Veröffentlicht: 03.07.2019
2,5 Wochen Südtirol. Das heißt auch: 2,5 Wochen Südtiroler Dialekt. Deutschsprachiges Italien! ;o) Ich sag´mal, wenn man hier bewusst mit uns "Hochdeutsch" spricht, verstehen wir 75%. Wenn Südtiroler untereinander sprechen 0%! Wir sind halt doch im Ausland. Sonntag war Herz-Jesu-Sonntag. Der letzte Sonntag im Juni. 1796 versprachen Tiroler Landstände angesichts der drohenden Gefahr
durch den Einmarsch der Truppen Napoleons feierlich, das Land dem
“Heiligsten Herzen Jesu” anzuvertrauen und diesem jedes Jahr aufs Neue
zu gedenken. Mit Feuern, die auf den Bergen angezündet werden. Ein kleines Trüppchen versammelt sich auch hier auf dem Hof. Holz zum Verbrennen gibt es ja seit dem Sturm im Oktober 2018 mehr als genug. Und dank der zwei freiwilligen Bergbauernhelfer (und natürlich der Vorarbeit der Hofbesitzer ;oP) gab es auch mehrere aufgeschichtete Feuerstellen auf den Wiesen oberhalb des Hofes. Mit Bier und Würstle bewaffnet machten wir uns dann auf den Weg zu den Stellen. Benzinkanister und Feuerzeuge waren auch dabei. Mit Einbruch der Dunkelheit ging es dann los. Und Stück für Stück gingen wirklich auch ringsherum die Feuer auf den Bergen an. Einzelne kleine, ganze Fackelwege, auch ein beleuchtetes Kreuz. Geredet haben die Besucher wenig mit uns. Es ist schon lustig, eigentlich spricht man doch eine Sprache. Kurz kam mir die Idee, gemeinsam ins Englische zu wechseln. Vielleicht wäre das einfacher für alle und würde Brücken schlagen!? ;o) Dabei scheint der Südtiroler an sich, stets für ein Schwätzchen zu haben zu sein. Alle Lieferanten (von Salz für die Tiere, Benzin, Getränke, Futter, über den Eismann bis hin zum Klamottenverläufer) die den Weg hier in die Höhe schaffen, scheinen nicht kurz angebunden zu sein. Spontane nachbarschaftliche Mithilfe bei der Heuernte unter drohendem Gewitterhimmel wird auch trotz allem zeitlichen Druck mit einem Schwätzchen gewertschätzt.
Sehr sympatisch! Den breitesten Dialekt des Hauses spricht, glaube ich, Oma Anna mit uns. Bei ihr verstehe ich ca. 50%. Den Rest versuche ich mir dazu zu denken. Sie erzählt gerne von früher, der Geschichte des Hofes, ihrer Familie. Frauen hatten es nicht so leicht im Hofleben: Tagsüber war man ein Ochs - nachts die Kuh! Möchte ich hier mal mein Lieblingszitat von ihr anbringen. Was haben wir sonst noch gelernt? Der Papa ist der Tata - das war mein erstes südtiroler Wort. Der Teit (in diesem Fall der bereits erwähnte Bruder des Hofinhabers) ist der Pate. Man begrüßt sich mit einem freundlichen "Hoi". Ein Kind, das auf den Arm will, wird ge"huppt". Ansonsten sind allerlei Verniedlichungsformen angesagt: das Becherle, das Löffele, ... Damit die Kids mich verstehen, habe ich das auch schon übernommen. Ja sowieso, ah WA, woll woll, stimmt schon, passt scho, sodawoll- sind mehr die geflügelten Worte des Hofes, als Dialekt. Die Goaß ist die Ziege, die kleinen Ziegen die Kitz. Das Notscherle ein Schwein ...
Und Kartele spiele mit Ober und Unter habe ich auch schon gelernt. U iatz gien i inni.