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19/07/2018 - Der östlichste Punkt Neuseelands

Veröffentlicht: 23.08.2018

Die Nacht auf Victors Campingplatz war von einer unglaublichen Ruhe geprägt. Gut erholt nahmen wir am nächsten Morgen eine warme Dusche und waren bereit für den Aufbruch. Unser Gastgeber schien das zu ahnen und kam mit unseren Kühlsachen, die wir in seinem privaten Kühlschrank zwischenlagern durften, nach draußen. Zu dritt manövrierten wir das Auto von der überfluteten Wiese und verabschiedeten uns von Victor. 
Als erstes fuhren wir zu einem bekannten Ort zurück. Da uns am Vortag nicht genügend Zeit blieb, um uns die „Tolaga Bay“ mit ihrer Sehenswürdigkeit anzuschauen, holten wir dies nun nach. Doch bevor es auf die längste Pier Neuseelands ging, frühstückten wir. Diverse Obstsorten, Nüsse und Haferflocken schmecken mit Blick aufs Meer einfach noch besser. :) 
Gut gestärkt schauten wir uns das Wahrzeichen der Bucht einmal genauer an.

Im Jahr 1929 wurde die 660 Meter lange Pier erbaut. Lange diente das Bauwerk als wichtiger Handelsplatz für die Region. Da Straßen zu der Zeit nur wenig bis gar nicht ausgebaut waren, konnten so die Farmer ihre Erzeugnisse vertreiben. Doch mit den Jahren wurde das Straßennetz deutlich verbessert - schon bald rentierte sich der Anlieger nicht mehr. Im Jahr 1967 legte das letzte Handelsschiff von der Wharf ab. Damit war ihr Untergang geweiht. In den späten 90er Jahren war von dem alten Glanz nichts mehr übrig. Dem Bauwerk drohte der Verfall. Der Gemeinde schmerzte dieser Anblick, weswegen sie eine Wohltätigkeitsorganisation gründete. Zehn Jahre dauerten die Arbeiten, die Stahlbetonpier zu restaurieren, bis sie im Jahr 2013 feierlich wiedereröffnete.

Zu Beginn spazierten wir einmal bis ans Ende des einst wichtigen Stegs. Bis auf kleinere Schönheitsmängel sieht er noch immer richtig gut aus. Wir genossen die Aussicht auf die umliegende Küste und den puren Sonnenschein. Durch die alten Schienengleise konnten wir uns gut vorstellen, wie hier früher Handel betrieben wurde.
„Määhh!“. Was war das? Und wo kommt es her? Als wir gerade den Rückweg antreten wollten, hörten wir das laute Gemecker. Zunächst konnten wir nicht orten, woher das Geräusch kam. Erst nach mehrmaligen Aufschreien seitens der Ziege, entdeckten wir sie entlang der Klippen klettern. Zu unserem Erstaunen war sie nicht alleine. Zwei weitere Gleichgesinnte irrten mit ihr in Meeresnähe umher. Wie auch immer sie dorthin kamen, wir hoffen, dass sie ihren Weg zurück auf sicheren Untergrund finden werden.
Zurück am Auto starteten wir den Motor und fuhren weiter die Ostküste hinauf. Den nächsten Halt legten wir im knapp 100km entfernten „Tikitiki“ ein. Hier wurde 1920 die „St Mary's Church“ erbaut, welche die Merkmale einer christlichen Kirche mit der Kultur der Maori verbindet. Unzählige Holzschnitzereien und Webereien schmückten den Innenraum des Gotteshauses. Jedoch blieb uns nicht nur die Schönheit der Kirche im Gedächtnis, sondern vor allem eine kleine Katze, die uns direkt nach Ankunft begrüßte. Über die komplette Zeit hinweg wich uns die Süße nicht mehr von der Seite. Egal ob beim Fußweg zur Kirche, noch bei der Besichtigung ließ sie uns aus den Augen und spazierte brav neben uns her. Natürlich freute sie sich über jede Streicheleinheit, die wir ihr zu Genüge gaben. :) Wir waren sofort schockverliebt und hätten sie am liebsten eingepackt. Daher fiel uns der Abschied von ihr ziemlich schwer. Es dauerte mehrere Minuten, bis wir von der verschmusten und zutraulichen Katze lassen konnten.
Auf der weiteren Fahrt passierte nichts erwähnenswertes mehr - das „East Cape“ der Nordinsel ist nicht gerade für seine Sehenswürdigkeiten bekannt. Daher erreichten wir am frühen Nachmittag „Te Araroa“ - unser Übernachtungsziel. Wir suchten den örtlichen Supermarkt auf, gönnten uns ein Eis und besichtigten den uralten „Pohutukawa“-Baum. Dieser ist der älteste seiner Art in ganz Neuseeland. Sein Ausmaß ist beeindruckend! Obwohl er lediglich 19m hoch ist, nimmt er eine große Fläche ein und ragt weit über die angrenzende Straße hinaus.
Mit ein paar Runden Billiard auf dem Campingplatz ließen wir den Tag gemütlich ausklingen.

Der heutige Morgen startete in aller Früh. Bereits um 05:15 Uhr ertönte der Wecker und wir standen vor Sonnenaufgang auf. Nur schnell die Zähne geputzt und die Vordersitze freigeräumt, ging es auch schon los. Wir verließen Te Araroa und fuhren zum östlichsten Landzipfel Neuseelands. Der Weg dorthin ist bei Tageslicht mit Sicherheit ein Erlebnis, das mit schönen Ausblicken belohnt wird. In der Dunkelheit hingegen gestaltete sich die 50-minütige Fahrt zu einem Abenteuer. Nicht nur der Straßenbelag, der regelmäßig zwischen befestigt und unbefestigt wechselte, forderte höchste Aufmerksamkeit. Es waren vor allem die tierischen Bewohner, die Wachsamkeit beanspruchten. In einem Abstand von wenigen Metern blitzten mehrere Hinweisschilder, die vor Tieren warnten, auf. Erst sind es Seebären und kurz darauf Kühe, die die Straße kreuzen könnten. Zu unserem Glück hielten sich die meisten Tiere von der Straße fern. Lediglich eine kleine Gruppe an Schafen rannte ein Stück mit uns in Richtung Osten. Als Hase und Vogel sich ebenfalls erfolgreich vor uns in Sicherheit bringen konnten und die Kühe sich lediglich vor dem Fernlicht erschreckten, war es schon bald geschafft. Nach knapp einer Stunde erreichten wir erleichtert das Ziel - den Parkplatz des „East Cape Lighthouses“. Nun trennten uns nur noch 750 Stufen zum „ersten Sonnenaufgang von Neuseeland“!

Manche Leute behaupten sogar, es wäre der erste Sonnenaufgang der Welt. Jedoch ist dies nicht belegt und wird heftig diskutiert, da sich viele Inseln im Südpazifik befinden und den Titel für sich beanspruchen möchten.
Wir entziehen uns jeglicher Diskussion und freuten uns einfach auf die ersten Sonnenstrahlen.

Der Aufgang zum Leuchtturm war in der Dunkelheit relativ schwierig zu finden. Doch als wir den Walkway entdeckten, gab es kein Halten mehr und wir stürmten die vielen Holzstufen hinauf. Oben angekommen, begannen die Wolken sich langsam zu verfärben. Mit dem im Jahr 1922 errichteten Leuchtturm im Rücken genossen wir den Aufgang der Sonne. Die Sorge, dass sie uns enttäuschen und hinter Wolken versteckt bleiben würde, bestätigte sich glücklicherweise nicht. Pünktlich um 07:18 Uhr hob sich der Feuerball am fernen Horizont hinauf. Mit zwei weiteren Backpacker-Pärchen, die nach uns noch dazustießen, freuten wir uns über die Wärme und ersten Sonnenstrahlen, die auf unsere Haut trafen.
Als sich die Sonne vollends am Himmel befand, machten wir uns auf den Rückweg zum Auto und nach Te Araroa. Die Fahrt verlief deutlich entspannter und mit weiteren, tierischen Begegnungen - Pferde, Schafe, Kühe und Seebären entdeckten wir am Wegesrand.
Nach dem altbewährten Müsli mit Meerblick setzten wir unseren Roadtrip fort. Dieser führte uns weiterhin an der Küste entlang zurück in die Zivilisation. Über vier Stunden, inklusive Pausen, fuhren wir bis ins 160km entfernte „Opotiki“. Auf dem Weg dorthin bogen wir mehrmals vom Highway ab, um uns diverse Sehenswürdigkeiten anzuschauen. So besuchten wir beispielsweise eine traumhaftgelegene Kirche - direkt am Strand erbaut, war sie schon von weitem zu sehen. Außerdem erblickten wir zum ersten Mal „White Island“! Lediglich 48km von Neuseelands Küste entfernt, ist sie die einzige, aktive Vulkaninsel des Landes. Aus weiter Ferne sahen wir die Rauchschwaden über der Insel, mit dem maorischen Namen „Te Puia o Whakaari“, aufsteigen. Für uns völlig surreal, dass täglich mehrere Anbieter die Touristen auf die Insel bringen. Dabei kommt es regelmäßig zu Ausbrüchen - wobei sich die letzte Eruption im Jahr 2013 ereignete.
Der für heute Nacht eingeplante Campingplatz in Opotiki war mal wieder geschlossen, weshalb wir eine Alternative etwas außerhalb der Stadt aufsuchten. In der Winterzeit wird dieser von vielen Saisonarbeitern aus den verschiedensten Ländern bewohnt. Bei lautstarkem Reggea bereiteten wir unser Abendessen in der Gemeinschaftsküche zu und ließen es uns schmecken.
Nach der langen Autofahrt dröhnten uns doch etwas die Köpfe und wir waren froh, am Abend die Füße hochlegen zu können.
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