Veröffentlicht: 25.06.2019
Sabbatjahr - zweiter Teil
Der Sommer in den Bergen
Ich weiß nicht, ob es auf frühkindlicher Prägung beruht. In meiner Familie hat man zumindest immer, wenn einer krank war, Heidi-Hörspiele gehört (Heidi, Heidi, deine Welt sind die Berge, Heidi, Heidi, denn da oben bist du zu Haus. Dunkle Tannen...). Für Helmut war es auf jeden Fall die erste Urlaubserfahrung: mit dem Vater von Scharnitz aus in die Berge. Und so lieben wir beide die Tradition im September eine Hüttentour in den Alpen zu machen. In der Höhe, weit ab von Verkehr sein, weit blicken können, Laufen, Wandern, ein bisschen Klettern, neue Menschen treffen, mit der kleinen Wanderausstattung zurecht kommen, dass leckere Hüttenessen... Das ist Urlaub und Erholung für uns! Und so war bei der Planung des Sabbatjahres schnell klar: Den Sommer verbringen wir in den Alpen!
Aber, wer uns kennt, wer den Blog gelesen hat und wie uns beiden während dieses Jahres immer mehr bewusst wird: Wir sind Arbeiter! Wir machen keine drei Sommermonate Wanderurlaub in den Alpen. Die erste Idee: Arbeiten auf einer Wanderhütte (kommt noch). Die zweite: Arbeiten auf einem Bergbauernhof (Mehr Helmuts als meine, muss ich ehrlich sagen. Denn mir liegt ja mehr die Bewirtung von menschlichen Gästen als von tierischen Stallbewohnern- dachte ich zumindest bis jetzt). Und zwischendurch wandern wir halt! (mit lieben Freunden! Kommt auch noch).
Den Bauernhof haben wir über die Südtiroler Bergbauernhilfe gefunden. Während wir noch in Neuseeland waren bekamen wir sechs Hofvorschläge, die sich zum Teil wie Kontaktanzeigen für Bauer sucht Frau lasen: "Der Bauer Erwin ist zunächst etwas still, aber wenn man ihn besser kennnelernt, entdeckt man seinen Humor!" Wir durften eine Prioritätenliste machen und schnell war klar: Top 1 ist die junge Familie aus dem Schnalstal!
Am Bergsommer gab es keine Zweifel, die Aussicht darauf und die Gelegenheit einen ganzen Sommer in den Bergen zu verbringen sind echt ein Highlight des Sabbatjahres. Wir wussten nicht was uns erwartet. Trotzdem war ich null aufgeregt, als wir letzte Woche Sonntag das Schnalstal erreichten. Von der großen Bundesstraße zwischen Reschenpass und Meran biegt man durch einen Tunnel in das Seitental ein. Eine ruhige schmale Straße führt am steilen Berg bis ins Gletscher- und Skigebiet. Ganz oben am Hang taucht auf der rechten Seite eine kleine Kirche und ein Dörfchen auf und mit dem Blick aufs Navi stelle ich fest: das ist unser Ziel. Zwischenziel, wie sich kurz später herausstellt, denn der Weithalhof von Familie Gurschler liegt natürlich nicht im Dörfchen, sondern nochmal gut 15min den Berg hinauf. Der Ausblick ist super von hier oben, ruhig ist es, Arbeit gibt es: Hier können wir die nächsten 3 Wochen bleiben!