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Inselflair und Hunde

Veröffentlicht: 08.02.2019

Die Insel Chiloe soll etwas ganz besonderes sein, habe ich aus vielen Mündern gehört. Wenn ich ehrlich bin, hat es bis zur Abreise gedauert, bis ich verstanden habe, was gemeint ist.

Die Anreise im luxeriösen Bus und mit der Fähre gelingt wie immer pünktlich und mühelos. Einquartiert habe ich mich in der "Hauptstadt" der Insel, in Castro, mit seinen knallbunten Häusern. Die palafitos, auf Stelzen stehende Häuser am Ufer, und der fangfrische Fisch auf dem Teller sind dabei die Highlights des Städtchens.

Zunächst war mir das Wetter nicht wohlgesonnen. Den ersten Tag hat es nur geregnet und es war lausig kalt. Das Hostel war schlecht bis gar nicht isoliert, geschweige denn beheizt, so dass es einerlei war, ob die Tür offenstand oder nicht. Mir war um 21 Uhr so kalt, dass ich mir nicht mehr anders zu helfen wusste, als ins Bett zu gehen. Da half auch die gute Atmosphäre im Hostel nicht weiter.

Als der erste gefühlte Frost überstanden war und sich auch wieder die Sonne zeigte, kamen die Unternehmensgeister zurück. Gemeinsam mit meiner in Pucon kennengelernten Wanderfranzösin haben wir auf der Insel den Nationalpark und einen historischen Steg aktiv erkundet. Die Wanderung zum Steg, der der Legende des indigenen Volkes nach, die 

Rückführung der Seelen der Verstorbenen ins Meer ermöglicht, war nicht lang, dafür haben wir in 1,5 Stunden mal schnell alle Jahreszeiten durchprobiert. Das geht hier an der Küste sehr schnell, dass das Wetter umschwingt. Meine wasser- und regenfeste Kleidung wurde dabei direkt einmal ausprobiert. Sie hat brav allen Mühen Petrus getrotzt. Der Steg selbst war abgesehen von der fotogenen Rampenform wenig spektakulär, der Blick auf das Meer während des Spaziergangs umso mehr.

Der zweite Ausflugstag hat uns aufs Boot gelockt. Wir sahen Delfine, Pinguine und jede Menge Vögel, die sich gerne in Nähe der Küste oder auf einer der kleinen Inseln ungestört tümmeln. Da hier im großen Stil Muscheln angebaut werden, gab es diese zur Verkostung auf dem Weg zurück. Auch wenn ich sie nicht probiert habe, konnte ich in glückliche Gesichter meiner Mitreisenden sehen, was neben den Muscheln auch an dem Wein gelegen haben könnte. Die großen Bojen der Fangnetze für die Muscheln dienen darüber hinaus auch den Seelöwen als Sonnenliege.

Das Inselleben scheint in Summe sehr beschaulich. Die Welt ist hier noch in Ordnung, so einfach wird man hier aus dem Konzept gebracht. Als Rucksacktourist, der auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, da er nicht die teuren Touren der Agenturen bezahlen möchte, muss vor allem Zeit mitbringen. Die Insel ist zwar mit ihren 180 km x 50km nicht sehr groß, aber wenn Busse nur 5x am Tag fahren, dafür aber an jeder Gießkanne anhalten, kann sich eine 40 km-Strecke auch gerne mal auf zwei Stunden ausdehnen. Wahrscheinlich wäre man mit einem Auto individueller und intensiver auf der Insel gereist. Das, was ich gesehen habe, hat mir sehr gefallen, war dann aber für die paar Tage auch in Ordnung.

Das nächste Ziel musste verbindungstechnisch über Puerto Montt angefahren werden, was mir aufgrund des Fahrplans eine Übernachtung und einen einzelnen Nachmittag hier beschert hat. Der Nachmittagsspaziergang zur Hafenkante und in das Fischerviertel Angelmo war überraschend ansprechend und mit der Bergkulisse beeindruckend. Vollends entzückt war ich dann, als neben einem Fischrestecontainer, der 10 m vom Hafenbecken entfernt stand, drei Seelöwen auftauchten und in täglicher Routine neben den Straßenhunden und Katzen, ihren Anteil abhaben wollten.

A propos Hunde. In den letzten Wochen, sowohl in Chile als auch in Argentinien ist mir aufgefallen, wie viele Hunde hier frei auf der Strasse laufen. Dabei scheint nur ein Teil herrchenlos zu sein. Viele haben ein Halsband um, streunen aber auch ganz selbstverständlich und nach eigenem Plan durch die Strassen. Alle, wirklich alle, sind sehr gut ernährt. Immer wieder sieht man Schalen aus ehemaligen Plastikflaschen, gefüllt mit Wasser und Essensresten. Die Tiere liegen sehr, sehr oft irgendwo rum. Ganz gleich, welches Wetter oder welcher Platz gewählt wird. Im Park, auf dem Gehweg, neben oder auf der Strasse, ob bei starkem Wind oder Nieselregen, überall findet sich etwas pelzig-liebenswertes. Freudestrahlend, also schwanzwedelnd, kommt der Vierbeiner auf einen zu, wenn man ein Gebäude verlässt oder legt sich zu Deinen Füßen, wenn Du einen Kaffee bestellst. Ich vermute, wenn man mit Hunden nicht viel zu tun oder gar eine Hundehaarallergie hat, tut man sich im westlichen Südamerika verdammt schwer. Ich finde es einfach immer wieder amüsant, wie die lustigsten und unterschiedlichsten Hunde ganz selbstverständlich durch die Straßen ziehen.

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