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Krakau - Städtereise

Veröffentlicht: 08.05.2023

Krakau - Polens heimliche Hauptstadt

Zum Start des neuen Jahres machten wir uns auf den Weg in unser geliebtes Nachbarland. Nach zahlreichen Empfehlungen von Freunden und Familie führte uns unser Weg zunächst nach Krakau. Krakau ist in Insiderkreisen als heimliche Hauptstadt oder das „Paris an der Weichsel“ bekannt.

Nun, da wären wir nun also. Für ca. 50 € pro Person flogen wir in etwa 2 Stunden von Düsseldorf nach Krakau. Aus dem Flugzeug konnten wir das Tatra Gebirge erblicken. Vom Flughafen aus ging es per Bahn zum Hauptbahnhof.

Auf dem Weg in Richtung Innenstadt liefen wir an den verschiedensten Gebäuden aus Gotik, Renaissance, Barock und allen späteren Epochen vorbei. Am Stadttor angekommen, erblickten wir auch schon den Barbakan, eine Verteidigungsanlage aus dem 15. Jahrhundert.

Unser Weg führte uns durch das Florianstor in Richtung des großen Marktplatzes, wo sich die Marienkirche und die Tuchhallen befinden. Bereits aus der Ferne konnte man die Türme der Marienkirche im Nebel vernehmen.

Die Basilika mit den 2 unterschiedlichen Türmen

Und da waren wir nun, angekommen auf dem großen Marktplatz Krakaus. Die Marienbasilika wurde im 15. Jahrhundert erbaut und ist der heiligen Magd Maria gewidmet.

Marienbasilika 

Die zwei Türme sind unterschiedlich groß, da einer Sage nach die Türme von zwei Brüdern erbaut wurden. Während der ältere Bruder seinen Turm bereits fertiggestellt hatte, war sein jüngerer noch mit dem Bau beschäftigt. Aus Angst, sein Bruder könne den höheren Turm bauen, erstach er ihn.

Ein besonders schönes Detail ist das „Hejnał“. Der abgebrochene Warnruf wurde im Mittelalter zur Morgen- und Abenddämmerung gespielt, um die Öffnung und Schließung der Stadttore anzukündigen.

Der Abbruch soll an den damaligen Trompeter erinnern, der im Jahre 1241 während des Blasen des Alarmsignals von einem Pfeil der Mongolen durchbohrt und getötet wurde. Durch seine heldenhafte Tat rettete er die Bürger.

Er wird zur jeden vollen Stunde vom höheren Kirchturm in alle vier Himmelsrichtungen getönt, um dem Trompeter zu ehren.

Kazimierz – das jüdische Viertel von Krakau

Nachdem wir durch die angrenzenden Tuchhallen geschlendert sind, machten wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft im Stadtteil Kazimierz. Kazimierz gilt als das jüdische Viertel von Krakau, auch wenn dieser Stadtteil damals eine eigene Stadt war.

Vor dem II. Weltkrieg war Krakau die viertgrößte jüdische Gemeinde in Polen. Die 65 000 Krakauer Juden stellten 25% der Gesamtbevölkerung der Stadt. Diese lebten mehrheitlich in Kazimierz, einer ursprünglich von Krakau getrennten Stadt, die erst zu Beginn des 19. Jh. ein Stadtteil Krakaus wurde.

Als wir durch die Straßen von Kazimierz schlenderten, fanden wir ein kleines Restaurant, in dem wir zu Abend gegessen haben. Nach einem leckeren Abendessen mit einem schmackhaften Wodka als Abgang, zogen wir weiter durch die Gassen und trafen neben einer Synagoge auf zwei alte jüdische Männer, die authentischer nicht sein können. Genauso habe ich mir die Bewohner dieses Viertels vorgestellt: aufgeweckt, mit langen weißen Bärten und einem schwarzen Zylinder auf dem Kopf.

Es ist schön zu sehen, dass die Menschen trotz unterschiedlicher Religionen an diesem Ort zusammenleben, denn es war ja bekanntlich nicht immer so.

Salzbergwerk Wieliczka – Die Salzkirche in 100 Meter Tiefe

Nach unserem Aufenthalt in Krakau machten wir uns auf den Weg zum 30 Kilometer entfernten Städtchen Wieliczka. Warum uns wir uns für ein Salzbergwerk aus dem Mittelalter entschieden und nicht für das KZ in Ausschwitz, könnt ihr hier lesen.

Früh morgens durch ein Frühstück in unserem Apartment in Kazimierz gestärkt, machten wir uns auf in Richtung Bahnhof. Heute ging es zum UNESCO-Weltkulturerbe in Wieliczka, genauer gesagt in das dort ansässige Salzbergwerk. Das schon im 13. Jahrhundert arbeitende Salzbergwerk gilt mit seinen unterirdischen Salzseen und einer riesigen, in Salz gehauenen Kirche berechtigterweise als ein Highlight auf einer Polenreise.

Wir entschieden uns gegen das KZ in Ausschwitz, weil wir mental nicht bereit dafür gewesen wären, uns die Greueltaten des NS-Regimes anzuschauen. Das bedeutet nicht, dass wir uns nicht mit der Geschichte Deutschlands auseinandersetzen.

Wir möchten das Konzentrationslager zu einem anderen Zeitpunkt besichtigen und uns dann auch eingehend damit befassen.

Angekommen am Bahnhof nahm das Chaos seinen Lauf. Da wir um 16:20 mit dem Zug in Richtung Warschau fahren werden, mussten wir eilig zum Salzbergwerk. Nachdem wir herumirrten und keinen Zug fanden, suchten wir am Busbahnhof weiter. Eine freundliche frau am Schalter sagte uns, wir sollten doch am Terminal IV warten, was sich im nachhinein als Falsch herausstellte. Durch Zufall sahen wir mehrere Reisebusse und fragten in diesen nach. Beim zweiten Bus hatten wir Glück, denn dieser war gerade schon fast losgefahren.

Nach einer kurzen Busfahrt erreichten wir das kleine Städtchen 30 Kilometer südöstlich von Krakau gelegen.

Die Tickets für eine Führung auf der Touristenroute kosten 69 Złoty (15 €), was für eine 3-stündige Tour durch die Kammern unter der Erde akzeptabel ist.

Zu Anfang steigt man 800 Stufen herunter in die Sohle I, die sich 64 Meter unter der Erde befindet. Hier wird einem in den verschiedenen Kammern erklärt, wie damals Salz durch die Bergwerkleute abgearbeitet und transportiert wurde. Es ist kaum vorstellbar, wenn man daran denkt, dass Pferde hier unten ihr gesamtes Leben damit verbrachten, Salz zu transportieren.

Auf den Wegen durch die Kammern findet man auch kleine Kapellen, von denen es hier unten wohl unzählige gibt. Das imposanteste „Gotteshaus“ wartete aber noch auf uns: Die Kinga-Kapelle.

Eine Kirche aus Salz

Angekommen auf dem Podest macht sich ein unvorstellbares Bild breit. Eine Kapelle, gemeißelt in das schwarze Salz in 110 Meter unter der Erde. Fast alles, was euch in diesem Raum begegnet, ist aus Salz. Selbst die Kronleuchter bestehen aus Salzkristallen. In das Salz wurde diese Kapelle von drei Bergmännern in circa 55 Jahren gemeißelt. Zwei breite Treppen führen hinab und man steht in einer Halle, die bestimmt die Größe einer Großraumsporthalle hat. Leider kann das Bild den persönlich gewonnenen Eindruck kaum widerspiegeln.

Der Ausgang aus der Salzmine Wieliczka

Nach fast 3 Stunden war unser geführte Rundgang durch die Salzmine Wieliczka zu Ende.
Vor einem Plan erklärte uns der Guide, wie wir wieder an das Tageslicht kommen könnten. Klar führte der Weg noch durch Souveniershops und ein Restaurant und er würde diesen Weg nicht mitkommen. Bei einigen Besuchern war die Panik den Weg nach oben nicht zu finden spürbar. Aber keine Sorge, man muss nur den Schildern folgen.

Wir hatten uns nicht wirklich Gedanken über den Ausstieg aus dem Stollen gemacht, nun überlegte ich schon, ob wir diese Unmengen an Stufen wieder hochsteigen, mussten. Wir folgten also den Hinweisschildern bis zu einer Sammelstelle. Dort wurden wir als Gruppe einige Gänge entlanggeführt, bis wir vor einem Aufzug standen. Damit war die Frage der Treppenstufen geklärt.
Der Aufzug war für mich ein weiterer Höhepunkt der Besichtigung. Er besteht aus 3 übereinander liegenden Kabinen, die mit bis zu 10 Menschen vollgestopft werden. Wie im Berufsverkehr in der U-Bahn steht man so zusammengepresst, dass umdrehen unmöglich wird und die nach innen öffneten und schließenden Türen kaum zugehen. Der Aufzug rast in wenigen Sekunden nach oben. Fast so, als würde man Achterbahn fahren. Die Mitfahrer auf unserer Tour waren etwas verunsichert, ich habe die Fahrt genossen und wäre gerne noch einmal gefahren.

Für mich war der Ausflug zur Salzmine Wieliczka ein voller Erfolg. Der Besuch hat sich, obwohl hier die Touristen wirklich in Massen durchgeschleust werden, gelohnt. Nicht nur, dass ich viel neues gelernt habe, auch die Eindrücke unter Tage waren einfach großartig. Für mich ein rundum gelungener Tag!

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