Unser Reisetagebuch
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Prerow, 19.07.2017

Veröffentlicht: 22.07.2017

Ich sitze in den Ostseedünen vor unserem Zelt im Sand mit Blick auf die Ostsee. Trotz strahlend blauem Himmel weht eine frische Brise durch meine Haare. Nach dem Frühstück brachen wir zu einem langen Strandspaziergang auf, vorbei an FKK-Bereichen und unzähligen Familien mit kleinen Kindern bzw. nackten Rentnern mit Handtaschenhunden. Während unter unseren Füßen der feine, fast weiße Sand quietschte, hegte sich bei mit der Wunsch nach einem Hund. Unwichtige Information an der Stelle, aber ich möchte die hier trotzdem festhalten. Mit einem Labrador wäre Leon übrigens auch einverstanden. Wir hatten dringend über unsere Reise zu reden und die gestrige Krise zu besprechen. Die Dame am Check-in des Regenbogen Campingplatzes in Prerow teilte uns mit, dass die Zeltplätze alle romantisch in den Dünen im weichen Sand gelegen, gut 200 m vom Parkplatz entfernt lagen und wies uns unser hübsches Präsidentenplätzchen mit tollem Ausblick zu. Die Tatsache, dass wir nun, hungrig und müde von der Fahrt, wie wir waren, alles - dh. Zelt, Luftmatratzen, Kissen, Schlafsäcke, Klamotten, Waschbeutel, Grill, Gaskocher, Essen, Trinken, Spiele, Lichterkette (für die Romantik), Tisch, Stühle - mit einem kleinen Bollerwagen vom Auto durch den Sand zu unserem Plätzchen transportieren mussten, machte uns wütend. Dass sich dann mit einem Mal auch noch überall (ich meine ÜBERALL) Sand festsetzte, brachte uns endgültig zur Verzweiflung. Der Höhepunkt wurde erreicht, als wir feststellen mussten, dass die scheinbar so gemütlichen Luftmatratzen aufgeblasen viel zu hoch für das niedrige Zelt sind. Wir waren enttäuscht und froren. Hatten uns alles schöner, gemütlicher, auch einfacher vorgestellt. Selbst Grillwürste und die schöne Abendstimmung am Strand konnten die traurige Situation nicht retten. Wir zweifelten an der gesamten Reise und an uns, bereit, alles über Bord zu werfen und nach Lübeck nach Hause zu fahren. Oder aber doch die Reiseroute zu ändern. Im Süden müssten wir nicht frieren. In Deutschland kennen wir Preise und Regeln. Mit einer zweiwöchigen Pauschalreise wären wir alle Sorgen los. All diese Alternativen wogen wir bei unserem Spaziergang heute Vormittag gründlich ab. Schlussendlich einigten wir uns darauf, bei der ursprünglichen Route zu bleiben und nur die Zeit etwas zu raffen.Wir wollen die Nordkapreise wirklich durchziehen, bloß keine Schwäche zeigen. Zwar bereiten uns die laut Ronny´s Schwester, die momentan mit Mann und WoMo durch Norwegen zieht, fast frostigen und sehr feuchten klimatischen Bedingungen etwas Sorge und die Unwissenheit, mit der wir in den Norden fahren, hält uns davon ab. Aber wir wollen das für das Abenteuer, tolle Fotos, die Beziehung und spannende Begegnungen durchziehen. Ich glaube, im Grunde haben wir einfach große Angst. Und Angst sollte uns nicht von der Reise abhalten. Und deshalb stecken wir heute Abend die Route ans Nordkap fest, die wir fahren werden. Inzwischen haben wir uns auch mit dem Sand im Zelt abgefunden, die dicken Luftmatratzen gegen dünne Isomatten ersetzt, den Gasgrill zum Laufen gebracht und einige Partien Kniffel gezockt (..wer hat wohl gewonnen?), sodass wir langsam beginnen, Gefallen an der Ostsee, dem wehenden Gras (zufällig in die gleiche Richtung, wie meine Haare), dem Geruch von EDEKA-Cappuccino vermischt mit einer dauerhaften leichten Fischbrise und unseren Zeltnachbarn in Ehekrise zu finden.

Schon am selben Abend scheint die Krise unserer Nachbarn überwunden, dafür stecken wir in einer. Als wir, nachdem wir Feuerwürstl vertilgt hatten, einem alleinerziehenden Vater und seiner kleinen Tochter Freya beim Vorzeltaufbau halfen, erfuhren wir von dem bevorstehenden Regentag morgen. Der Gedanke löst Panik aus. Ist das Zelt dicht? Wie lebt es sich wohl im nassen Sand? Leider können wir auch unsere Buchung über drei Nächte hier nicht stornieren (obwohl ich den alten Trick der spontan rufenden Arbeit anwendete). Wir werden also zwei bevorstehende Nächte und einen ganze Tag im Regen verharren. Das Zelt ist jedenfalls inzwischen regenfest, alle Wertsachen und empfindlichen Utensilien im Auto verstaut und wir spielen jetzt zur Ablenkung Kniffel.

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