Veröffentlicht: 28.05.2018
Nach der Nacht in „Cheviot“ kehrten wir zurück an die „Gore Bay“. Hier startete eine Wanderung, die, so hofften wir, in die „Cathedral Gully“ und ihre Lehmzinnen führen soll. Zu Beginn verlief die Spur relativ harmlos an einem kleinen Bach entlang. Doch schon bald kletterten wir die ersten Höhenmeter über einen matschigen Weg hinauf und landeten in einem Waldgebiet. Diverser Vogelgesang begleitete uns beim Wandern. Die unterschiedlichsten Vogelgesänge wurden uns präsentiert. Mittlerweile sind wir sogar in der Lage, diesen den Vögeln aus Neuseeland ungefähr zu zuordnen. Besonders die „Tui's“ krächzten laut und speziell. Ihr Ruf unterscheidet sich stark von anderen, er klingt eher maschinell und wie von einem anderen Planeten.
Nach gut 40 Minuten Fußmarsch durch den Wald näherten wir uns allmählich einem Aussichtspunkt - eine Picknickbank stand auf der grünen Bergspitze. Von hier hatte man einen schönen Blick auf die Gore Bay und das weitläufige Meer. Doch die erhofften Lehmzinnen waren weit und breit nicht zu sehen. Wir liefen noch etwas weiter und erkundeten die Umgebung, doch der Blick auf die gelben Zinnen blieb uns verwehrt. Sämtliche Hecken und Sträucher versperrten uns die Sicht und das Gefühl kam auf, die Schlucht von hier wohl gar nicht sehen zu können.
Etwas enttäuscht verließen wir den Aussichtspunkt und machten uns auf den Rückweg. Währenddessen begleiteten uns die vielen Vögel und besserten unsere Laune auf. Bewegung hat noch nie geschadet und das Wetter war einfach zu gut, um enttäuscht zu sein.
Zurück in der malerischen Gore Bay verbrachten wir unseren Mittagssnack am Strand. Anschließend stand die Weiterfahrt in Richtung „Kaikoura“ an. Der State Highway 1, rund um Kaikoura, wurde im Jahr 2016 von heftigen Erdbeben und -rutschen getroffen. Schon lange arbeiten die Bauarbeiter an der Straße, um diese bedenkenlos freizugeben. Doch nach wie vor ist der Bereich von einigen Baustellen übersät. Wir waren dazu gezwungen, knapp zehn Minuten vor diversen Ampel zu warten, da Streckenabschnitte nur einspurig befahrbar waren. Die Fahrt zog sich, die Kilometer wollten einfach nicht weniger werden.
Gegen Nachmittag war dann ein Ende in Sicht. Wir erreichten die „Goose Bay“ und suchten das Campingplatz-Office auf. Dort bezahlten wir für die kommende Nacht $26/15€ und fuhren anschließend weiter. Denn der gesamte Campground erstreckt sich die komplette Küste entlang. Unser Bereich lag am „Paia Point“. Dieser Abschnitt muss mit lediglich einer Spültoilette und einem Waschbecken auskommen. Im Gegenzug liegt er wunderschön und direkt am Meer.
Wir stellten das Auto ab, um die Gegend zu erkunden. Dabei staunten wir nicht schlecht, als eine Seebärin nur zehn Meter von uns entfernt auf einem Stein ein Nickerchen machte. Unser Auto befand sich inmitten einer Robbenkolonie! Die Situation war uns etwas zu wild und der Geruch eher gewöhnungsbedürftig, daher parkten wir das Auto 100 Meter weiter auf einer Wiese. Auch von hier hatten wir perfekte Sicht auf die Küste. Nur ein dünner Steinstrand trennte uns vom endlosen Meer. Wir waren einfach glücklich. Manchmal braucht es eben nicht viel. - Der weiter Blick aufs Meer vor uns, die wilde Natur um uns und das Campen in Freiheit war unsere Definition von Glück.
Nach anfänglichen, technischen Schwierigkeiten schmissen wir den Campingkocher an und begannen zu kochen. Das Abendessen sollte einfach und lecker werden: Milchreis mit Kirschen und Zimt. Ohne Waage, dafür mit starken Winden und einer eingeschränkten Hitzeregulierung gestaltete sich das erste Mal Kochen auf einem mobilen Campingkocher etwas schwierig. Doch das Ergebnis war warm und schmackhaft. Jedoch mussten wir uns fürs Essen ins Auto setzten, da es nur so von Stechmücken wimmelte. Vom Bett aus ließen wir uns das Abendessen schmecken und beobachteten durch die Heckscheibe schwimmende Robben und die untergehende Sonne.
Die Nacht war von einer unglaublichen Ruhe geprägt. Der Campingplatz liegt zwischen ramponierten Abschnitten des SH1 - die Straßenabschnitte werden aufgrund der Baustellen die Nacht über gesperrt. Lediglich ein ratternder Güterzug ließ uns kurzzeitig aufschrecken. Doch als er in der Finsternis verschwand, blieb nichts weiter übrig als das sanfte Meeresrauschen.