. Das wollte ich natürlich wieder, aber diesmal wirkt es nicht so gut. Egal, ich werde auch so schlafen und falls ich schnarche, … nicht mein problem.

Antworten