Osteuropa in drei Wochen
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Tag 11) No time for revolution

Veröffentlicht: 01.07.2016

Gestern Abend konnte ich in meinem Hostel zwei wundervolle Dramen miterleben. Erst telefonierte ein (wahrscheinlich) ukrainischer Geschäftsmann mit seiner Freundin/Frau. Sie wollte wohl Schluss machen und er besänftigte sie auf verschiedene Arten. Sie wollte ihn wohl aus Kiew besuchen doch er beschwerte sich nur darüber, dass ihre Airline unsicher sei und sie deshalb auf seine Rückkehr warten soll. Doch dieses Drama wurde später noch überboten, als ein Mann mit osteuropäischem Akzent im Innenhof in einer Lautstärke, in der es das ganze Hostel hören konnte, mit zwei Frauen stritt. Eine davon hatte anscheinend ungeschützten Sex gehabt und er kritisierte sie dafür. Sie zerstören ihr junges Leben, die Chance sei 10%, dass sie jetzt sterben würden, sie seien zu jung für ein Kind usw. Das ging so lange, bis eine anging zu weinen und er sich 1000 mal entschuldigte. Nach gut 40 Minuten war es vorbei, ich stand auf und applaudierte den dreien für diese RTL reife Vorstellung.

Ich liebe das Hostelleben.

Der elfte Tag begann mit einer kommunistischen Stadtführung. Die Führerin erzählte nicht nur über Kommunismus sondern auch allgemein über die Geschichte Ungarns, die ungemein interessant ist. So litt Ungarn von 1945 bis 1953 unter eine der schlimmsten kommunistischen Diktaturen, doch an 1962 wurde das Land als das Land des "happy comunism" bekannt, da es einer der freiesten Länder des Ostblocks war. Es war auch eines der wenigen Länder welches in den späten 1980er Jahren nicht von Revolution heimgesucht wurde. Der Wechsel zur Demokratie fand mit normalen Wahlen statt. Die Kommunistische Partei existiert bis heute, ist inzwischen aber praktisch machtlos. 

Nach der Führung besichtigte ich das "house of terror" ein Museum über die Terrorherrschsften von 1939 bis 1953 welche zu den schlimmsten Europas gehörten. 1939 übernahmen in Ungarn nationalsozialistische Kräfte die Macht und errichteten eine Schrckensherrschaft, inklusive Verbündung mit Nazideutschland. Die marschierten 1944 in Ungarn ein und übernahmen für ein Jahr die Macht. Nach dem Krieg gab es ein 8jähriges kommunistisches System. Das Museum ist extrem düster gestaltet. Überall werden Interviews mit Opfern abgespielt, die teils schreckliche Gräuel bekannt geben. Dazu werden auch Bilder von (Kinder)leichen und Foltermethoden gezeigt. Fotografieren ist im Museum verboten. Danach wollte ich eigentlich noch eine Führung durch das jüdische Viertel machen doch nach diesem Museum war ich nicht in der Stimmung dafür. Stattdessen ging ich mit meinen restlichen Forint in die grösste Markthalle Ungarns shoppen und kaufte einige, teils sehr spezielle, Souvenirs. Nun erwartet mich eine 16.5 stündige zugfahrt nach Bukarest.

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