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Dritter Stopp: Chile, Part 1: Zivilisation und endlich Camping

Veröffentlicht: 16.12.2018

Chile, du wunderschönes Chile, vielen Dank, dass es dich gibt. Das beschreibt wohl ganz gut, wie wir uns seit unserer Ankunft in Santiago de Chile fühlen. Vergleicht man Chile mit Peru muss man wohl zuallererst anerkennen, dass Chile deutlich westlicher geprägt, wohlhabender und viel sauberer ist als Peru. Diese Erkenntnis direkt an unserem Ankunftstag in Santiago erleichterte uns unbeschreiblich sehr, insbesondere, da wir in fast 4 Wochen in Peru doch deutlich unsere gewohnten Standards an Hygiene und Ordnung vermisst haben und uns die allgegenwärtige Armut bestürzt hat. Wie sehr uns die Umstände dort belastet haben, fiel uns allerdings erst auf, als alle Probleme plötzlich verschwunden waren. Man sagt doch immer, dass man den Wert einer Sache erst wirklich begreift, wenn diese nicht mehr vorhanden ist. Dass dieser Satz stimmt, ist sicher eine wichtige Erkenntnis dieser Reise, denn wir hätten niemals gedacht, dass uns so einfache Dinge wie geputzte Toiletten so glücklich machen können. Das Erste was uns beiden auf der Fahrt vom Flughafen zum Hostel in Santiago auffiel, war, dass keiner der Autofahrer vollkommen grundlos hupte, ein Umstand den wir in unserer ganzen Zeit in Peru nicht an einem einzigen Tag erleben durften. Hinzu kam, dass uns keiner anstarrte oder fragte , ob er ein Foto mit uns machen dürfe. Auch im Hostel waren wir nun nicht mehr die einzigen Nicht-Südamerikaner, sondern unter vielen Gleichgesinnten aus aller Welt. Natürlich möchten wir Peru nicht vollkommen schlecht reden, es war wunderschön dort!! Aber jetzt fällt uns auf, dass wir nicht völlig ohne unsere gewohnten Standards glücklich sein können. Jetzt allerdings genug der Vergleiche, denn eigentlich geht es ja nicht um einen Wettkampf um den Preis für das schönste Land, denn jedes Land ist auf seine eigene Weise schön.

Betrachtet man die Stadt Santiago selbst, fällt einem als Europäer auf, wie unauffällig sie ist. Damit meinen wir, dass Santiago sich nicht sonderlich von europäischen Großstädten unterscheidet. Es gibt normale Autos und keine Tuktuks, alle halten sich an die geltenden Verkehrsregeln und Häuser haben Dächer, Verkleidungen und sind dazu noch sehr gepflegt und häufig durch Wandgemälde verschönert. Santiago besitzt außerdem ein paar schöne und große Stadtparks und viele kreative Restaurants und Bars. So haben wir uns bei einem Stadtbummel und einer kleiner Sightseeing-Tour (leider überwiegend im Regen) einen Waffelwrap mit Käse, Salat, Bacon und BBQ-Soße gegönnt (Ja das mussten wir erwähnen, denn er war einfach soooo gut). Achso und noch etwas „normales“, was uns absolut begeistert hat: Unsere Mietwagenabholung verlief vollkommen reibungslos. (OK zugegeben das ist nochmal ein Vergleich, aber ganz ehrlich: Damit steht es eindeutig 1:0 für Santiago gegen Lima.)

Großstadtdschungel Santiago de Chile


Unsere Begleiter überall: Sehr liebe Straßenhunde


Sogar Villen gibt es in Santigao


Wunderschöne Wandmalerei findet man überall in der Stadt


Da uns die Zivilisation zu unserem eigenen Erstaunen so gut getan hat, entschieden wir uns dazu als erstes auf unserer Fahrt durch Chile Valparaiso anzusehen. Dies ist eine Hafenstadt westlich von Santiago und berühmt für ihre Straßenkunst und bunten Häuser. Auf Grund des geringen Einkommens hier sind die Einwohner erfinderisch und verschönern die Stadt mit dem was sie eben haben. Von vielen Wandbemalungen, über Blumentöpfe aus Plastikflaschen bis hin zu Girlanden aus Mülltüten, hier gibt es nichts, was nicht bunt ist. Wir würden die Stadt wohl eher als charmant-heruntergekommen bezeichnen, aber es war ein riesen Spaß sich eine Stadt und all ihre Gassen einmal wieder völlig unbekümmert und frei anzusehen.

Valparaiso


Flanieren durch Valparaisos Künstlerviertel


Bunt, bunt, bunt


Jan macht die Kunst noch lebendiger


Der eigentliche Grund allerdings, warum es Chile in die Liste der Länder auf unserer Weltreise geschafft hat, ist der, dass Chile berühmt für seine Nationalparks, Wanderrouten, und das Camping ist. Daher freuten wir uns am allermeisten darauf, endlich einen ruhigen Ort in der Natur zu finden, unser Zelt aufzustellen, unseren Campingkocher auszupacken und die Seele so richtig baumeln zu lassen. Das erste Mal gelang uns dies in der Reserva Nacional Lago Peñuelas direkt vor den Toren Valparaisos. Zugegeben das Naturreservat selbst hat nicht sehr viel zu bieten außer eines kleinen Sees und ein paar Vögeln und Wildpferden, aber der verlassene Campingplatz inmitten eines Waldes war dafür umso schöner und perfekt für die erste Nacht von vielen Nächten im Zelt. Mit uns waren nur drei Iren in einem VW-Bus von 1976 auf dem Campingplatz und so amüsierten wir uns mit ihnen und ließen zum Schluss den Tag bei einem Lagerfeuer ausklingen. Einfach perfekt.

Tausende Vögel in der Reserva Nacional Lago Peñuelas


Wildpferde


Unser Haus und Auto für die nächsten Wochen


Aufwärmen am Lagerfeuer


Unser nächstes Ziel hatte schon sehr viel mehr an Sehenswertem zu bieten, denn es war der Parque Nacional Radal Siete Tazas, der mit seiner Vielzahl an wunderschönen Wasserfällen überzeugt. Da vor allem Natalie ein riesen Wasserfall-Fan ist, konnte man ihr Lächeln bestimmt bis Deutschland strahlen sehen, als wir einen Wasserfall nach dem anderen erkundeten. Die abenteuerlichen und teilweise nur durch Klettern zu bewältigenden Wanderwege konnten uns nicht stoppen. Gekrönt wurden diese Erlebnisse nur noch durch unsere Übernachtung auf einem Feld direkt gegenüber eines Wasserfalls und einem Frühstück mit Blick auf diesen.

Endlich beginnen wir unsere Reise durch die Nationalparks


Wer entdeckt den Verrückten im Bild?


Wunderschöne Wälder im Parque Nacional Radal Siete Tazas


Siete Tazas (Seven cups)


So glücklich über die schöne Natur


Das Wasser sieht so einladend aus, ist allerdings furchtbar kalt


Im angrenzenden Parque Ingles ließen wir etwas müde und überwältigt von den vielen wunderschönen Eindrücken die Tage mit einer kleinen Wanderung durch Bambuswälder und einer schönen Aussicht auf die Berge und das Tal Revue passieren und ausklingen. Hierher werden wir definitiv irgendwann zurückkehren.

Bambuswälder


Die Aussicht genießen im Parque Ingles


Außergewöhnliche Blumen findet man überall


Mit beeindruckenden Wasserfällen ging es auch im nächsten Nationalpark weiter, dem Parque Nacional Laguna del Laja, dieses mal allerdings eingebettet in ein Panorama aus gelben Blumen und schneebedeckten Bergen. Den Mittelpunkt des Nationalparks stellt der aktive Vulkan Antuco dar, dessen erkaltete Lava den Abfluss eines Gletscherflusses versperrt und daher einen riesigen strahlend blauen See aufgestaut hat. Da Lavagestein allerdings porös ist und Wasser passieren lässt, haben sich im Park Wasserfälle gebildet, die augenscheinlich mitten aus dem Fels entspringen. Hinzu kommt, dass vulkanischer Boden sehr fruchtbar ist, wodurch zahllose gelb blühende Büsche die ansonsten triste Umgebung verschönern. Die Kombination aus schwarzen Lavafeldern, schneebedeckten Bergen, Gletschern, Wasserfällen und gelben Blumen war einfach malerisch und begleitete uns auf jeder Wanderung.

Unser neues Traumhaus im Parque Nacional Laguna del Laja

Könnte ein Wasserfall eine schönere Kulisse haben?

Diese Wasserfälle werden auch Mini-Iguazú genannt


Diese witzigen Kerlchen sorgen immer für Unterhaltung


Wandern über Lavafelder


Sierra Velluda und sein gleichnamiger Gletscher


Eine Stärkung auf unserer liebsten Wanderung bis jetzt

Es ist so schwer diese treuen Begleiter immer wieder zurückzulassen


Um nun auch einmal etwas anderes außer Wasserfällen zu sehen (versteht uns nicht falsch, man kann niemals genug Wasserfälle sehen), fuhren wir zum einzigen Nationalpark der Küstenkordillere. Der Parque Nacional Nahuelbuta bietet nicht nur einen riesigen Wald bestehend aus Araukarien, einer seltenen Nadelbaumart, sondern auch den besten Aussichtspunkt Chiles am Piedra del Aguila. Von diesem kann man über die gesamte Breite des Landes, vom Pazifik im Westen bis zu den Anden mit ihren Vulkanen im Osten, sehen. Beeindruckend waren außerdem die Flechten, die fast im gesamten Park die Bäume bedecken und so für eine märchenhafte Atmosphäre sorgen. 

Araukarien


So glücklich, wieder Wald um sich zu haben


Jan in der ältesten Araukarie im Park


Flechten lassen die Wälder wie im Märchen erscheinen


Da uns beim ersten Aufstieg zum Aussichtspunkt allerdings die Sicht auf Grund von dichtem Nebel verwehrt blieb, durften wir am nächsten morgen noch einmal unser Glück versuchen und wurden mit einem wunderschönen Panorama belohnt. Das musste auch passieren, denn ansonsten hätten wir die 45km Gravelroad zum Nationalpark und den überteuerten Campingplatz sicherlich bereut.

Sicht vom Piedra del Aguila auf die Vulkane


Die Anden mit ihrer Vulkankette


Da wir die Vulkane nun aus der Ferne gesehen hatten, brannte es uns unter den Nägeln näher an diese heranzukommen. Allerdings hatten wir nur noch 2 Tage Zeit bevor wir in Puerto Montt für unsere Weiterfahrt auf der Carretera Austral ankommen mussten. Der Druck stieg also etwas Richtung Süden zu fahren. Daher verschoben wir einige hochgelobte Nationalparks und Wanderungen auf unsere Rückfahrt Richtung Norden im Januar und machten uns auf den Weg nach Panguipulli. Dieser Ort liegt in Mitten der Seenregion von Chile und ist umgeben von Hügeln und Vulkanen (und hat einfach einen zu lustigen Namen). Der wohl schönste Vulkan ist der Villarrica, auf den wir eine phantastische Sicht von unserem Campingplatz aus hatten. 

Vulkan Villarrica


Zugegeben, diese Sicht hatten wir nur für einen Abend, denn auch Chile wollte offenbar, dass wir weiterziehen und beschenkte uns daraufhin mit zwei ganzen Tagen Dauerregen. (Während wir diese Zeilen schreiben sitzen wir im Zelt ohne Aussicht und mit einem Regen wie aus Badewannen und hoffen, dass wir nicht weggespült werden). Die Sicht auf die Vulkane konnten wir uns also abschminken, daher taten wir das einzig naheliegende: Wenn man schon nass ist, kann man auch einfach zu Wasserfällen wandern, denn gegen diese Wassermassen kommt einem der Regen gar nicht mehr so schlimm vor. 

Gletschergespeiste Wasserfälle in der Huilo Huilo Reserva Biológica


Salto Huilo Huilo


Außerdem hatten wir an einem eisigen und regnerischen morgen im Zelt eine zündende Idee: Wenn man schon nass ist, kann man auch in ein Thermalbad gehen, denn dort kann man sich wenigstens sagen, dass man absichtlich nass ist. So besuchten wir also die Termas Geométricas, eine wunderschöne Außenanlage im Dschungel des Nationalparks Villarica, die ihre 20 Thermalbecken geothermisch heizt. Eine atemberaubende Kulisse zum Entspannen, für die allein es sich schon lohnt nach Chile zu reisen, insbesondere wenn man es wie wir fast ganz alleine erleben darf.

Termas Geométricas


Entspannender können Thermen nicht sein


Vollkommen entspannt und aufgewärmt treten wir nun also unsere Reise auf der Carretera Austral an und sind schon sehr gespannt, was Chile noch so für uns bereit hält. Bis jetzt können wir nur sagen: Es ist noch viel schöner, als wir es uns vorgestellt haben.

Song of pure satisfaction: World I wanted – Secret Nation

Antworten (1)

Dave
We hope you find some time to celebrate Christmas, even if it isn't snowy and there is no Chirstmas tree. We don't have snow either, but lots of rain. I think the snow is coming in January. Merry Christmas

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