Lifeline
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Lebenslinien

Veröffentlicht: 15.02.2020

Was zeichnet die jeweiligen Lebenslinien eines jeden Menschen? Worauf kommt es an und welche Bedeutung wird ihnen beigemessen?

Erleben wir jeder dieselben Farben und Stimmungen zu bestimmten Zeiten mit den dazugehörigen Umständen?

Scheinen wir im gleichen hellen Licht, wenn wir lieben, und fühlen uns gleich verlassen und einsam, wenn Beziehungen in die Brüche gehen? Trägt der Herzschlag unseres Pulses die gleiche Frequenz, wie die des Radiosenders, wenn er deine heimliche Wunschliste spielt?

Kommt das von innen kommende Lächeln bei uns allen aus derselben Stelle des Bauches, der Glück flutet? Ähneln sich die Augenblicke bei uns allen, wenn wir uns aufeinander zu bewegen, dabei den schmalen Grad im Auge, der uns führt oder entführt? Welches Miteinander tut mehr weh, als ein Abstand, der in Dosen zumutbar ist?

An welchem Punkt ist der Augenblick verpasst, an dem alles zerfällt und warum können wir ihn nicht zurückdrehen, und wünschen wir es uns nur, weil wir immer nur dann spüren und sehen, das es zu spät ist? Findet Veränderung und Entwicklung auch anders statt?

Wie viele Blautöne hat die Sehnsucht, wenn Liebe um Vergebung ringt?

Ist der Blick eines jeden Menschen gleich, wenn er erfährt, dass jemand geliebtes verfrüht zurückkommt? Wo treffen sich die Verhältnismäßigkeiten, wenn Stille die Wörter bricht?

Ist die Temperatur des Händedrucks zwischen jeden Menschen gleich, wenn Fragilitäten sich bewahrheiten, bevor Konsequenzen sich abzeichnen? Und in wie vielen Fällen erhebt sich Verbundenheit über falschem Stolz, der Herz und Nieren auf Leben überprüft?

Ist gebrochenes Vertrauen immer chancenlos, solange Narben aus alten Vergangenheiten sich im Wettkampf mit Vergebung gebären und noch lange vor die Versöhnung stellen, deren Schlüssel zur Erkenntnis sich aus hundert tiefen Blicken lösen?

Und wenn Leben sich in der Sonne treffen, unter oberhalb der Armutsgrenze, und alte Zeiten in neuen Sphären mit abgeschminkten Gesichtern sich bei Regen unter erzählten Geschichten, neu begegnen, Wissen sich durch Träume filtert und Erinnerungen den Weg ins Jetzt finden,

hält sich die Waage der Zukunft, ohne Angst und mit gesundem Optimismus.

Schlafend wecken sich die Kinder der Gezeiten, schwimmen im Fluss des Kosmos und bis über den Horizont, der sich seiner Weite klar bewusst ist. Wie die Menschen sich an ihm verzehren, so als würde es kein Morgen geben, ergibt sich aus seiner klaren Linie, dessen Focus er darstellt und der einen jeden hypnotisiert, um zu sich zu kommen.

Und bei jedem Atemzug, den sich meine Lunge nimmt, denkt sie an die vielen Menschen, deren Luftschlösser sie umgebracht und ins Verderben gesandt hat. Und bei jedem Wort das fällt, das weitere Distanzen schafft und mich zu verführen versucht, bin ich entschlossen, so lang es geht und immer wieder, mit und ohne dich, mehr mit mir und vielleicht irgendwann mit dir, doch neu und nie stehengeblieben, vor mir zu bestehen. Was ich glaube und was ein jeder Abschnitt meines Lebens daraus macht, ist in mir geschrieben, so wie wir uns füreinander verschrieben haben, als die Formen der Persönlichkeit sich noch im Begriffe zu finden waren. Ist der Punkt, an dem wir uns trafen und soeben verabschiedet, willenlos dort entsprungen, wo wir ihn zu lange kaleidoskopiert haben, während unsere Befugnisse, sich aufeinander einzulassen, längst erkannt und zum hundertsten male von uns überlaufen..?

Vielleicht braucht das Leben immer wieder solche Momente, solche Handlungen und Worte, die immer schneller als das Gefühl agieren, im unvermeintlichen Wissen um ihre Tragik und die nie nach der Vorsicht, aber immer vor der Erkenntnis bricht. Wie viele Türen schon zugegangen sind, damit sich neue wieder öffnen können. Die Teilnahme an der Teilnahmslosigkeit möchte ich nie mit erleben. Es gibt ausreichend Stille und Einkehr, die bewegt und wächst, ohne dass sie den Anschein hierzu vermuten lässt.

Und was ist das Geheimnis des Lebens? Würdest du dein Verhalten, deine Prioritäten ändern, wenn du nur noch einen Tag zu leben hättest?

Würdest du jeden Menschen tatsächlich gleich behandeln und keine Unterschiede machen?

Tust du es jetzt? Würden sich die Grenzen zwischen Bekenntnissen zueinander und deren manchmal innewohnenden Anklagen, aufheben, bloß weil es im Frühling zu lang regnet und der Winter dir Wüstensonne schenkt, aus einer Gefühlsdimension stammend, die dir einen letzten Tag Leben schenkt? Was würdest du tun, wenn dein Kopf im Sturm nicht nach den Sternen greift, Gedankengut der Seele, und deine Klingel zu leise ist, nicht weil sie kaputt, sondern zu verletzt von zu wenig Besuch ist, der aus einer anderen Vegetation des Zusammenseins kommt, und dir bis heute weh tut, da ihr Schmerz und ihre Einsamkeit sich in dir verlaufen, nicht gerufen und nie wieder entdeckt und aufgeweckt…., bis heute, deinem letzten Tag in deinem Leben, der dir ins Gesicht geschrieben steht.

Im Halbschlaf heute Morgen hast du ihn anklopfen gefühlt, als dein Traum sich gerade mit deinem Sehnen vereint hat, und als Kolibris sich mit deinem friedlichen Atem in einem Flügelschlag geliebt haben. Im Lichttunnel hinter deinen geschlossenen Lidern siehst du zum letzten Mal Phosphorlinien, die deine Innenwelten in Magie porträtieren, bevor der erste Sonnenstrahl deinem Traum die Zukunft stiehlt. Noch ein letztes Mal mit Hingabe fallen lassen, hinein in die Fluten der Geborgenheit, die dich schwerelos lebendig fühlen lassen.

Einmal noch auf den Boden des Sich Verlierens tauchen, der Mund und Knochen neu tauft, ihnen Namen im Vertrauen schenkt, das du nie zuvor in dieser Intensität gespürt hast.

An diesem letzten Tag deinen Herzschlag fühlen, jede Sekunde und jede Minute, jede Stunde, die noch verbleibt, wissentlich, und große Atemzüge hinzufügen, die seine Sequenzen erweitern, damit sie dir in ewiger Erinnerung bleiben.

Und dann ein letztes Mal aufwachen, den Übergang vom Schlaf bis zu dem Zeitpunkt, an dem du die Augen aufmachst, auskosten; noch einmal die Brücke von Licht und Schatten mit Achtsamkeit beschreiten, mit tiefen, aber leichten Atemzügen den Moment des sich Bewusstwerdens einladen; um sich der Welt in Frieden entgegenzustrecken.

Ein letztes Mal als erstes an den Menschen denken, der mit dir und deinem Leben gerade jetzt am tiefsten verbunden ist. Noch einmal den Morgen riechen und die Frische des Wassers dankbar empfangen, sich im Antlitz des Tages spiegeln, ohne jemals zu erfahren, ob diese Wahrheit dem entspricht, was sie zeigt. Heute jeden Schritt mit dem Wissen um seine letzten Spuren, die er hinterlässt machen und Worte mit Bedacht wählen. Die Schnelllebigkeit ausblenden und auf dem immer weiter werdenden Grad der Menschlichkeit gehen, ohne Rücksicht auf Verluste, zu Eis gefrorene Skelette mit Stimmen beleben, deren Empfindungen sich in Menschengestalt schon vor Jahren von ihren Gefühlsregungen verabschiedet und selbst ausgeschlossen haben. Noch einmal und heute immer wieder Orte und Menschen aufsuchen, vor allem Lieblingsplätze, die einem gut tun und einen mit Herzlichkeit beschenken.

Zum letzten mal zufällige Begegnungen und Blicke genießen, die Strassen und Lichter der Stadt in sich aufnehmen, ein Getränk in seinem Lieblingscafe bestellen, die Anfangsmusik der Lieblingsmelodie einer Serie mitsummen und ihren Abspann zum x - ten Male ins Gedächtnis einbrennen lassen. Die Laufstrecke mit vollem Bewusstsein und einem wachen Geist dort anfangen und beenden, wo sie einen den Punkt und das Gefühl der Unendlichkeit durch die Venen jagt. All die vertrauten und an einem vorbeilaufenden Eindrücke wie Honig inhalieren und seine Süße schmecken. Sich noch einmal in seinem Zuhause umschauen, Bilder und Farben von Vereinigung und Abwendungen im Empfinden multiplizieren, die Perspektive wechseln und alles neu auf sich wirken lassen. Alte Briefe und neue Karten mit Lieblingswörtern verkleiden und küren, dort wo Einsamkeit die Dunkelheit fängt, nur für einen und den letzten Augenblick, dann vom Kerzenschein begleitet und im Schein der letzten Wärmeflut im Raum, sich durch Synchronizitäten von ineinander laufender Lieder berieseln und verzaubern lassen. Jetzt den Telefonhörer abnehmen und eine Ewigkeit dort verweilen, wo die Stimme sich mit der Sehnsucht bricht, dann trägt, wo sie aufgelöst und ein Geschenk des Himmels ist. Sich im Farbenmeer der Liebesbekenntnisse zueinander wieder und wiederfinden, unter der ersten Hautschicht, da wo nur Gefühl und Erfüllung wohnt, bis der Flug unter diebischen und befreiten Küssen durch die Regionen deines Körpers strömt, von denen du heute bemerkst, das du sie auch hast, und die Umarmung deines Lebens deine Worte in goldenes Schweigen taucht, weil die Ebene der Berührung hier sprachlich nicht weiterkommt. Deine Hingabe ergibt sich ein letztes Mal, und Sekunde um Sekunde, Minute zu Minute, in dieser letzten Stunde, liebt sich Dankbarkeit und Leidenschaft in dein Herz, von Angesicht zu Angesicht.

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