Veröffentlicht: 21.04.2024
Ich bin sehr früh wach, da ich wieder mit vielen anderen in einem Zimmer geschlafen habe und die meisten schon gegen 6:00/6:30uhr losgegangen sind.
Der Tag beginnt für mich mit Schmerzen im rechten hinteren Schienbein. An der Stelle, die vor 4 Jahren gebrochen war. Sie ist auch leicht gerötet. Mit einer Tonne Voltaren und zwei Ibus intus gehe ich um 7:00Uhr los. Die ersten Kilometer gehen nur durch die Stadt. In einer Bäckerei, die eine offene Backstube hat und man sehen kann, wie sie dort alles frisch machen können, früstücke ich kurz. Ich gehe im Schneckentempo weiter. Nutze die Stöcke so halb eher als Krücke. Ich nehme noch eine dritte Ibu und schmier die Stelle nochmal mit Voltaren ein. Nachdem ich die Stadt verlassen habe, geht es über asphaltierte Wege weiter Richtung Westen. Die Schmerzen sind mittlerweile fast unerträglich und weder Voltaren, noch die Ibus sorgen für Besserung. Nach 2 1/2 Stunden und nur 6,6km beschließe ich, es sein zu lassen. Bevor es noch schlimmer wird und ich vielleicht komplett aufgeben muss, höre ich lieber auf meinen Körper und breche für heute ab. Als ich eine Landstraße in der Nähe des Weges höre und dann sehe, versuche ich über Uber und freeNow ein Taxi zu kriegen, aber keine chance. Über Google finde ich einen Taxifahrer aus Logroño, der direkt zusagt und mich bittet ihm meinen Standort per WhatsApp zu schicken, damit er mich findet. Gesagt, getan, sammelt er mich etwa 25 minuten später an der Stelle ein. Es fällt mir richtig schwer für heute aufzugeben, aber es ist definitiv die richtige Entscheidung, da ich ja noch über 4 Wochen bis Finisterre vor mir habe. Der Taxifahrer ist unfassbar nett und auf der Fahrt erzählt er mir von einigen Schicksalen, die er auf dem camino schon eingesammelt hat, aber auch über Touristen, die er an einem Tag an 7 Stellen des Caminos gefahren hat, damit diese sich dort die Stempel holen können. Sie haben nicht mal 300m hingelegt und behaupten dann am Ende, dass sie den Jakobsweg gelaufen sind. Unfassbar sowas. Aber naja. Als ich dann um 11uhr in Ventosa ankomme, ist die Herberge natürlich noch geschlossen. Sie öffnet erst um 13uhr. Also fährt mich der Taxifahrer noch um die Ecke an eine Bar, die direkt am Camino liegt. Es war sehr dann sehr unterhaltsam für mich, da sehr viele Pilger vorbei kamen, die ich bereits kannte und alle sich für eine Zeit zu mir setzten, mir Gesellschaft leisteten und mir gute Besserung wünschten. Alle hoffen mich in den nächsten Tagen wiederzusehen. Um 13uhr gehe ich dann in die Herberge, die wunderschön ist. Einen Garten mit Brunnen hat. Nachdem ich geduscht habe, nutze ich die Gelegenheit und habe heute wieder einen Waschtag eingelegt. Die Klamotten waren von den letzten Tagen komplett voller Sandstaub. Den restlichen Nachmittag genieße ich im Garten, lege die Füße hoch und hoffe, dass ich morgen weitergehen kann. Falls nicht, muss ich mir was überlegen. Zeitlich habe ich keinen Druck. Ich hab fast 2 Wochen Puffer, bis ich wieder in Deutschland sein muss, dementsprechend werde ich schauen, ob es weitergeht. Wie weit ich dann laufe oder ob ich zurück nach Logroño fahre und dort das Bein untersuchen lasse. Die Krankenschwester von Tag 3 arbeitet in Logroño im Krankenhaus und sie hat schon ihre Hilfe angeboten und dass ich notfalls auch ein paar Tage bei ihr und ihrem Ehemann bleiben und mich ausruhen könnte. Mal schauen. Abwarten und IceTea trinken 😎