heute-hier-morgen-dort
heute-hier-morgen-dort
vakantio.de/heute-hier-morgen-dort

Der Versuch einer Liebeserklärung!

Veröffentlicht: 24.06.2018

Jetzt sind wir schon so träge geworden, ganze drei Tage zusammenzufassen.

Pomadigkeit alá Toni Kroos macht sich breit...Irgendwie fällt es uns gerade schwer, passende Überschriften für unsere Einträge zu finden. Denn die sollte ja immer in gewisser Verbindung zum darauffolgenden Text stehen. Also waren wir gestern in unseren Überlegungen bei „Kultur pur - Fish n‘ Chips & Highland Games“ oder „Schottland erleben wie eine Schlachtplatte - von allem etwas“!Zweiteres wäre aber etwas zu morbide gewesen.Und dann kam uns heute morgen in den Sinn, es „Liebeserklärung“ zu nennen!Denn verliebt haben wir uns in den letzten 2 1/2 Wochen allemal und das liegt nicht nur am Whisky und Ale, die in unserer Behausung zwar nicht „in Strömen“, aber doch regelmäßig fließen!Es bezieht sich vielmehr auf die unfassbare Herzlichkeit, die Rücksichtnahme, die Achtsamkeit und den Dialekt derrrrrr Menschen hierrrrrr!Von der Landschaft (von der haben wir ja bereits reichlichst geschwärmt) mal ganz abgesehen!Ja, dieses Land hat uns gepackt. Was jetzt nicht heißt, dass wir jedes Jahr mit Sack und Pack (oder Kind und Kegel) hier hochtingeln werden...Aber jedes zweite Jahr ist vielleicht drin!


Fassen wir mal die letzten drei Tage flottikowski zusammen: Eine definitive Stärke unsererseits! Klare, kurze und griffige Zusammenfassungen, in denen nur das wirklich, wirklich wichtigste des Tages eingebracht wird! Ähnlich wie die fünf Minuten Nachrichten auf Pro7 zwischen Galileo und dem nächsten „Mega Blockbuster“!Wir haben ja keine Zeit...


Da uns ja die Hikinglust gepackt hat, wollten wir am Freitag nochmal die Wanderschuhe schnüren, den Kraxen schultern und in die Cairngorms fahren! Nach kurzer Suche auf walkhighlands.com waren wir fündig geworden und entschieden uns für den Aufstieg auf den Monamenach.



Auf der Homepage bewertet mit drei von fünf Stiefeln (Schweregrad), für uns also gut machbar...dachten wir!

Denn Ida hatte nach relativ kurzer Nacht relativ schnell nur noch relativ wenig Lust, stupide bergauf zu laufen!


Ein Blick alà Merkel: „Wir schaffen das!“

Also rein in den Rucksack. Kein Problem, denn so steil sah das Ganze auf den Fotos zur Wanderung ja nun nicht aus; da lacht der Feldbergfahrer...

Hier lernten wir am eigenen Leib, dass Höhe und Steigung auf Fotos überhaupt nicht der Realität nahekommt!


War! Das! Anstrengend!


Während Ida im Rucksack glücklich vor sich hinträllerte (mal ausgedachte Lieder, mal Ihre heißgeliebten Bewegungssongs; inkl Bewegung versteht sich, was ne klasse Sache für den Rucksackträger ist), stiegen wir mit reichlich Pausen den steilen Hügel empor. Mittlerweile gänzlich ohne Lachen.




Riesige Weite und absolute Einsamkeit waren jedoch Belohnung für die Strapaze. Leider aber auch eisiger Wind, denn wo keine Bäume, da kein Windfang. Also flott ein paar Fotos gemacht, Müsliriegel ausgeteilt und an den Abstieg begeben. Den wollte Ida dann auch wieder selber bewerkstelligen. 



Zwar mit reichlich Stürzen, aber auch mit vielen Lachern. 



Selbst der Unfallfloh musste geiern, als sie mit der Nase im Heidekraut gebremst hat.

Uns begegnete in den gesamten vier Stunden übrigens außer einem aufgescheuchten Auerhahn keine Menschenseele. Wie unser Großstadtkind feststellte: ‚Hier ist ja überhaupt niemand! das ist ja komisch!... Ne, nicht komisch, sondern einfach herrlich.


Auf dem Rückweg sind wir, des Kochens müde, per Zufallsprinzip in einen ziemlich verranzten Fish n‘ Chips Laden rein, der zu unserer Überraschung, mit Einheimischen gerammelt voll war. Hier MUSSTE es also gut sein!Die leicht adipöse und verschwitzte Chefin hinter der Theke hat diesen Eindruck noch verstärkt. Haddock auf Fritten in Zeitungspapier. Natürlich mit Salz und Essig, wie es sich gehört. Es war wirklich ausgezeichnet! Wer also mal im beschaulichen Monifieth weilen sollte, dem empfiehlt sich ein Abstecher ins „Seaways Chip Shop“.


Zu unserer Freude konnten wir zum ersten Mal im gesamten Urlaub draußen vor dem Zelt essen. Hatte es an dem Abend doch heiße 18 Grad Celsius und nur Windstärke 4!Wir passen uns langsam an.


Abendlicher Spielplatzspaß


Für den Samstag stand ein Event auf dem Plan, das in unserer eigentlichen Ursprungs-Reiseroute rein logistisch egal wie wir es gedreht und gewendet haben, nicht vorgesehen war.Dass wir nun aber aufgrund unserer Zeltplatzlage doch noch in den Genuss von Highland Games kamen, war mehr als nur eine Entschädigung für die unplanmäßigen Urlaubsänderungen.


Angekommen...

Noch mehr Hochland-Kultur auf einem Haufen geht einfach nicht! Highland-Dancing Wettbewerbe aller Altersklassen (beginnend mit Unter 6-Jährigen), Tug-o-War (Tauziehen), Baumstammwerfen im Kilt und natürlich Pipe Bands!


Highland Dancing

Tug O War

Pipe-Bands

Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Und auch Ida empfand das Dudelsack-Gedudel als klasse und schwang immer wieder die Hüften zum Tanz.Ein Hauch von „frühen Zeiten“ umwehte uns, denn so oder so ähnlich fanden diese Wettstreits bereits vor hunderten von Jahren statt! Nicht schwer vorstellbar, denn bis auf den Eismann und die Hüpfburg hat es alles schon vor fast 1000 Jahren gegeben!


2,50£ für fünf Minuten Spaß!


Ursprünglich dienten diese Games übrigens dazu, die schnellsten, stärksten und mutigsten Männer jedes Clans auszuwählen, die dann als Krieger oder Clan-Boten dienen durften!Intelligenz spielte in diesen Auswahlkämpfen scheinbar eine noch nicht so dominante Rolle...Am beeindruckendsten fanden wir alle (Ida inbegriffen) definitiv die Trommler der Pipe-Bands. Dieses hölzerne und rhythmische Wirbeln der Stöcke macht zumindest mir immer Gänsehaut! Ida vermutlich auch, da sie die Band wie folgt konmentierte: ‚Da sind auch Kinder - warum darf ich das denn nicht?!‘Erinnerungen an meine Zeit im Spielmannszug Bausenhagen wurden wach, als wir zwecks eines Frühlingskonzerts einmal mit einer Pipe-Band zusammen spielen durften.Entschuldigung für den Ausdruck, aber das war einfach geil!


Zusätzlich zu den wahnsinns akustischen Eindrücken, kam mal wieder die Lage in einer unglaublich malerischen Landschaft auf den Ländereien des Drumtochty Castle! Der Leiter der Veranstaltung sprach in seiner Eröffnungsrede nicht zu Unrecht mehrfach von einem „magical Glen“!


Tief beeindruckt, ja fast schon beseelt fuhren wir nach vier Stunden Highland Games zurück in die Gegenwart und auf den Zeltplatz!Dort gab es dann leider einen weiteren Wettkampf hautnah mitzuerleben. Herausforderer: Ida, die schlafen sollte aber nicht wollte; Kontrahenten: Lena und ich, die nicht explodieren wollten aber schlussendlich nicht anders konnten!Nach zwei Stunden erbitterten Fechtens haben wir gewonnen, wenn wir auch einige Nervenverluste hinnehmen mussten.Wer will es ihr jedoch übel nehmen? Es ist hell, tatsächlich warm im Zelt (kaum zu glauben) und durch die Leute draußen auch noch recht laut! Wer will, bzw kann da schon gut schlafen?!


Nach dieser Kampfeinlage war auch uns eigentlich nur noch nach Bett! Wenn nicht plötzlich und unangekündigt unsere Zeltplatzbekanntschaft Mike in Begleitung seiner Frau Amy und einer Flasche Glen Moray in unserem Zelt aufgetaucht wären. Das Hereinlassen haben die beiden proaktiv übernommen und saßen ratzfatz in unserem beschaulichen Wohnzimmer, bevor wir auch nur ‚Come on in’ sagen konnten.Komischerweise und hingegen der deutschen Mentalität, haben wir das aber weder als unangenehm, noch als unpassend empfunden. Ohne sich lange mit Smalltalk aufzuhalten wurde drauflosgeschwatzt: Über die Jobs, über ihre Heimat Insh nahe Aberdeen und über Familie! Darüber, ob deutsche oder britische Wurstwaren einen besseren Geschmack haben...ich denke, 99% der Leser sehen es wie wir, auch wenn wir hier nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen sind; aber ganz ehrlich: Briten können weder Bratwurst, noch Brotwaren!


So verging der Abend mit dem Leeren des Whisky und viel Lachen und ehe wir uns versahen, war es 1:30 Uhr. Gott Agathe!Dafür haben wir nun eine wirklich sehr herzliche Einladung ins süße Dorf Insh bekommen, wann immer wir wollen! Platz haben sie genug und eines ihrer Autos können wir auch haben, falls wir die Umgebung erkunden wollten!Ein wirklich toller Tagesausklang mit unheimlich netten und zuvorkommenden Schotten, wobei Amy eigentlich aus Rosamunde Pilcher-Land stammt!Wir waren jedenfalls sehr glücklich, was allerdings auch zu nicht geringen Teilen am goldenen Wasser lag!


Für den Sonntag war tatsächlich mal nichts geplant und da das Wetter heute als grandios angekündigt wurde (23 Grad und Sonne), entschieden wir uns für einen Strandvormittag. Dieses Mal mit eincremen, was wir am Vortag vergessen hatten und prompt mit einem leichten Sonnenbrand bezahlen durften.Von Mike und Amy haben wir gelernt, dass alles über 20 Grad Celsius für Schotten schon fast zu warm ist und ab 25 Grad Celsius über Hitzefrei nachgedacht wird.Verständlich also, dass plötzlich gefühlt alle Besucher des Campingplatzes bereits um 9 Uhr morgens oben ohne rumliefen.Zum Vergleich: wir saßen noch in Fleecepulli und langer Hose (immerhin draußen vor dem Zelt) und frühstückten!Weiterhin scheint diese Temperatur auch ein weiteres Briten-Clichee hervorzurufen!Plötzlich tauchen überall Werbetafeln für „Schöner wohnen“ Polarweiß am Strand auf und unterstreichen die nicht vorhandene Hautfarbe auch noch mit Sonnencreme LSF 150! Was für uns die Tennissocken und Badelatschen sind, ist für den Briten tatsächlich die nicht vorhandene Körperbräunung, in den meisten Fällen gefolgt von der Farbe Rot!Da hilft offenbar auch die 10 cm Schicht Sonnenschutz nicht mehr!Wir waren jedenfalls more than amused! Kurzzeitig hatten wir sogar die Vermutung, eine Marienerscheinung zu haben!Aber es war dann doch nur die 10-jährige Kimberley, die nur noch im Bikini bekleidet zum Wasser stürmte...

Ida hatte auf jeden Fall riesig Spaß, nach kurzer Zeit ebenfalls halb nackt (denn sämtliche Klamotten waren sofort nass) durch die Wellen zu rennen und Löcher zu graben, welche immer wieder vom Meer verschluckt wurden („was bringt das denn hier überhaupt?“)


Den Nachmittag verbrachten wir ob der „unerträglichen Hitze“ im Tesco Supermarkt. Da wird im Sommer auf angenehme 10 Grad runtergekühlt, damit sich die Kunden auch heimisch und wohl fühlen. Der Abschluss des Tages fand erneut draußen in der Abendsonne bei einem flott gezauberten Salat statt, bei dem auch die Fleecejacken bereits wieder berechtigte Verwendung hatten. Der Wechsel von Tageshöchst- zu Tagestiefsttemperatur ist hier wirklich gravierend!


Am Montag beginnen wir dann teils schweren Herzens, teils mit Vorfreude das Einpacken und Autotetris! Zwar liegen noch vier Tage Glasgow vor uns, doch den Großteil unseres Reisegepäcks benötigen wir nicht mehr, da wir uns (zum Erholen sozusagen) in ein Apartment eingemietet haben.


Wir wünschen allen eine gute Nacht und einen ruhigen Start in die Woche! Gehabt euch wohl...
Antworten