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Ein paar Tage in Göynük Teil 2:

Veröffentlicht: 13.10.2020

Freitag, der 9. Oktober bis Samstag, der 10. Oktober 2020:

Inzwischen habe ich mich eingelebt in diesem kleinen Ort an der Südküste der Türkei. Meinem ersten euphorischem Eindruck muss ich grundlegend widersprechen. Die Menschen sind so freundlich hier, das Meer eine pure Wonne. Ich habe hier viel Ruhe und genieße es. Manchmal bekomme ich eine Eingebung und dann ist es an der Zeit, etwas zu unternehmen, meinen Körper herauszufordern, damit er in seiner Fitness nicht nachlässt. Es zieht mich in die Berge, und das muss auch noch heute sein😣 Wir haben bereits Mittag um eins, doch das tut nichts zur Sache. Schnell eine nahegelegene Tour über 4 Stunden in meiner App Komoot herausgesucht, den Rucksack mit einer Flasche Wasser und einer Jacke für den Notfall gepackt, geht es auch schon los. Meiner Route folgend komme ich durch einen Markt hier im Örtchen, eine wahre Pracht, wie frisches Obst, Gemüse, Kräuter und Gewürze hier in bunten Farben kunstvoll auf den langen Tischen aufgerichtet sind. 

Der Ort ist voll Gärten mit reifen Granatapfelplantagen und noch grünen Orangen und Mandarinen. Gar nicht auszudenken, wie lecker diese Früchte einmal schmecken werden. 

Ich erreiche den Eingang zum Canion. Ein Mann hat wohl dieses Naturparadies gepachtet, was ich von einem türkischen Bewohner der Stadt später erfahre. Das berechtigt anscheinend dazu, dass hier jeder Besucher einen Obulus von 15 TL (1,50 Euro) abgeben muss, wenn er weiter in den Canion hinein möchte. 

Bei dem alten Mann, der mich gleich auf Russisch anspricht, zahle ich den Eintritt. Seine Freude ist groß, als ich ihm mein Herkunftsland verrate. Ich lasse mir noch einen lecker frischen Granatapfelsaft pressen und genieße ihn vor meiner geplanten Bergtour. Eigentlich schon spät für diese Strecke, aber wenn es ist, kehre ich halt früher um. Der Weg ist leicht zu finden und im Verlauf auch mit roter Farbe markiert. Ich beschließe, bald meine geplante Tour in den Westen zu starten und male mir aus, wie es mit so viel Gepäck funktionieren wird. Na ja... Sehen wir dann😊 Die Eindrücke, die ich hier von der wunderschönen Landschaft und Natur bekomme, machen mich einfach nur glücklich. 

Es wird später und ich beschließe umzukehren. Am Eingang des Canion, an der Zahlstelle also, stehen nun mindestens 15 Quarts in jeweils einer Reihe rechts und links am Wegrand. Der Sandweg ist staubig und ich stell mir vor, wie ich aussehen mag, wenn die ganzen Fahrzeuge an mir vorbeifahren. Aber es macht auch keinen Sinn, abzuwarten, bis alle Fahrzeuge losgefahren sind, zumal auch noch nicht alle Fahrer aufgesetzt haben. Na ja... Was soll's. Ich gehe zwischen den beiden Fahrzeugreihen hindurch und wandere in Richtung Stadt. Ein paar hundert Meter Fußmarsch weiter höre ich schon den Lärm der Quarts und halte schon einmal Ausschau nach einer "Haltebucht" für mich. Die erste Gruppe ist vorbei...lustig anzusehen, was für unterschiedlichen Fahrweise die Menschen auf diesem sandigen, steinigen Gelände entwickeln. Es folgt eine zweite Gruppe, und ich weiche wieder vom sandigen Weg auf ein paar kleine Felssteine aus. Freundlich sehe ich dem Treiben zu, ich amüsiere mich köstlich. Mein Gedanke, vielleicht selbst das mal auszuprobieren, setzt sich nach ein paar Sekunden in die Realität um🙉 Ich kann es kaum glauben. Ein Fahrer hält an und fragt mich, ob ich mitfahren möchte. In wenigen Sekunden sitze ich hinter ihm auf dem Sitz. Und jetzt geht es dahin, durch Sand, über große Steine und an einer Stelle auch durch Wasser. Mein Fahrer spricht gebrochen Deutsch und freut sich, dass ich aus dem "gelobten" Land komme. Seine Frau, mit der er 26 Jahre verheiratet war, kam aus Berlin, doch sei sie leider vor zwei Jahren gestorben. Sein Name ist Cengiz Han. Er fragt mich, ob ich fahren möchte. Oh...so eine Gelegenheit kann ich mir nicht entgehen lassen🙏😇. Wir tauschen die Plätze, und es geht los. Es  sieht irgendwie einfacher aus... Ich bemühe mich, alles zu koordinieren. Manchmal habe ich Bedenken, dass das Ding umkippen wird🤔... aber sonst würden sie ja diese Tour  nicht anbieten... beruhige ich mich dann. Vor uns versucht ein Pärchen vergeblich das Quart über grosse nasse Steine zu bewegen. Mein Fahrer springt zu ihnen hin und hilft Ihnen mit ein paar Handgriffen. Beruhigend für mich, denn ich merke, ich habe einen sicheren, routinierten Fahrer an meiner Seite🙏😇 Es stellt sich heraus, dass ihm das Unternehmen gehört. Er fahre die Strecke jeden Tag und das bis zu vier Mal. Na also, wovor soll ich mich fürchten🤭

Cengiz Han bereitet es ein sichtliches Vergnügen, hinter mir zu sitzen und sich fest an mir einzuhalten. Einmal muss ich den Platz seiner Hände korrigieren🙉

Die Fahrt ist total verrückt und nimmt gefühlt kein Ende. Vor uns bleibt ein Fahrzeug stehen. Cengiz Han gibt dem Fahrer ein Zeichen, Gas zu geben. Das geht nun aber leider nicht, weil kein Benzin mehr im Tank ist. Kurzerhand nimmt mein Fahrer eine kleine zerbeulte Plastikflasche aus dem Müllberg, der neben uns liegt und füllt ein wenig Sprit aus der Benzinleitung unseres Fahrzeuges. Nun betankt er das liegengebliebe Quart. Wie das wieder von oben gefügt ist... in der Wüste habe ich keinen einzigen Müllhaufen gesehen. 

Dankbar, dass ich dieses erleben durfte, verspreche ich Cengiz Han, mit ihm heute Abend Essen zu gehen. Ich erfahre viel über das Leben hier im Land. Ich danke Cengiz Han für das wunderschöne Erlebnis. 


Antworten (4)

Kathrin
Ich lese gespannt und bin live dabei...

Brigitte
Ich lese auch schon ne Weile mit. Ich finde es toll mit welchem Mut und Vertrauen du diese Reise machst. Ich wünsche dir weiterhin viele tolle Erlebnisse und nette Menschen um dich herum. Ich freue mich schon von dir weiterhin zu lesen. ❤️

Ludmilla
Hallo Brigitte. Danke Dir. Das freut mich sehr. Ich habe wieder viel zu berichten. War ein paar Tage im Outback🤭. .. auf dem Lykonwanderweg unterwegs. Also bald geht es weiter. Liebe Grüße ❤️

Ludmilla
Danke Kathrin🙏😍

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