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Zwei Tage ohne Spektakel - wir können auch ruhig...

Veröffentlicht: 15.06.2018

Nein, wir haben keinen Tag vergessen! Es ist nur einfach nicht allzu viel passiert, sodass wir uns erlauben, zwei Tage zusammenzufassen.


Da der gestrige Tag wie erwartet mit Regen, sowie der bereits erwähnten leichten Brise begann, entschieden wir uns erstmal für ausgiebiges Planschen in der Wanne und ein bisschen Seele baumeln lassen im Hotel.Wenn schon ungewollt hier, dann zumindest alles mitnehmen, was geht! So ganz viel anderes ist uns ohnehin nicht übrig geblieben: selbst ohne Sturmwarnung pustet der Wind so ordentlich, dass der Regen zum Teil waagerecht am Fenster vorbeifegt. Von schlechter Laune aber keine Spur - die Entschleunigungskur tut uns allen gut.
Das zuvor eingenommene Frühstück lassen wir hier mal unerwähnt. Denn schnöde „Eggs on toast“ für knapp 5€ begleitet von mieser Fahrstuhlmusik aus knisternden Lautsprechern verdienen hier schlicht keine Erwähnung! Krösus lässst grüßen: Wir überlegen bereits, morgen früh dasselbe auf dem Campingplatz anzubieten. Denn zwei Spiegeleier auf Fladderbrot kriegen wir locker auch für 4€ hin!
Die für den Nachmittag geplante Wanderung zu den Falls of Foyers klemmten wir uns aufgrund des anhaltenden Sturms, und entschieden uns, ins 30 Meilen entfernte Inverness zu tingeln. Beschrieben als das „Tor zu den Highlands“ erwartete uns eine Kleinstadt in der Größe Unnas (genau weiß man es aber nicht, da die Fläche der Stadt nicht definiert ist) mit netten Gässchen und ein paar architektonisch interessanten Gebäuden. Ihr seht...genauso wie Unna! Nur deutlich windiger und ohne Dauerstau am Autobahnkreuz.
Das Paradies auf Erden ist in der Church Street zu finden. Zumindest für Lena und irgendwie auch für Ida.




Eine alte Kirche, deren Bänke zugunsten der Bücherregale von Leaky‘s Bookstore rausgeflogen sind. Bücher über Bücher, wohin man schaut. 

Schon mehrfach gelesen und nun für den nächsten Leser in deckenhohe Regale geschoben, davor gestapelt und in Kisten zum Einsortieren bereitstehend. Und in der Mitte hockt neben einem Holzofen stilecht der Antiquar. Erinnerte zumindest mich an die Bibliothek in Venedig aus „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“!


Zurück im Hotel gab es dann noch zusammengewürfeltes Abendessen aus dem Supermarkt und im Anschluss eine Runde „Spitz pass auf!“ - da werden Kindheitserrinnerungen wach!
Da wir heute morgen eine arg lange Fahrt vor der Brust hatten, verlagerten wir unser Frühstück ins Auto und raaaasten auf Single Track Roads (jap, das ist Ironie!) in den hohen Norden gen Clachtoll.
Schon Glencoe wussten wir kaum mit Worten zu beschreiben und waren davon überzeugt, das optische Highlight der Reise bereits gesehen zu haben. Ha! Falsch gedacht - ‚The North‘, wie die Schotten kurz sagen, hat das Ganze noch mal deutlich getoppt. 


Kurz nach dem Verlassen von Inverness fährt man durch grünes, hügeliges Land, vergleichbar mit dem Auenland aus Herr der Ringe...oder dem Sauerland vor vielleicht 200 Jahren! 


Einige Straßenwindungen und Hügelkuppen später, öffnet sich das Land dann in eine zerklüftete Hochebene, die mit bräunlichem Heidekraut überwuchert und von steinigen Bachläufen unterbrochen ist. Knallgelb blüht üppig der Ginster („taubtrüber Hain an Musenginst, trübttauber Ginst an Musenhain, Krawehl, Krawehl!“), kleine Ruinen und weiß gekälkte Steinhütten sind Blickfänge im kargen Umland.



In Szene gesetzt wird das Ganze durch die Sonnenstrahlen, die gebündelt wie Scheinwerfer immer wieder durch das Grau der Wolken scheinen. 500 Meter grau in grau inklusive Regen, gefolgt von strahlendem Sonnenschein auf den nächsten 100 Metern. Um es mit unserem geliebten Goethe zu sagen: „Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!“ (Schmalzig können wir wirklich gut...).


Halb durch unsere Reiseplanung haben wir bei Recherchen diesen Campingplatz entdeckt, uns Hals über Kopf verliebt und die gesamte Route noch mal neu gestrickt. Hier oben gibt es nämlich...nichts! Kein Lärm, kaum Autos, kaum Menschen und schon gar kein Handynetz! Lediglich Schafe, die überall frei rumlaufen. Dazu einen idyllischen weißen Sandstrand, der optisch eher in die Karibik passt und welcher ideal zum Toben, Sandburgen-Bauen und Füße-ins Wasser-Halten einlädt (mehr allerdings auch nicht, denn der Nordatlantik hat hier gerade mal 10 Grad)!



Wer also tatsächlich mal „raus“ will, ist hier absolut richtig. Pünktlich zu unserer Ankunft ließ sich auch die Sonne blicken, sodass wir in aller Ruhe den noch vom Abbau nassen Palast herrichten konnten.


Anschließend ging es dann direkt durch die Dünen zum Strand und es wurde getobt, was das Zeug hält! Weder die dornigen Disteln, noch die 14 Grad konnten unsere Rote vom Dünenklettern abhalten. 



Zu unserer Erleichterung stellen wir fest, dass sich die geringen Temperaturen nicht zu kalt anfühlen. Auf der Fahrt hierher sind doch starke Zweifel aufgekommen, ob die Idee, den Sommerurlaub in diesen Breitengraden zu verbringen, eine Sinnvolle sei. Innerhalb von wenigen Meilen ist das Thermometer von 17 Grad auf 10 Grad gefallen, um dann nach ein paar Hügeln wieder minimal anzusteigen. Wie die Temperatur ist auch unsere Meinung hin und hergesprungen, an dem Plan festzuhalten, oder uns mal wieder neu zu orientieren (können wir ja jetzt). Bei einem Glas 18 Jahre alter Bowmore, der schnarchenden Ida im warmen Schlafsack und den vorangegangenen Sonnenstunden in der Erinnerung, sind wir aber guter Dinge, mit „The North“ die richtige Entscheidung getroffen zu haben.


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