Veröffentlicht: 01.05.2017
Was hatten wir uns vorgenommen?! In Ruhe frühstücken, Rucksack packen und erstmal zum Calton Hill hoch. Liegt der doch direkt vor der Haustür und bietet angeblich einen herrlichen Blick über die Stadt. Im Anschluss dann Richtung Bushaltestelle gen Roslin tingeln, um die dortige Kapelle zu besichtigen.
Soweit der Plan. Nun zur Realität, welche sich minimal von unserer, am Abend vorher ausgegrübelten, Planung unterscheidet.
5:59 Uhr, ein leises, aber durchaus verständliches "PIPI" holt uns aus dem Schlaf. Gequält und natürlich mit viel zu wenig Schlaf schleppt sich Lars mit der Roten Richtung Toilette, wo sie statt zu pieseln, auf dem Klo wieder einschläft!
Also wieder zurück ins Bett gelegt, doch nach viel Gequängel landet Ida dann doch bei uns im Bett, was leider grundsätzlich damit endet, dass keiner von uns mehr ein Auge zu tut.
So folgt das Frühstück...da Essen immer toll ist, schlägt sich der Schlafmangel hier nicht so sehr auf die Laune nieder, was uns dazu verleitet, eben jenes gemütlich in die Länge zu ziehen und dies und das währenddessen zu erledigen.
Riesen Fehler, wie sich später herausstellt. Um halb 11 entscheiden wir uns zum Aufbruch. Hosen an, Pulli an, Schuhe an und direkt wieder aus, da Ida so einen Terz macht und anfängt zu schreien, dass wir beschließen, gar nicht erst loszugehen.
Unter lautstarkem Protest wird der kleine Fratz noch mal ins Bett verfrachtet. Dem Erfinder des Kinderbetts mit hohen Seitenteilen sei hier ein großer Dank ausgesprochen.
Nach 2 Stunden Mittagsschlaf also unter hoffentlich besseren Vorraussetzungen auf Richtung Rosslyn Chapel. Dass die Busfahrt dahin ca. 60 Minuten dauert, erfüllt uns nur kurz mit Sorge. Ida schaut gebannt aus dem Fenster und befragt mich bei jedem Stop, wann es endlich weitergehe.
Warum der Bus allerdings für eine Strecke von nicht mal 20 km fast eine Stunde benötigt, klärt sich nach bereits wenigen 100 Metern. Nach jeder Kreuzung eine Haltestelle. Wirklich nach jeder. Erinnerungen werden wach an die Schulzeit, wo Bushaltestellen noch ca. 6 km auseinander waren und man für jede Busfahrt dankbar war. So jedoch hatten wir genug Zeit, uns jede Kreuzung der Edinburgher Vorstadt jn aller Ruhe anzuschauen. Der Höhepunkt war ein Einkaufszentrum, welches auf 50 Metern 2 Haltestellen hatte!!!
Aber auch dieser Weg hatte irgendwann ein Ende und Ziel.
Rosslyn Chapel!
Erbaut Mitte des 14. Jahrhunderts, hat es die Zeit und diverse Konfessionskriege in Folge der Reformation relativ gut überstanden und wird (Gott sei Dank) seit 20 Jahren restauriert. Da zahlt man die 9 £ Eintritt sehr gern!
Da Fotos aus dem Inneren verboten sind, müssen wir hier auf die Szenen aus dem Film "Sakrileg - The Da Vini Code" verweisen.
Außerhalb der Kapelle befinden sich noch einige wenige Grabmäler, welche für Kinderfüße wunderbar zu beklettern sind. So lange es der Stimmung zuträglich ist, lassen wir unseren Kobold gewähren.
So weit, so Spaß! In der Kapelle selbst kippte die Stimmung dann langsam aber sicher. Wer will es Ida auch verdenken. Ist so ein altes Gemäuer mit teils ähnlich alten Besuchern doch auch ultra langweilig. Also mal kurz auf sich aufmerksam machen mit "ICH MUSS KACKA!"
Gut, dass uns hier kaum wer versteht...aber so kamen wir natürlich nur schwer in den Genuss, der Kapelle die Aufmerksamkeit zu geben, die sie verdient.
Da wir im Vorhinein eine tolle Wanderroute rund um die Chapel und das alte Castle gefunden hatten, wollten wir Ida nicht länger quälen und die Wanderung beginnen. Vorbei am Chapel-eigenen Friedhof ging es querfeldein an einem Abhang entlang durch den Wald. Einfach herrlich und genauso, wie man sich schottische Natur vorstellt. Saftiges Grün, wohin man schaut.