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Trabzon - Camp Oluza

Veröffentlicht: 16.10.2024

Guten Tacho aus dem Osten Trabzons!


Um es gleich vorweg zu nehmen: die Oropax versagten ihren Dienst um exakt 2:03 Uhr bzw. hatten sie keine Chance gegen die ohrenbetäubende Geräuschkulisse, die wir unterhalb unseres Zimmers von einer Sekunde auf die andere wahrnahmen. Ich saß senkrecht im Bett und unabhängig voneinander gingen wir von einem Müllwagen aus, welcher die großvolumigen Abfallbehälter des Hotels abholte. Doch weit gefehlt. Es handelte sich um den Kasten im Hinterhof des Sweet-Home-Suite-Hotels in der Größe eines 20-Fuß-Containers, der plötzlich und zum ersten Mal seit unserer Ankunft höllisch lärmte. Dieses Getöse mit locker 105 db plus war nun unsere permanente Begleitung bis zu unserer Abreise um 10:03 Uhr.


Das erste Mal während unseres Aufenthaltes schauten wir im Frühstücksraum des Hotels vorbei und konnten uns davon überzeugen, dass Menschen aus anderen Kulturkreisen (und damit sind nicht die Einheimischen gemeint) andere Tischmanieren als wir selbst an den Tag legen. Wir tankten beide Fahrzeuge an der nahegelegenen Shell-Tanke, bevor wir den 9-Sitzer wieder zur Autovermietung am Havalimani ablieferten. Ich blieb hinter dem Steuer des Benz, so dass ich ihn sowohl bei unserer Ankunft am Freitag als auch heute bei unserer Abreise aus Trabzon durch die Straßen dieser spannenden Stadt lenkte.


Unser Plan zielte darauf ab, heute etwa die halbe Distanz der Strecke bis Istanbul zu absolvieren. Wir fuhren praktisch denselben Weg zurück und hatten dadurch permanente Sicht auf das Schwarze Meer rechts von uns. Die Straßen waren nicht sonderlich voll, so dass wir zügig vorankamen. Wir ließen den sehr netten Küstenort Giresun hinter uns als es Kadir durchzuckte. Tadelle! Hier in der Nähe befindet sich der Lagerverkauf seiner allerliebsten Schokoriegel. Durch unseren 100GB-Hotspot waren wir ja derart unabhängig, dass wir mal eben kurz die Adresse heraussuchten und siehe da, das Schlaraffenland lag exakt an unserer Route. Bingo. Ich steuerte unsere Fuhre vor das ganz in rot gehaltene Gebäude und schon jetzt ließen sich allerhand Köstlichkeiten im Inneren des Verkaufsraumes erahnen. Während wir noch ausstiegen, entdeckte ich Kadir bereits mit einem roten Einkaufskorb am Arm zwischen den Regalen. Glücklicherweise gab es keine Einkaufswagen. Das alltägliche Tetris im Heck und Inneren des War-Cars wäre unweigerlich auf ein völlig neues Level angehoben worden. Zugegebenermaßen fiel es auch mir einigermaßen schwer, den Verlockungen standzuhalten. Ich entdeckte in einer von mehreren Röhren zur Selbstabfüllung die kleinen Schoko-Leckereien, welche uns kürzlich zum türkischen Kaffee gereicht wurden. Mein Verstand setzte scheinbar vollkommen aus, da ich das Etikett samt Preis zwar irgendwie wahrnahm, die darauf enthaltenen Informationen allerdings nicht in meinem Gehirn ankamen. So legte ich vollkommen paralysiert und unreflektiert meine Kreditkarte auf dem Lesegerät ab. Erst nach diesem Vorgang erschien mein Bewusstsein wieder an der Oberfläche. Ich hatte soeben € 36,59 für drei Tüten Süßkram ausgegeben. Egal. Geiler Scheiß schmeckt und kostet.


Der Kapitän übernahm das Ruder und kurze Zeit später tauchte auch wieder das Stadion von Samsunspor auf. Da konnte unser Stellplatz unterhalb dieser Straße ja nicht weit sein. Nun also in anderer Rolle bretterten wir über den Asphalt oberhalb der Wohnmobile und Wohnwagen. Nehmt das, Kollegen!


Während wir Kilometer um Kilometer abspulten, widmete ich mich dem Text unseres Blogs. Zugegebenermaßen freute ich mich als wir bei einer realen Polizeikontrolle endlich auch mal rausgewunken wurden. Ok, Kadir saß am Steuer und wir hatten uns nichts vorzuwerfen, daher waren wir auch alle entspannt. Insbesondere Rudy, die zu diesem Zeitpunkt im hinteren Teil des rollenden Heimes im Bett schlummerte. Wir beorderten sie dann auch sehr energisch nach vorne auf den Sitz. Im Nachhinein wussten wir, dass wir sie hätten schlafen lassen können. Einem kurzen und offenbar humorvollen Wortwechsel zwischen Kadir und dem Herrn mit dem neon-gelben Shirt folgte die Verabschiedung samt Wünschen für eine gute Reise. Vor dreißig, vierzig Jahren wäre die Kontrolle eines Fahrzeugs mit deutschem Kennzeichen wohl noch etwas anders ausgefallen. Insbesondere teurer als heutzutage.


In einem unbeobachteten Moment steuerte Kadir unser Gefährt schelmisch grinsend vor ein kleines Restaurant, bremste und sprang hinaus. Wenige Minuten später kletterte er mit zwei Schachteln Börek zurück ins Führerhaus. Das mit Hack, Schafskäse oder Kartoffeln gefüllte Gebäck aus Blätterteig hatte er klein schneiden lassen. So konnten wir es als Fingerfood während der Fahrt direkt aus den Boxen nehmen und genießen.


Da wir ja praktisch grundsätzlich ohne Zwänge unterwegs sind, beschlossen wir kurz hinter der Halbinsel Sinop einen Stellplatz anzusteuern. Nicht jedoch ohne in Sinop noch bei einem MIGROS-Markt die Bestände an alkoholischen Getränken zu checken. Und tatsächlich entdeckten wir neben Tonic auch Bier, Wein und richtige Spirituosen. Diese harten Sachen ließen wir im Laden zurück und nahmen neben besagten Flüssigkeiten lieber noch Säfte, Wasser und etwas Essbares mit. Gefährlicher als all die heutigen Kilometer waren übrigens die zwei Überquerungen der Hauptstraße vor dem Supermarkt. Neben den mal in einer, dann in zwei Spuren fahrenden PKW galt es auch noch auf die Roller und andere Zweiräder zu achten.


Schnell noch getankt, fuhren wir die letzten 45 Minuten zum Camp Oluza. Laut unserer App soll sich dieser Platz noch im Aufbau befinden. Diesen Bau führt wohl Ahmed durch, der seine Gäste gerne mit einem kleinen Imbiss empfängt bzw. überrascht. Da es schon dunkel war, konnten wir die Nähe zum Meer aufgrund der Geräuschkulisse beim Verlassen des Reisedampfers nur erahnen. Ahmed kam aus einem der Häuser auf uns zu. Kadir übernahm die Kommunikation bzgl. des Stellplatzes und übermittelte die neuen Informationen umgehend an uns. Kein warmes Wasser, Stellplatz und Strom für 600 Lira. Gänzlich umsonst hatten wir alle dann noch einen kleinen Schwips, denn bei der Begrüßung mit dem Platzherrn wurden wir alle von zig Raki-Molekülen aus seinem Atem beglückt.


Nach einer kurzen Erkundung wurde klar, dass wir wirklich nur wenige Meter von der Wasserkante entfernt standen. Der langsame, aber sehr große Wachhund des Platzes gesellte sich zu uns und schenkte Julia umgehend mehrere tausend seiner Flöhe. Naturbelassenes Camping eben.


Wir töteten all die Erreger mit diversen Getränken, die wir aus den Migros-Beständen zauberten und philosophierten noch ein wenig über den Sinn des Lebens. Dann kam es zu Rudys Premiere im Turmzimmer des grünen Monsters. Ob diese gelang, es zu nächtlichen Zerwürfnissen kam und uns der Wachhund wirklich erfolgreich bewachte, kann erst in einem weiteren Eintrag auf diesem Kanal beleuchtet werden…


Sleep well, Camp Oluza

Antworten (1)

Heike
Ich wünsche euch weiterhin viele tolle Begegnungen und viel Spaß. :-)

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