Veröffentlicht: 27.03.2018
Nachdem wir den „Milford Sound“ hinter uns gelassen haben und das Wetter immer noch vielversprechend aussah, planten wir eine etwas größere Wanderung in Angriff zu nehmen. Da diese unsere bisher längste und bis hier hin wahrscheinlich auch anstrengendste war, mussten einige Vorbereitungen getroffen werden. Deshalb haben wir am Vortrag Couscous vorgekocht und uns weitere Energielieferanten besorgt.
Wir starteten um Punkt 08:25 Uhr die Wanderung und setzten den ersten Fußstapfen auf den „Kepler Track“.
Der Wanderweg zählt zu den neun „Great Walks“. Es ist eine mehrtätige Wanderroute. Mit einer Distanz von insgesamt 60km benötigt man zwei bis vier Tage, um ihn zu bewältigen.
Wir hingegen nahmen uns eine Tageswanderung zur „Luxmore Hut“ vor. Normalerweise ist die Hütte eines der ersten Etappenziele der Wanderer. Unser Ziel war es einmal rauf und am selben Tag wieder zurück zu laufen. Das macht unter dem Strich eine Gesamtlänge von 27,6 Kilometer.
Schwer bepackt zogen wir mit unseren Backpacks los. Der erste Abschnitt verlief flach am „Lake Te Anau“ entlang. Nach gut einer Stunde erreichten wir einen Campingplatz am Ufer des Sees. Hier können die Wanderer ihr Zelt aufschlagen und sich für den nächsten Tag ausruhen. Oder man wandert weiter zur nächsten Hütte, die sich auf 1.085m Höhe befindet. Also stand uns nun der anspruchsvollste Teil bevor. Nicht weil dieser besonders gefährlich war, sondern weil Durchhaltevermögen und Kondition gefragt war. Der Weg führte stetig bergauf. Nur kurze, flache Passagen machten es erträglich. Zudem war die Umgebung nicht sonderlich spannend, sodass wir uns voll und ganz auf unseren „Tritt“ konzentrieren konnten. Mit dem Handy stellten wir uns im halben Stunden Takt einen Wecker, um regelmäßige, kleinere Trink- und zwischendurch eine Bananenpause einzulegen. Da der Abschnitt größtenteils im Wald verlief, bekamen wir vom schwachen Regen kaum etwas mit. Nach weiteren zwei Stunden erreichten wir das erlösende Schild: „Luxmore Hut - 45 mins“. Erleichterung machte sich breit! Denn allmählich spürten wir die Oberschenkel und auch der Rücken sehnte sich nach einer längeren Pause. Die letzten 45 Minuten des Tracks verliefen durch spannenderes Terroir. Wir ließen den Wald hinter uns und gingen über eine weitläufige, offene Wiese. Von hier hatten wir einen tollen Ausblick auf die Berge vor uns und auf den Lake Te Anau hinter uns. Doch tiefhängende Wolken zogen über uns und die Berge. Der Regen setzte ein und wir waren dazu gezwungen, unsere Regenjacken aus dem Backpack zu holen und den Regenschutz über den Rucksack zu ziehen. Natürlich wurde dann auch die Sicht zunehmend eingeschränkter. Kurz darauf war die Hütte nach genau 3 Stunden und 50 Minuten erreicht. Der Zugang ist öffentlich - lediglich für die Übernachtung muss bezahlt werden. Wir genossen unseren vorbereiteten Couscous-Salat auf der bequemen Holzbank bei einer relativ, sofern sie zu sehen war, schönen Aussicht.
Nach gut 1,5 Stunden brachen wir dann zum Rückweg auf. Wir staunten nicht schlecht, als direkt neben der Hütte ein Helikopter zur Landung ansetzte. Eine Kleinfamilie mit Baby ließ sich hier absetzen, um eine Wanderung zurück zum Parkplatz zu unternehmen. So kann man das natürlich auch machen … ;)
Direkt nach dem Start merkten wir schnell, dass es uns mit den Regenjacke zu warm wurde. Also verschwanden diese noch schnell im Rucksack, bevor es dann richtig los ging. Auf dem Weg verabschiedeten wir uns noch von Patrick, dem Hüttenvater, und genossen die Aussicht bis wir wieder in den Wald hineintauchten. Im Waldgebiet trafen wir auf einen „Kea“ (= Bergpapagei). Da diesmal kein Auto mit Dichtungen in der Nähe war, musste die Baumrinde daran glauben. ;) Immer wieder riss er mit seinem spitzen Schnabel Stücke ab, um nach Futter zu suchen. Ca. zehn Minuten schauten wir ihm zu - er ließ sich dabei überhaupt nicht von uns stören. Als wir weiter bergab stiegen, was nicht weniger anstrengend war, da dies schnell auf die Knie geht, gesellte sich ein deutscher Backpacker zu uns. Es wurden kräftig Erfahrungen und Meinungen ausgetauscht. Den restlichen Abstieg unterhielten wir uns hauptsächlich über Neuseeland. Als wir endlich den Zeltplatz am Seeufer erreichten, schmerzten unsere Beine schon sehr. Von hier an trennten sich dann unsere Wege, da der Backpacker das Wassertaxi bevorzugte. Während er am Zeltplatz eine Pause einlegte, gingen wir weiter. So schlimm kann es nicht mehr werden, oder? Doch die Beine fühlten sich schwerer denn je an. Mittlerweile schmerzte jeder Schritt. Dabei wussten wir genau: Noch gut eine Stunde wandern stand uns bevor. Die letzte halbe Stunde zog sich wie Kaugummi, es war kaum noch auszuhalten. Tobi seine Schulter tat mittlerweile gut weh und bei mir waren es die Knie. Nach jeder Kurve sprühte leichte Hoffnung auf, es bald geschafft zu haben. Ganz langsam wurde es heller, die Dichtung des Waldes nahm ab. Als wir endlich aus dem Wald draußen waren, dauerte es nur noch wenige Minuten bis unserem „Zielpunkt“ - das Auto. Um 17:05 Uhr erreichten wir das Ziel. Völlig fertig - die Füße platt, die Beine schwach und die Knie kaputt. Aber trotzdem fühlte es sich super an. Wir setzten uns in den Kofferraum, zogen die Wanderschuhe aus und aßen einen Apfel und Müsliriegel zur Stärkung. Yummyy!
27,6 Kilometer in 07:15 Stunden reiner Gehzeit bezwungen.
Im Nachhinein waren wir etwas verblüfft darüber, dass die geschätzte Laufzeit von der Touristeninformation bei zehn Stunden lag. Wie dem auch sei, wir waren mega stolz auf uns und haben einiges dazu gelernt. (Wie zum Beispiel, dass drei Liter Wasser pro Person vielleicht doch etwas viel waren. Doch lieber zu viel, als zu wenig. ;) Oder?)
Zurück auf dem Campingplatz wuschen wir noch eine Maschine Wäsche. Nachdem diese trocken, zusammengelegt und verstaut war, gönnten wir uns zum Abschluss des erfolgreichen Tages eine Pizza aus dem Holzofen. Yummyy! :)