Veröffentlicht: 13.07.2016
Wir sind mal wieder am Schwarzen Meer angekommen! :) Ca. 30 Kilometer von dem Urlaubsort Batumi, haben wir ein super Plätzchen unter Bäumen direkt am Strand gefunden.
Hinter uns liegen turbulente und spannende Tage in puncto Landschaft, Wetter und Reiseplänen. Nach Tiflis sind wir auf besonderem Wege gekommen: zur Abwechslung sind wir nicht selbst gefahren, sondern haben uns samt Knut fahren lassen.
Als wir uns bei unserem Schlaflager am Fluss in der Nähe von Chaschuri aufmachten, lautete unser Tagesziel Tiflis. Kurz nach unserem Aufbruch haben wir an einem Himbeerstand an der Straße angehalten, um uns etwas Proviant für die Fahrt zu besorgen. Danach sollte es weitergehen…ging es aber nicht! Knut ist einfach nicht mehr losgefahren, weil nämlich die Gänge nicht mehr rein gingen, wodurch wir trotz laufenden Motor nicht vom Fleck kamen! Dem Ehepaar vom Himbeerstand konnten wir schnell deutlich machen, dass wir ein Problem haben und nicht wegkommen. Mit unserem „Ohne Wörterbuch“ mit vielen hilfreichen Bildern konnten wir dann auch gut erklären, dass wir wohl einen Abschlepper benötigen. Alles klar, ein kurzes Telefonat und der Abschlepper war 5 Minuten später da. Weil wir eh nach Tiflis wollten und wir mit einer größeren und vor allem längeren Reparatur rechneten, haben wir direkt die Fahrt bis nach Tiflis vereinbart (ca. 2 Stunden). Die Fahrt in dem alten Mercedes, der bergauf ordentlich gebrummt hat, war durchaus komfortabel. Wir wurden unterwegs sogar mit Kaffee und frischem Rosinenbrot versorgt.
In Tiflis angekommen, wurden wir direkt bei einem schicken VW-Autohaus mit Werkstatt abgesetzt. In dem Moment waren wir endgültig davon überzeugt, dass uns der heutige Tag eine Menge Geld kosten wird…aber erstmal musste Knut vom Abschlepper in die Halle, die sich hinter einer verwinkelten Einfahrt befand. Mitten in dem Manöver hat dann aber leider der Motor des Abschleppers versagt!!
Als dieser nach etwas Schrauberei mit kräftigem Funkenflug immer noch nicht anspringen wollte, kam der Polizei-Pickup zur Hilfe. Mit dem Abschlepper am Seil ist dieser rückwärts in die Werkstatthalle hineingefahren, wodurch der Abschlepper Platz hatte, ein Stück nach vorne zu Rollen. Zum Glück ist auf den paar Metern der Motor wieder angesprungen! Jetzt konnte sich der Abschlepper endlich so positionieren, dass Knut heruntergelassen werden konnte. Kurze Zeit später war Knut auch schon an der Reihe und das lief folgendermaßen ab:
Der Schraubermeister setzt sich ins Auto, probiert etwas herum, steigt aus, macht die Motorhaube auf, greift gezielt unter den Motor und zieht eine Gummikugel heraus: „Problem“ meinte er! Wir waren so baff, dass wir nur große Augen machen konnten. Er ist dann für 10 Minuten verschwunden und kam mit einer neuen Kugel wieder – greift erneut in den Motorraum und damit war die Sache erledigt! 30 Minuten nach Ankunft in der Werkstatt und mit gerade mal umgerechnet 7 Euro weniger im Portemonnaie waren wir wieder auf der Straße (Das Abschleppen hat uns 100 Euro gekostet). Ihr könnt euch vielleicht vorstellen wie erleichtert wir waren… wir haben nämlich auf Getriebeschaden getippt und aus der Nummer wären wir wahrscheinlich selbst in Georgien nicht unter 500 Euro herausgekommen!
In Tiflis hatten wir ein geniales Hostel, indem wir uns wie in einer großen WG gefühlt haben. Die Stadt haben wir langsam schlendernd erkundet, weil es mega heiß war! Außerdem waren wir bei der Botschaft von Aserbaidschan, um dort unser Visum zu beantragen. Die Bearbeitungszeit sollte eine Woche dauern, was wir okay fanden, weil wir eh erst einmal nach Kazbegi in der Berge fahren wollten. Bei der lustigen Fahrt hatten wir Katrin und Immo aus Münster dabei, die wir im Hostel kennengelernt haben. Die beiden haben wir bei einem Kartoffelbauern abgesetzt, wo die beiden wwoofen wollten. Leider war das Wetter in den Bergen so schlecht, dass wir weder wandern konnten, geschweige denn den größten Berg Georgiens überhaupt sehen konnten. Was wir allerdings gesehen haben, ist ein Bartgeier, der direkt neben unserem Bus gelandet ist. Der Bartgeier ist der Größte aller Greifvögel und hat eine Flügelspannweite von bis zu 3 Metern! Als der wieder losgeflogen ist, waren wir uns kurz unsicher, ob wir gerade einen Flugsauerier gesehen haben! Nach zwei Tagen sind wir dem Wetter entflohen und doch lieber wieder ins Tiefland gefahren, um uns die Weinregien Georgiens anzusehen.
Am Freitag wollten wir dann wie vereinbart unser Visum für Aserbaidschan abholen, das war aber leider nicht fertig! Da wir noch bis mindistens Dienstag darauf hätten warten müssen, haben wir uns doch dagegen entschieden und uns unsere Reisepässe ohne Visa zurückgeben lassen. Schade, wir hätten gerne noch mehr Kaukasus gesehen und erlebt, aber jetzt haben wir mit Aserbaidschan schon ein neues Ziel für eine nächste Reise :)
Auf dem Weg von Tiflis nach Batumi, sind wir durch den größtenteils armenisch bevölkerten Teil im südwesten Georgiens gefahren. Wunderschöne Landschaft mit vielen kleinen Dörfern und unglaublich herzlichen Menschen. Als wir durch das Dorf Gandzani fuhren, wurden wir so freudig gegrüßt und herangewunken, dass wir anhielten und prompt in die Arme geschlossen wurden. Kurze Zeit später befanden wir uns mit der versammelten Familie in der gemütlichen Küche des Hauses mitten im Dorf. Es gab unglaublich leckeres Essen mit hausgemachten Yoghurt und Käse, frischer Lemonade und einigen Gläsern Vodka für die Männer.
Am nächsten Tag stand mal wieder ein Besuch in der Werkstatt an, aber diesmal weniger dramatisch. Unsere vorderen Bremsen hatten seit ein paar Tagen verdächtige Geräusche gemacht. In Achalkalaki sind wir auf der Suche nach einer Werkstatt auf einen älteren Herren gestoßen, der selbst zwar nur Elektrik macht, aber mal zwei Jahre in Magdeburg gelebt hat und daher geradezu aus dem Häuschen war, als er erfuhr, dass wir aus Deutschland kommen. Zufall oder nicht, aber sein Sohn hat eine Autowerkstatt, zu der wir direkt geführt wurden. Während die neuen Bremsen besorgt und eingebaut wurden, wurden wir bei der Familie vom Feinsten verwöhnt. Da wir kein russisch sprechen und hier kaum jemand Englisch, erwies sich das Smartphone mit GoogleTranslate-Funktion als ein zwar etwas sonderbaren, aber gut funktionierenden Kommunikationsweg. Am späten Nachmittag konnten wir mit neuen Bremsen (30 Euro mit Einbau und Vollverpflegung) und einer weiteren tollen Begegnung weiterfahren. Am Abend hatte sich Lucas irgendwann auch von den zahlreichen Vodka-Runden erholt...
Morgen geht es schon wieder über die Grenze zurück in die Türkei, wo wir diesmal an der Küste entlang fahren werden. Wir freuen uns natürlich schon auf den Cay und Ayran, aber wir werden das georgische Essen, die wunderbar saftigen Früchte, die herzliche Mentalität der Menschen und natürlich den Dieselpreis von 50 Cent sehr vermissen! Aber wir haben uns den Balkan ja nicht umsonst als Ziel ausgesucht, auf den wir uns nun sehr freuen!