leavingtoreturn
leavingtoreturn
vakantio.de/leavingtoreturn

6. Stopp: Australien, Part 3: 2360 km (Luftlinie)

Veröffentlicht: 11.06.2019

Nach unserem kleinen Fiasko mit Camper Kalle fragt ihr euch sicher: Hat Forest sich besser geschlagen und wie ging es mit dem neuen Camper weiter? Also zur Beruhigung vorweg: Forest hatte zwar eine etwas ramponiertere Innenausstattung als Kalle, hat sich aber super gehalten und uns sicher nach Brisbane gebracht. Von dort sind wir dann weiter nach Cairns geflogen und haben noch 9 Nächte in einem AirBnB verbracht. Wenn man sich bewusst macht, dass wir auf dieser Strecke von Sale nach Cairns 2360km (Luftlinie) in einem einzigen Land zurückgelegt haben und die gefahrene Strecke von Sale nach Brisbane natürlich noch weitaus länger war (ca. 3000km), kann man sich vorstellen, wie viel wir gesehen und erlebt haben. Da das alles viel zu viel zu schreiben und zu lesen wäre, haben wir uns dafür entschieden, nur unsere Highlights hier zu berichten. 


Schönste Tiererfahrung: Bei einem Spaziergang entlang der Küste von Port Macquarie erreichten wir einen Leuchtturm am Tacking Point mit wunderbarer Sicht über das Meer. Von hieraus kann man von Mai bis November Wale bei ihrer Migration beobachten. Insbesondere Buckelwale schwimmen in dieser Zeit zur Paarung Richtung Norden in die gemäßigt warmen Gewässer und danach wieder zurück. Keine Minute am Aussichtspunkt beobachteten wir schon die ersten Wale in der Ferne bei ihrem Balzverhalten, bei dem sie ihre Flossen auf die Wasseroberfläche schlagen und so riesige Fontänen erzeugen. Absolutes Highlight war allerdings ein junger Buckelwal, von ca. 6 Metern Länge, der direkt am Fuß der Klippen mit einer Gruppe Delfinen spielte. Ein freiwilliger Helfer bei der jährlichen Walzählung, der zufällig auch am Aussichtspunkt war, erzählte, dass der Wal erst letztes Jahr geboren worden sei und wahrscheinlich verletzt sei und deshalb nicht mit seiner Gruppe mithalten konnte. Da Delfine sehr soziale Tiere sind, hätten sie ihn aufgenommen und ein Stück begleitet und dem Wal schien diese Begleitung sichtlich Spaß zu machen. 

Bucht, vor der wir Wale gesehen haben

Ein Buckelwal bietet eine Show

Unser junger Freund spielt mit einer Gruppe Delfinen


Bestes Museum: In dem Ort Eden, der seinen Namen mit Recht trägt, denn er ist wirklich wunderschön an mehreren tiefen Buchten mit steilen Klippen gelegen, gibt es das einzige Killer Wal Museum der Welt. Grund hierfür ist die absolut faszinierende Geschichte des Ortes als einstige Walfanghauptstadt. Der Orca „Old Tom“ spielte dabei eine ganz besondere Rolle, denn in diesem Ort gingen Walfänger und Orcas eine einzigartige Gemeinschaft ein, um zusammen große Wale, wie Buckelwale, zu fangen. Die Orcas jagten hierfür gemeinsam die Wale und separierten einen von seiner Gruppe. Danach trieben sie den armen Wal in die Bucht zu den Walfängern. Sie umzingelten den Wal, während Old Tom zur Hütte der Walfänger schwamm und diese mit lauten Flossenhieben auf das Wasser weckte. Die Walfänger bestiegen ihr Boot und folgten Old Tom, der das Boot aus Ungeduld häufig sogar an einem Seil zog, zum Wal und töteten diesen. Da Orcas nur die Lippen und Zunge eines Wal fressen und die Menschen keine Verwendung für diese Teile hatten, bekamen die Orcas so ihre Belohnung. Diese Arbeitsgemeinschaft von Mensch und Orcas wurde schon von den Aborigines praktiziert und von den Siedlern übernommen und endete erst, als Walfang in Australien 1978 verboten wurde. Das Skelett von Old Tom kann man heute noch in gutem Zustand im Museum betrachten. 

Old Tom - an seinem rechten Oberkiefer und linken Unterkiefer sieht man deutlich die Abnutzung durch das Bootsseil


Schönster Strand: Am Hyams Beach haben wir zum ersten Mal perfekt türkises Wasser an einem makellos weißen Sandstrand erlebt. So haben wir uns eigentlich nur Strände in der Karibik vorgestellt, aber hinter denen muss Australien sich wirklich nicht verstecken! 

Jan ist ein Seestern


Ein absolut makelloser Sandstrand


Kurioseste Gesteinsformationen: Im Bouddi National Park haben wir eine Outdoor-Kunstgalerie für Steinliebhaber entdeckt (also genau das richtige für Natalie). Das so genannte „Tessellated Pavement“ zieht sich hier über hunderte Meter entlang der Küste und ist über mehrere Millionen Jahre entstanden. Zu Beginn der Entstehung bildten Muscheln und verschiedene Meerestiere am Grund des Ozeans eine Bodenschicht. Diese wurde durch viel Druck über lange Zeit verdichtet und formte verschiedene farbliche Schichten. Durch den Rückgang des Meeres und Plattentektonik gelangte diese Schicht irgendwann an die Oberfläche, wo sie durch den Druckabfall aufplatzte und eine Art Fliesenmuster hinterließ. So entstehen kleine und große Kunstwerke nur durch die Natur und bieten eine fantastische Kulisse zum Fotografieren. 

Felsen wie gemalt


Irgendwie erinnert es einen an Zimtschnecken, oder?


Spannendste Untergrundtour: Um mal etwas anderes außer Meer zu sehen sind wir etwas ins Innland gefahren und haben die Buchan Caves mit einer Tour erkundet. Diese sind mindestens 5 Millionen Jahre alte Tropfsteinhöhlen, die ein gigantisches Tunnelsystem bilden. Der Öffentlichkeit sind nur einige wenige Eingänge in die Höhlen vorbehalten, aber was wir dort sehen konnten hatte es in sich. Haushohe Stalagtiten (die hängen von der Decke) und glitzernde Stalagmiten (die stehen auf dem Boden), Decken voller kleiner strohhalmartiger Babystalagtiten, etwas das sie hier „Bacon“ nennen (wenn ihr das Foto seht, wisst ihr warum), unterirdische Seen und vieles mehr. Das Interessanteste war allerdings, dass man bei der Entdeckung einer Höhle ein Skelett eines Urzeitkängurus gefunden hat, das nicht nur vor mindestens 46 000 Jahren gelebt hat und ca. 3m groß war, sondern auch noch Fleischfresser gewesen zu sein scheint. Das faszinierende war, dass keiner weiß wie dieses Känguru in die Höhle kam, denn es gab keinen Zugang und keinerlei anderes Anzeichen von Leben, als die Menschen durch eine Bohrung die Höhle entdeckten. 

Royal Cave


Bacon!!!


Süßestes und gleichzeitig traurigstes Tiererlebnis: In der Ortschaft Port Macquarie kann man das weltweit einzige Koala Krankenhaus besuchen. Hierher werden alle Koalas aus der Gegend gebracht, die verletzt oder krank sind, und es wird entschieden, ob sie nach ihrer Heilung wieder ausgewildert werden oder ein gemütliches Heim im Krankenhaus bekommen. Die meisten Koalas werden mit Chlamydien eingeliefert, die häufig zu starken Augeninfektionen führen. Daher leben in dem Krankenhaus überwiegend blinde oder in ihrer Sicht stark eingeschränkte Koalas, die nicht mehr in freier Wildbahn überleben könnten. Aber auch sehr junge Koalas, deren Mütter verstorben sind, wohnen im Krankenhaus, bis sie alt genug sind um alleine zurecht zu kommen. Daher ist ein Besuch zwar sehr traurig, aber auch eine echt niedliche Erfahrung und wenn man es von der positiven Seite betrachtet: All diesen Tieren wurde eine zweite Chance im Leben geschenkt, die sie ohne das Krankenhaus nicht gehabt hätten. 

Damit die kleinen Koalas sich wie Superhelden fühlen


Ein neues Heim für einen blinden, einbeinigen Koala


Lustigste Tierbegegnung: Nach einem wunderschönen Tag im Kangaroo Valley mit Häusern aus dem 19. Jahrhundert und Wanderungen durch Täler und auf Berge mit guter Sicht, übernachteten wir auf einem kostenlosen Campingplatz in der Bendeela Recreation Area. Dort wurden wir nachts von Wombats wachgehalten, die es wohl unglaublich gejuckt haben muss. Sie haben sich die ganze Nacht immer wieder an unserem Camper gerieben und uns so ständig aufgeweckt und durchgeschüttelt. Diese kleinen Wollknäule haben ganz schön Kraft. 

Wombats sind so toll


Beeindruckendste Wanderung: Da uns die Blue Mountains schon bei unserem kurzen Besuch von Sydney aus begeistert haben, wollten wir noch einmal mit dem Camper zurückkehren und einige längere Wanderungen abhaken. Also sind wir einen Teil des National Pass gewandert, der allerdings teilweise gesperrt war, und haben den Grand Canyon der Blue Mountains erkundet. Das tollste am National Pass war der Weg am oberen Teil der Klippen, der in die Felswand gemeißelt wurde und einem fast das Gefühl von Fliegen gibt. Der Grand Canyon bot dagegen eine ganz andere Erfahrung, denn man wandert unten in einer tiefen und schmalen Schlucht durch Urwald und über Flüsse. Insgesamt einfach fantastische Wanderwege, für die sich eine Rückkehr gelohnt hat! Ein kleines Extra war dann noch die wunderschöne Herbstfärbung und der perfekt organisierte Campingplatz. 

National Pass, gebaut vor über 100 Jahren mit bloßen Händen


Grand Canyon der Blue Mountains


Tief unten in der Schlucht


Schöner könnte Herbst nicht sein


Romantischster und spaßigster Sonnenuntergang: Wir konnten es gar nicht recht glauben, als uns erzählt wurde, dass es nördlich von Newcastle Sanddünen gibt, die einen an die Sahara erinnern, aber sie existieren tatsächlich. Also wanderten wir bei Anna Bay im Sonnenuntergang über riesige Sanddünen, tanzten durch das rote Abendlicht und sprangen in den weichen Sand. In den Dünen fühlt man sich einfach richtig frei. 

Sanddünen gibt es auch in Australien


Tanzen im Sonnenuntergang


Größte Steuergeldverschwendung Australiens: In Ballina, einem kleinen Ort kurz vor der berühmten Byron Bay wurde eine riesige Statue für sage und schreibe 400 000 $ restauriert. Die „Big Prawn“, eine riesige Garnele, hat keinerlei nutzen und ist auch kein besonderes Kunstwerk, aber die Bewohner der Stadt wollten sie nicht entsorgen, als sie völlig abgenutzt und zerfallen war, und so wurde sie erneuert und steht nun vor einem Baumarkt. 

Big Prawn: Australier spinnen manchmal etwas


Adrenalinreichster Ausflug: An unserem letzten Tag vor unserem Flug nach Cairns wollten wir uns etwas ganz besonderes gönnen und haben einen der vielen Freizeitparks an der Gold Coast besucht. „Dreamworld“ hat echt ein paar ungewöhliche und super spaßige Achterbahnen, aber das absolute Highlight war der welthöchste (zumindest nach dem Guiness Buch der Weltrekorde 1999) Freefalltower mit einer Höhe von 119m (das sind 39 Stockwerke). Zusätzlich gibt es noch einen Wasserpark und einen Tierpark, der uns den Tag mit Babytigern und Joeys (so werden Babykoalas genannt) versüßt hat.

Die Achterbahn "Saw Mill" und im Hintergrund der Freefall Tower


Jan hat seine Herde gefunden


Und Natalies Kindheitstraum ist endlich wahr geworden


Beeindruckendste sportliche Veranstaltung: Zufällig fand ausgerechnet an dem Wochenende, an dem wir in Cairns waren, dort der Iron Man statt. Also mussten wir die Gelegenheit nutzen und die Sportler anfeuern und bewundern. Beim Ironman muss man an einem Tag 3,8km im Meer schwimmen, danach 180km Fahrrad fahren und zum Schluss noch 42km laufen. Das allein erscheint schon vollkommen unmöglich, aber noch beeindruckender wird es, wenn wir euch sagen, dass der neuseeländische Gewinner des Iron Man in Cairns das ganze in 8h 04min geschafft hat und danach noch lächelnd und völlig gelassen ein Interview gegeben hat. Aber auch alle anderen, die an so etwas teilnehmen haben unseren vollsten Respekt, denn das ist wirklich pure Willensstärke (und ein bisschen Wahnsinn). 

Fahrradfahren beim Iron Man


Diese Läufer sind bei tropischen Temperaturen fast im Ziel


Außergewöhnlichster Ausflug: Was wäre ein Urlaub in Cairns ohne einen Ausflug zum Great Barrier Reef? Also buchten wir eine Ganztagestour auf einem Katamaran zu zwei Riffen mitten im Meer, um dort das Great Barrier Reef beim Schnorcheln zu erkunden. Anfangs war es etwas ungewohnt durch den Schnorcheln zu atmen und natürlich war das geliehene Equipment nicht perfekt für uns, aber wenn man erstmal das Riff und seine Artenvielfalt sieht, vergisst man Alles um sich herum. Die Korallen waren zwar weniger bunt, als wir erwartet haben, aber dafür haben wir jede Menge bunte Fische, Seesterne und Anemonen gesehen und einfach richtig viel Spaß beim rumalbern und schwimmen im 26°C warmen Wasser gehabt. Das war definitiv nicht unser letzter Schnorcheltrip! 

So haben wir das Great Barrier Reef unsicher gemacht


Jan geht auf Tauchstation


Ein kleiner Gruß vom Winkefisch


Die letzten bunten Korallen


Schönste Regenwalderkundung: Im südlichen Teil des Daintree National Park liegt die Mossman Gorge, ein Tal, das immer noch von einem Aboriginevolk bewohnt wird und über einen schönen Wanderweg in den tiefen Regenwald verfügt. Läuft man durch diesen dichten, ruhigen und überwucherten Wald mit grünen Flüssen, haushohen Wurzeln und scheinbar schwebenden Pflanzen, kann man gut verstehen, warum die Aborigine diesen Ort nicht verlassen haben. Der Regenwald hier wirkt fast wie verzaubert.

Mossman Gorge ist ein Bilderbuchregenwald


Verwurzelte Feigenbäume, die einen Baum umschlingen und töten, um selbst daran hinaufzuwachsen


Perfekte Dschungelidylle - wer würde hier nicht baden gehen wollen?!


Netteste und einfach coolste Australier: Für unsere Zeit in Cairns hatten wir uns ein Zimmer mit Bad bei einer vierköpfigen Familie über AirBnB gebucht. Die Eltern Nik und Rob waren einfach die großartigsten Australier, die wir treffen durften. Begrüßt haben sie uns etwas angetrunken, da am Abend ein sehr wichtiges Footballspiel stattfand, aber durch ihre Gastfreundschaft, ihren Humor und ihr ehrliches Interesse an unseren Aktivitäten haben wir uns sofort wie zu Hause gefühlt. Unser Zimmer war in der ausgebauten Garage ihres gigantisch großen Hauses mit Pool. Insgesamt war das Grundstück sicher ein Fußballfeld groß und beherbergte Hühner, eine Katze, eine dicke Raupe des Nationalschmetterlings und viele Vögel. Jeden Tag, wenn wir uns sahen, zeigten Nik und Rob uns neue Dinge am Haus, wie einen winzigen Frosch, der sich auf die Terrasse verirrt hatte, oder ein Vogelnest, oder sie brachten uns frisches Obst aus dem Garten. Man konnte spüren wie sehr sie ihre Heimat lieben und wertschätzen und sie haben uns mit dieser Begeisterung angesteckt. Ein wirklich unvergessliches Paar. 

Unsere Residenz in Cairns für 9 Nächte


Essen mit unserer neuen Freundin


Tierische Hausbewohner gibt es hier jede Menge


Zum Abschluss unseres Australienabenteuers haben wir darüber nachgedacht, was uns eigentlich richtig überrascht hat in Australien, daher sind hier 10 Dinge, die wir in Australien nicht erwartet haben: 

1. Eine riesige Anzahl an ostasiatischen Touristen und Einwanderern 

2. Die schönste Herbstfärbung, die wir bis jetzt erleben durften 

3. Jeden Tag Buschfeuer zu erleben und das, obwohl schon Herbst ist 

4. Eine unfassbar reiche Artenvielfalt, die nicht nur aus den Klassikern, wie Kängurus, Koalas und Spinnen besteht, sondern auch jede Menge wild lebende Pinguine, bunte Vögel, Schnabeltiere und WOMBATS beinhaltet 

5. Wale bei ihrer Migration Richtung Norden von der Küste aus beobachten zu können 

6. Camping im Zelt scheint hier an der Ostküste nicht mehr zu existieren, denn wir haben fast ausschließlich Wohnmobile und Wohnwagen gesehen (davon dafür jeden Menge) 

7. Campingplätze sind hier häufig eher große Wohnanlagen, als naturbelassene Rückzugsorte 

8. Auch hier gibt es eisig kalte Nächte mit Frost, in denen man sich ein warmes Bett wünscht (deshalb vllt die Wohnmobile statt Zelte) 

9. Australier sind ganz besessen von Kriegsdenkmälern und bauen überall welche (Sogar Schwimmbäder als Kriegsdenkmäler haben wir gesehen) 

10. In Australien leben die herzlichsten und redseligsten Menschen, die man sich vorstellen kann 


Australien war ein wunderbares und spannendes Erlebnis, mit vielen Überraschungen und unvergesslichen tierischen und menschlichen Begegnungen! Und das Leben hier ist einfach entspannt. Nun geht es für uns aber auf zu neuen, unbekannten Abenteuern, denn mit der Abreise aus Australien nehmen wir gleich von 2 Dingen für den Rest der Reise Abschied: Von der westlichen Kultur und, viel schwerer, vom Camping. Unser geliebtes Zelt und die restliche Campingausrüstung befinden sich bereits in einem Paket auf der Heimreise und für uns heißt es ab jetzt: Backpacken durch Asien und schlafen in Hostels. 

Australien, du wunderschöner Kontinent


Song of Halftime (da wir in Australien Anfang Mai die Halbzeit unserer Reisezeit erreicht haben): Live while we're young - Johnnyswim

Antworten

Australien
Reiseberichte Australien