Veröffentlicht: 01.11.2016
Unsere dritte Nacht im Hostel in Hamilton war zum Glück geschafft. Wir genossen noch ein letztes Mal das free breakfast, unternahmen noch einen kurzen Spaziergang durch den naheliegenden Park und machten uns schließlich auf den Weg zur Busstation. Auf dem Weg dorthin staunten wir nicht schlecht. Schon von weitem bemerkten wir eine riesige dunkle Rauchwolke, welche über der Busstation sein zu schien. Je näher wir kamen, desto intensiver wurde der Rauch. Plötzlich sahen wir, dass die Werkstatt neben der Busstation völlig ausgebrannt und ein Großeinsatz mit mehreren Löschfahrzeugen notwendig war. Menschmassen tummelten sich, Polizisten leiteten den Verkehr um. Wir konnten Gott sei dank mühelos den Bus ergattern und düsten pünktlich nach Tauranga los. Heute probierten wir das erste Mal Couchsurfing aus. Ich war demgegenüber noch etwas skeptisch, aber war natürlich wie immer dabei. Wir mussten ein Stückchen mit dem Bus fahren und einen kleinen kurzen Fußmarsch zurücklegen . Endlich hatten wir unseren Gastgeber gefunden. Shane, IT-Bankmanager, sportbegeistert. Er empfing uns recht freundlich und wir waren einfach nur maßlos begeistert. Das Haus befand sich gleich am Strand. Es glich eher schon fast einer Villa am Meer. Wow. Wir hatten ein eigenes Zimmer mit einem riesigen Doppelbett und ein eigenes Bad. „My home is your home“, meinte Shane. Damit konnte ich mich nicht so recht anfreunden und ich googelte zur Sicherheit, „how to do couchsurfing“. „Sich mit dem Gastgeber unterhalten, your home is my home nicht wortwörtlich nehmen.“ Aha. Na das ließ sich umsetzen, dachte ich mir. Am Abend schlenderten wir noch zum Strand und aßen Avocadobrötchen. Wir konnten es einfach nicht glauben, hier zu sein, beinahe in einer Villa zu wohnen und einen eigenen Strandzugang zu haben. Und das ganze umsonst. Einfach nur crazy :D Glücklich fielen wir in unser weiches Bettchen - das beste Bett bisher :)
Wir schliefen aus und bereiteten uns danach Haferbrei und einen Kaffee zu. Danach spazierten wir zum Einkaufscenter und bummelten durch die Läden. Um 14 Uhr hatten wir unseren Banktermin für die Eröffnung eines Bankkontos. Dazu war auch ein Meldezettel unseres derzeitigen Aufenthalts notwendig. Da wir sowas nicht hatten, erzählten wir am Vortag Shane davon und dieser entschied ohne zu zögern, uns zu diesem Banktermin zu begleiten. „Wow“, dachten wir. „Das ist wahnsinnig nett von ihm“. Wir kauften ihm als kleines Dankeschön eine Packung Ferrero Rocher. Am späten Nachmittag fuhren wir mit den Mountainbikes, die uns Shane zur Verfügung stellte, zum Mount Maunganui und wanderten den Berg hoch. Was uns da die Natur zeigte, konnten wir schon wieder nicht fassen. Der Berg befindet sich auf einer Halbinsel. Der Wanderweg führte direkt neben dem Meer den Berg hoch. Wir genossen traumhafte Ausblicke. Oben angekommen, öffneten wir uns einen Berry Cider, den ich noch immer im Rucksack herum trug, setzten uns auf eine Bank und bewunderten die tolle Aussicht. Der Wind blies uns durch das Haar und vereinzelte Regentropfen blieben auf unseren Nasen hängen. Es war einfach ein unglaubliches Gefühl von Unbeschwertheit und Unabhängigkeit zu spüren. Als es stärker zu regnen begann, beeilten wir uns den Berg hinunter zu gelangen und trotteten mit unseren Fahrrädern zu unserem Host, was sich recht schwierig gestaltete. Ein Mountainbike war schon sehr hinüber und immer wenn man aufhörte die Pedale zu treten, fiel die Kette aus. „Never stop pedalling,“ lautete also die Devise. Bibi erbarm sich um das kaputte Mountainbike und vergaß ab und zu durchgehend zu treten. Dann stand sie oft mitten auf der Kreuzung und fiel beinahe mit dem eigenen Bike um. Es war einfach ein Kabarett und wir konnten uns gar nicht einkriegen vor lauter Lachen. Zu Hause sprangen wir unter die Dusche und huschten in unser Bettchen. What a day :D
Heute wollten wir vormittags zu den Hot Water Pools mit Blick zum Meer und uns am Nachmittag um ein Hostel oder anderweitige Unterkunft umschauen. Doch dann kam alles anders. Am Vortag erzählten wir unserem Host, Shane, noch, dass wir vorhaben, ein Auto zu kaufen und am Freitag womöglich eines von Gisborne holen. „Show me the car“, meinte er. Das machten wir natürlich. „Oh that’s pretty shitty“, kritisierte er unser Traumauto. Und dann meinte er, er führe uns zu einem naheliegenden Autohändler. Gesagt – getan. Er ging sogar mit uns. Ein Auto gefiel uns besonders gut und wir machten eine Testfahrt. Bibis erste Ausfahrt. Unser Host auf dem Beifahrersitz, der die Hände vor sein Gesicht schlug. „Your drive was pretty horrible“, meinte er danach. Ein Kabarett :D Eigentlich wollten wir das Auto nehmen. Aber Shane wirkte noch nicht ganz überzeugt. Also fuhren wir wieder zu ihm und er stöberte nochmal im Internet. Er fand noch ein viiiiiel besseres Auto für uns. Vom ersten Augenblick an war er maßlos überzeugt, dass dies das richtige Auto für uns sei. Er rief die Frau, die das Auto verkaufte, an, drückte den Preis noch um 500 $ und checkte uns somit unser Auto. Einziger Haken? Es war in Rotorua. Also auf nach Rotorua, lautete der Plan. Am Nachmittag genossen wir noch die Hot Water Pools, wirklich sehr warme Salzwasser-Pools mit Ausblick zum Mount Maunganui. Wir wollten aus den heißen Thermal-Pools überhaupt nicht mehr hinaus. Am Abend holte uns unser Host ab und wir luden ihn als Dankeschön zu fish n’chips ein. Wir sprachen über Gott und die Welt und scherzten herum. Er meinte, wir können noch eine Nacht bei ihm schlafen. Als wir zurück zu ihm nachhause fuhren, stand plötzlich das Auto seiner „Flatmate“ vor seiner Garage. Na super. Dachten wir. Jetzt sind wir womöglich obdachlos die Nacht. Wir trotteten hinter ihm her und begrüßten zunächst seine Flatmate. Shane öffnete eine Flasche Wein und ausschließlich mir, becherten alle mit. Zum Glück war seine Flatmate bereit, bei ihrem Freund zu übernachten. Also war die Unterkunft für die kommende Nacht zum Glück gecheckt :) Puh :)
An diesem Tag mussten wir schon um 8 Uhr los - ohne zu frühstücken - um den Intercity Bus nach Rotorua rechtzeitig zu erwischen. Es ging sich alles perfekt aus. Angekommen in Rotorua lautete unser erstes Ziel: Schnell etwas Essen. Wir waren beinahe am Verhungern. Wir krachten in das erstbeste Café und bestellten uns jeweils ein big Frühstück. Omelette mit Bacon, Cheese, Avocados und Baked Beans. Die Zeit bis zu unserem Besichtigungstermin überbrückten wir mit Tagebuch schreiben. Um 12:30 trotteten wir zum vereinbarten Standort und eine recht freundliche Lady in einem schwarzen Auto holte uns ab. Sie setzte uns bei ihrer Freundin, unserer Autoverkäuferin, ab. Das Auto sah wirklich fein und perfekt für uns aus. Der einzige Haken war nur, dass wir das vereinbarte Geld nicht in Cash dabei hatten. Das hieß, dass wir das Auto natürlich nicht mitnehmen konnten. Na super… wie würden wir jetzt zurück nach Rotorua kommen? Der Verkaufsort war nämlich im tiefsten Bergloch, wo sich normalerweise Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Unser Autoverkäuferin hatte noch Kinderdienst und wir mussten zwei Stunden bei ihr zu Hause warten, bis sie uns in die Stadt mitnehmen konnte. Aber… es war wie immer nicht langweilig. Wir spielten mit den Kids, ihren Hunden Charlie und Daisy und begutachteten den Bauernhof. Plötzlich machte ein entlaufendes Schwein auf sich aufmerksam. Die Farmerin sprang in ihre Stiefel und stürmte hinaus. Hinter ihr trotteten die Kids hinterher. Bibi und ich wollten uns die Aktion natürlich nicht entgehen lassen und nahmen die Kinds Huckepack. Die Farmerin kam nicht ganz zurecht und so sprang ich über den Zaun und halb ihr das entkommende Schwein einzufangen. Ich watschelte durch den Saudreck und blieb beinahe mit meinen schönen Schuhen stecken. Aber…die Farmerin war sehr froh darüber und bedankte sich herzlich für mein Engagement :D. Sie führte uns später in die Stadt zurück. Für heute war erneutes Couchsurfing bei einem richtigen Maori geplant. „Ich glaub, heut erleben wir noch a große Überraschung,“ meinte Bibi. Und damit hatte sie wohl recht. Grant, der Maori holte uns mit seinem goldenen „Schlitten“ ab, er zeigte uns ein paar wirklich coole Plätze, ein Maori-War-Kanu, das Maori Village sowie den Lake in Rotorua. Danach aßen wir am Food-Market „Pat tai! und „spring rolls“. Grant war wirklich ein super sympathischer Maori und wir erfuhren wirklich jede Menge über die Maori-Kultur. Er war sehr stolz darauf, ein Maori zu sein und das zeigte er auch. Er führte uns außerdem zum Mud pool. Was zum Himmel war das? Ein Teich mit heißem Schlamm, der blubberte. Man stellt sich am besten einen Topf mit kochendem Wasser vor. 100 Grad ist dieser Schlamm heiß. Einfach nur crazy. Schließlich fuhren wir in sein Maori-Dorf. Angekommen waren wir noch nicht sicher was wir denken sollen. Und dann betraten wir sein „Haus“. Es glich mehr einer Ein-Zimmer-Hütte. Oder so. Echt jetzt? Was uns dort erwartete, konnten wir selbst nicht glauben. Kein fließendes Wasser. Kein Strom. Kein Netz. Kein Badezimmer. Das Klo war übrigens ein Outside-Plumpsklo. Noch dazu eine richtige Messi-Wohnung. Alles unordentlich, dreckig und voller Ungeziefer. Wir durften im „Queensize“-Bett schlafen, das übrigens gleich neben dem Maori-Bett stand. „Wo ist hier die versteckte Kamera?“ flüsterte Bibi. Das konnte ja nicht sein Ernst sein? Um Sieben verließ uns Grant, da er Gitarre-Stunde hatte. Als er weg war, saßen Bibi und ich schweigend gegenüber, trauten uns nicht in die Augen zu schauen. Ich wagte einen Blick und wir begannen lauthals zu lachen bis uns die Tränen kamen. Wo waren wir hier gelandet? Wir zogen uns schon für den nächsten Tag um, bekleideten uns mit zwei Extra-Schichten und legten uns schon um halb acht ins Bett. Auch im Bett war Ungeziefer. Wir holten unser Nackenkissen und schauten, dass wir möglichst nicht am Laken ankamen. „Bitte lass die Nacht schnell vergehen“, beteten wir.
Wir konnten kaum schlafen. Es war soooo kalt in der Nacht. Wir drohten beinahe zu erfrieren, ohne zu übertreiben. Schon in der Früh setzte sich Grant zu uns ins Bett und lehrte uns das Maori-Alphabet. Bibi war maßlos „begeistert“, man konnte es an ihrem richtig verschlafenen „geh-mir-um-die-Zeit-nicht-schon-auf-die-Socken“-Blick sehen. :D. Danach fuhren wir Zähneputzen. Ja richtig gelesen. Ein Natur-Pool, wo alle Maoris hinfahren, um ihre morgendliche Körperpflege zu erledigen. Zähneputzen, waschen, rasieren. „Oh, wie grauslich“. Wir machten nur Katzenwäsche und wollten auf keinen Fall eine Zehe in den Pool strecken. Grant war ein bisschen enttäuscht, aber wir meinten einfach, dass wir keinen Bikini hätten. Dann brachte er uns ins Wai-o-tapu Wonderland. Was uns da erwartete, war wirklich einfach nur purer Wahnsinn. Wai-o-tapu heißt auf Maori „für heilige Wasser“. Dort befinden sich kollabierte Krater, heiße Seen, Schlammtümpel und dampfende Fumarolen. Besonders beindruckend war der Champagne Pool mit seinem orangefarben leuchtenden Rand. Auch der Devil`s Bath, ein knall gelb-grüner See, war einfach nur amazing. Wir waren danach mega hungrig, da wir bei Grant nichts gefrühstückt hatten. Außer Orangen und Muscheln gab es nämlich nichts bei ihm. Also gönnten wir uns im Wai-o-tapu Café Sandwiches und Muffins. Grant brachte uns am Nachmittag zurück nach Rotorua. Heute wollten wir endlich unser Auto holen. Wir checkten uns noch das Geld in Cash und trafen unsere Autoverkäuferin dann bei Briscons, einen Homeware-Shop. Sie nahm uns mit zu sich und half uns netterweise mit der Versicherung und Registrierung, was übrigens alles online funktioniert und daher echt praktisch war. Und dann durfte ich das erste Mal unser Baby fahren. Es war nicht einfach links zu fahren. Bibi fühlte sich anfangs nicht ganz safe. Wir düsten ins Hostel, nahmen erstmal eine heiße Dusche, aßen und fielen todmüde ins Bettchen.
Was für eine wundervolle Nacht. Ein warmes Bett. Alles clean und fresh. Wir fühlten uns wunderbar erholt. Wir frühstückten Müsli mit frischen gelben Kiwis, Toast mit Philadelphia und Gurke und natürlich unserer liebsten Haselnusscreme. Danach ging es an die Wäsche. Das funktionierte diesmal schon viel besser. Wir waren ja schon beinahe Wasch-Profis :D Die Wäsche konnten wir sogar draußen aufhängen, was uns 4 Dollar für den Trockner ersparte. Perfekt. Wir aßen noch einen Happen, dann fuhren wir in einen Waschstraße, um unser neues Vehikel sauber zu bekommen. Auch innen saugten wir. Das Auto war leider innen ziemlich bei einander. Daher stand uns ebenfalls eine Generalsanierung bevor. Das verschoben wir aber auf den nächsten Tag. Am Abend düsten wir noch zu den Hot Water Pools. Thermal-Pools, die aufgrund der Aktivität der Vulkane angenehm warm sind. Man fühlt sich wie in einer Therme, nur ist das ganze umsonst. Wir wollten gar nicht mehr weg von dort. Auch die Thermal-Pools waren ein Geheimtipp von Grant. Dafür waren wir ihm sehr dankbar. Das Wasser ist übrigens auch sehr gesund für die Haut.
Sonntag, 31. Oktober 2016
Wir schliefen aus, bereiteten uns ein ausgiebiges Frühstück zu und begannen dann mit der Generalreinigung unseres Autos. Wir putzten beide zusammen zwei Stunden, bis der Gestank und Dreck aus dem Auto entfernt war. Anschließend düsten wir ins Einkaufscenter und checkten uns Matratze, Polster, Decken und Vorhänge. Wir wollten das Auto so herrichten, um darin auch schlafen zu können. Das erspart natürlich einiges an Geld. Es sollte ein richtig gemütlicher Sleeper Van werden. Da stand uns noch einiges an Arbeit bevor. Abends schrieben wir noch unsere ausständigen Blogs und skypten mit unseren Familien.