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Cordillera Blanca - Der erste Fünftausender mit freizügigen Einblicken

Veröffentlicht: 09.11.2018

03.11.2018

2 Uhr in der Nacht. Der Bus stoppt plötzlich und wir wachen auf. "VAMOS" schallt es. Auf geht's. Wir sind an der Grenze zu Peru angekommen. Der Blick aus dem Fenster eröffnet das gleiche, aber noch erschreckendere Bild, wie in Kolumbien. Überall liegen Menschen - vermutlich Venezolaner, die die Grenze nicht passieren dürfen - auf Matratzen und Bänken. In den Armen halten sie ihre Kleinkinder, die ihrerseits ihre Kuscheltiere umklammern.
 


Für uns geht es direkt in die Kontrolle. Dieses Mal ohne große Schlange. 10 Minuten und ein kurzes, aber freundliches Gespräch später haben wir unsere Stempel zur Aus- und Einreise. Wieder im Bus versuchen wir weiter zu schlafen. Bis nach Chiclayo ist es noch ein langer Weg.

Am Morgen ist es unerträglich heiß im Bus. In der Nacht lief die Klimaanlage auf vollen Touren, sodass wir uns dick einpacken mussten. Jetzt ist sie bei über 30° Außentemperatur abgeschaltet. Ein Blick nach draußen. Nur Wüste und unzählige Plastikfriedhöfe. 


Um 10 Uhr kommen wir in Chiclayo an. Ab ins Hostel. Duschen und anschließend schnell einen Bus zur Weiterfahrt organisieren. Chiclayo ist mit knapp 640.000 Einwohnern nicht klein und genauso wenig hübsch. Die Umgebung verspricht alte Ruinen und Pyramiden, jedoch wollen wir möglichst schnell weiter nach Huaraz. Wir decken uns mit Lebensmitteln ein und haben unser Ticket nach Trujillo. Ein kurzer Zwischenstopp. Wie wir hoffen. 

Der Abend ist lustig. Gemeinsam mit Massimo unserem Kumpanen schauen wir einen Film und essen Chips. 


04.11.2018

Den folgenden Vormittag verbringen wir mit der Organisation des nächsten Abschnittes unserer Reise. Um 16.00 Uhr geht unser Bus nach Trujillo. Die Fahrt dauert 4 Stunden und ist gezeichnet von Sand und Hitze. Merke, keinen Sitz neben der Toilette buchen! Puhhhh.....

Angekommen lassen wir uns mehr oder weniger schnell zum Süd-Busbahnhof fahren, den keiner der Taxifahrer zu kennen scheint. In der riesigen Wartehalle drängen sich die Menschen an den Kartenschaltern. Wir suchen einen Nachtbus nach Huaraz.... alles ausverkauft. Bei jedem Schalter vertröstet man uns auf den nächsten Tag, Aufgeregt schwirren wir auseinander, um noch einmal überall nachzufragen. Nach 20 Schaltern haben wir doch noch Glück. Wo zuvor noch alles besetzt schien, sind jetzt genau 3 Plätze frei. Puh (zum 2. Mal)! Somit müssen wir doch nicht noch eine Nacht in einer großen Wüstenstadt verbringen. Also ab in das zweistöckigen Schlachtschiff, Platz einnehmen, Sitz nach hinten, Kopfhörer rein und schlafen.


05.11.2018

5 Uhr morgens schnappen wir unser Zeug und machen uns zu Fuß auf den Weg unser Hostel in Huaraz zu suchen. Die Stadt schläft, sieht aber mit ihrem Bergpanorama malerisch aus. 



Im Hostel bekommen wir den Schlüssel zu unserem Zimmer und schlafen uns erstmal aus.Kurz darauf werden wir von einer netten Frau aufgeweckt, die unser Zimmer aufschließt, um dieses einem deutschen Pärchen zu verschachern. Schnell wird die Tür zugezogen und wir schlafen weiter. Um 12 Uhr erkunden wir langsam die Stadt, holen uns Tickets für Ausflüge zum Gletscher "Pastoruri" und der "Laguna 69" und laden unseren Freund zum Abendessen ein.






06.11.2018

Um kurz nach 8 stehen wir pünktlich, wie gewünscht, am Tourismus Büro. Im Bus warten wir 30 Minuten, werden in einen anderen Bus verfrachtet, um damit alle anderen Passagiere für den Ausflug vom Hostel abzuholen und am gleichen Busbahnhof 9.30 wieder zu warten. Fazit: Durchorganisiert!


Ein Zwischenstopp auf dem Weg zum Nationalpark Huascarán führt uns zu einem Restaurant, wo wir uns den ersten Coca-Mate-Tee unseres Lebens genehmigen. Super süß und lecker! Und gegen die Höhenkrankheit soll er auch gut sein. Dem geplanten Aufstieg zum Gletscher - der sich auf 5100m befindet - entgegenblickend, decken wir uns zusätzlich mit Coca-Bonbons ein. Die Fahrt abseits der asphaltierten Wege ist malerisch. Grüne Täler, die von den hohen Gebirgsketten der "Cordillera Blanca" flankiert werden. Wilde Pferde, Kühe und Schafe streunern hier frei herum und lassen es sich gut gehen. 



Wenn wir schon mal hier sind, schauen wir uns gleich die 7-farbige Lagune und die  "Puyas" an. Diese Bromelienart  gedeiht nur hier in Peru und kann bis zu 100 Jahre alt und 15 m hoch werden, ehe sie nach ihrem ersten Aufblühen wieder vergehen. Die ersten Dekaden ihres Lebens bildet sie grüne, zu allen Seiten abstehende Stacheln aus, ehe sie in wenigen Monaten schlagartig in die Höhe schießt.






Der Aufstieg ist nicht lang, aufgrund seiner Höhenlage jedoch beschwerlich. Mehrere Mitstreiter mieten sich Esel, um ans Ziel zu gelangen. Wir nicht. Die Luft hier ist dünn und kalt. Es beginnt sogar zu schneien. Mehrfache Pausen ermöglichen aber unsere erfolgreiche Ankunft am Gletscher. 




Der Ausblick auf  den "Pasoruri" ist atemberaubend. In eisigem Blau schimmert der Eisklotz neben der Gebirgskette und dem Gletschersee.




Viele Bilder später pfeift unser Guide zum Rückzug und wir fahren im Bus wieder nach Hause. Heute Abend sind wir bei Massimo zum Essen eingeladen. Nach der riesen Portion Polenta kugeln wir uns zum Kamin und legen die Füße hoch.



07.11.2018

Als Trio gehen wir den Aufstieg zur Lagune des "Churup" an. In Eigenregie planen wir den Trip. Mit dem Auto schaffen wir es nur bis zur ersten Blockade. "Hier wird gebaut". Beginn der Wanderung auf 3500 m Höhe. Es geht zu Fuß am Bach entlang immer bergauf.



Massimo war am Vortag schon einmal da. So schaffen wir es, über einen Schleichweg die Nationalparkgebühr von 30 Soles (ca. 9 Euro) pro Person einzusparen. Ein netter Taxifahrer nimmt uns !! UMSONST!!! ein Stück mit. 



Der erste Anstieg ist beschwerlich. Große Stufen aus Stein gehen in die Knie und verlangen uns viele Pausen ab. Der mittlere Teil ist flacher und lässt einen Ausblick auf das schöne Bergpanorama zu. 


Danach geht es mit Seilen weiter Richtung Ziel. Der Weg ist ungesichert und verspricht Nervenkitzel. Teilweise 30 cm am Abgrund entlang.



Oben angekommen wieder Staunen. Die Lagune liegt  auf 4450 m. Still und smaragdgrün bis kristallblau schimmert sie vor dem mit Puder bedeckten Berg Churup. Ein Bad im eiskalten Nass lässt sich Carsten  nicht nehmen. Nachdem Annika die zum Glück wasserdichte Kamera aus Versehen ins Wasser fallen lässt, sogar noch einmal (Bilder zensiert ^^).
 


Nach dem Mittagessen geht es für Carsten und Massimo noch ein Stück höher. 100 Höhenmeter weiter aufwärts befindet sich eine weitere kleine Lagune die Massimo gestern zeitlich nicht geschafft hat. Heute soll es klappen. Auf Wegen voller Geröll schlängelt sich der Pfad fast unsichtbar immer steiler. Die Höchstmarke des GPS zeigt hier 4597m an. Fast 1100m über unserem Startpunkt.


Unterdessen meditiert Annika nahe der Lagune und schließt Freundschaften mit der indigenen Fauna.



Der Abstiegt muss nun schnell gehen. Es ist 16.00 Uhr am Nachmittag und es wird hier schnell dunkel. Die Knie schmerzen beim Herunterlaufen.


Nach 21 km Länge ist der Weg geschafft und es geht ab "Unchos" mit dem Colectivo (einem Sammeltaxi) die letzten Kilometer nach Huaraz zurück. Zur Belohnung gibt es Burger mit Pommes. Dieser kommt leider erst im zweiten Versuch , nach einem wahren Soßendebakel, zustande. 

Die Nacht lässt uns nur wenig Zeit für Schlaf. Am nächsten Morgen soll es zur "Laguna 69" gehen.


08.11.2018

Diesmal klingelt der Wecker 4.45 Uhr und der Busfahrer um 5.00 Uhr...nicht wie ausgemacht 5.30 Uhr. Fazit: Durchorganisiert die 2.

Wir Sammeln wieder einen bunt gemischten Strauß an Wanderern ein und versuchen auf der 3 stündigen Fahrt etwas Schlaf nachzuholen. Nach einer kurzen Stärkung mit Coca-Tee und Eibrot verläuft der Weg entlang der Llanganuco Lagunen. Der Legende der Quechua nach,  bildeten sich diese 3 Lagunen aufgrund einer unglücklichen Romanze zweier Liebenden, die nie zusammenkommen durften. Aus ihren Tränen bildeten sich die großen Lagunen. Eine kleine weitere soll das Kind beider darstellen.


 Hier startet unsere Wanderung in einem grünen Tal inmitten eines Papierbaumwald. Entlang des mäandrierenden Baches gehen wir die flach ansteigende Ebene entlang.


Nach 40 Minuten beginnt der Anstieg im Zick-Zack. Der Himmel ist bedeckt und es beginnt zu regnen. Wir müssen ständig Pausen machen, um unsere Bekleidung zu wechseln. Zudem lassen tief liegende Wolken keinen Blick auf die Landschaft zu. 

Auf mittlerer Höhe erreichen wir ein Plateau, auf dem sich die "Laguna 68" befindet. Dem kleinen Bruder der bekannteren Schwester. Hier grasen Kühe gemütlich auf einer Höhe, die einigen Wanderern gesundheitlich einiges abverlangt. Die Gruppe ist hier schon weit auseinandergerissen. Einige müssen ihren Aufstieg sogaraufgrund von Übelkeit und Kopfschmerz abbrechen. 


Die Schonpartie ist leider schon nach knapp 15 Minuten wieder vorbei. Der nächste, härtere Aufstieg steht an. Im Vergleich zu unserer Kletterei und den ewigen Treppen des Vortages für uns allerdings fast ein Witz. Überall stehen wunderhübsche Kühe am und auf dem Weg und versuchen den schwitzenden Wanderern etwas Salz von den Händen zu schlecken. 


Nach einer weiteren Stunde erreichen wir unserer Ziel - die Laguna 69. Ernüchtert müssen wir feststellen, dass das Wetter oben noch schlechter ist. Bis auf den smaragdgrünen Gletschersee sehen wir leider wenig von der Umgebung, da die dicken Wolken den "Chacraraju" verdecken. Wir nutzen die Zeit, uns an einem windgeschützten Plätzchen zu stärken. Und wer hätte es gedacht, langsam ziehen die Wolken weiter, der Himmel reißt auf und belohnt uns mit den ersten Sonnenstrahlen. 



Nach einer Stunde treten wir den Heimweg an. Die Sonnenstrahlen lassen nun die gesamte Szenerie in einem ganz anderen Licht erblicken, weshalb wir für den Abstieg länger als für den Aufstieg brauchen. Man kann gar nicht anders als dauerhaft stehen zu bleiben und die Aussicht zu genießen - und natürlich unzählige Fotos zu machen.






Nach 6 Stunden, 12 km und knapp 720 Höhenmetern treten wir um halb 4 erschöpft und glücklich die Rückfahrt nach Huaraz, dem Traum eines jeden Bergliebhabers, an.

09.11.2018

Den letzten Tag in Huaraz verbringen wir damit, Bilder auszusortieren, die weiteren Tage zu planen, längst überfällige Arbeiten zu verrichten und unsere Beine hochzulegen. 

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