Veröffentlicht: 05.08.2017
Nach einer im wahrsten Sinne heilsamen Nacht (es geht aufwärts mit den Fersen!), bekamen wir von Samuel, unserem Gastgeber in Oslo, wie auch seine Tochter Ea (..ja, wahrscheinlich haben sie vor lauter Nervosität bei der Geburt das "L" vergessen..) zum Aufwachen einen „Ginger Shot“ verpasst. Und dieser Apfel-Ingwer-Smoothie im Schnapsglas brannte wie Feuer, als er langsam die Kehle hinunter rann. Damit hatten wir nicht gerechnet. Aber bekanntlich kommen ja nur die Harten in den Garten - bzw. nach Oslo. Freundlich lächelten wir Samuel an zum Dank für diesen Wachmacher und nahmen anschließend einen großen Schluck Wasser. Jetzt konnte uns so schnell nichts mehr aufhalten. Mit dem Bus fuhren wir nach Oslo City und stiegen direkt an der Oper aus. Wir hätten uns nicht über die vielen Menschen wundern sollen, immerhin waren wir an einem Samstag Vormittag dort. Da ist selbst in Marktoberdorf die Hölle los. Anschließend schlenderten wir durch die Innenstadt, wo wir vollkommen selbstlos an verschiedensten Verkostungen teilnahmen. Eis, vegane Häppchen und kalorienfreie Limo - das Lunchpaket hätten wir uns wirklich sparen können. Obwohl der Himmel sich über uns bedrohlich dunkelblau bis schwarz färbte, wagten wir einen Spaziergang entlang der Hafenpromenade „Aker Brygge“, die ausgesprochen übrigens wie „Hackerbrücke“ klingt. Das Ende der Promenade ziert das Museum der Modernen Kunst, ein sehr ansprechendes Gebäude, umgeben von einer schönen grünen Anlage und natürlich von Wasser. Überhaupt ist Oslo eine auffallend moderne, sehr saubere Stadt, die jedoch deutliche soziale Disparitäten aufweist. An keinem Ort unserer bisherigen Reise trafen wir so viele bedürftige Menschen an, während nur einige Meter weiter im feinen Zwirn majestätisch geschlemmt wird. Wir konnten es selbst kaum fassen, aber tatsächlich wurden wir von den dunklen Wolken verschont und genossen unsere Brotzeit bei strahlendem Sonnenschein am Ufer. Von dort aus führte unser Weg vorbei an mehreren teils unglaublich talentierten Straßenmusikern zum Schloss, das wie erwartet mindestens ebenso gut besucht war, wie die Oper. Kaum waren wir da, waren wir auch schon wieder weg, denn es begann zu tröpfeln. Spontan hüpften wir an Bord des nächsten Buses und fuhren zum Vigeland Park, einem riesigen Konzeptkunstwerk unter freiem Himmel, errichtet vom norwegischen Bildhauer Gustav Vigeland. Ausgestellt sind mehr als 200 lebensgroße nackte Figuren aus Granit, die unterschiedlichste Situationen des menschlichen Miteinanders zeigen. Die wohl bekannteste Figur ist ein kleiner Junge in wütender Pose. Stellt Euch einfach Leon vor, wenn ich ihm den letzten Rest Nutella vor der Nase wegschnappe. Nachdem er sich wieder abgeregt hatte, ging der Oslotrip in die letzte Runde. Tatsächlich waren wir zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich müde, die Füße schmerzten. Wir nahmen schließlich den Bus in Oslos Szeneviertel Grünerløkka und ließen uns dort durch die Straßen treiben, bis wir nicht mehr konnten. Oslo ist eine vielfältige Stadt, die besonders durch Modernität und eine Konzeption bis ins letzte Detail glänzt. Sehr deutlich erkennbar ist das beispielsweise an der absolut intakten Infrastruktur. Auf der einen Seite staunten wir also über diese Stadt, gleichzeitig wollte sich jedoch leider kein Wohlgefühl einschalten. Immer wieder trafen wir auf „außen hui, innen pfui“ - siehe z.B. die hübschen Restaurants an der Hafenpromenade, in denen man sich das Auf´s-Klo-Gehen nicht leisten kann. Insofern verbrachten wir einen schönen Tag in Oslo, hatten unglaublich Glück mit dem Wetter - herzlichen Dank an dieser Stelle, lieber Petrus -, sind aber unter´m Strich eher froh, dass die Reise für uns morgen weiter geht.