Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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39. Tag - 16. August: Hontianska Vrbica - Vom Kuhstall zur Kirche

Veröffentlicht: 18.08.2022

Pastor Iwan in Batovce sagte beim Frühstück, dass die Ev. Kirche im Kurort Dudince sehenswert ist, aber der Gemeinderaum zur Zeit mit einer urkainischen Familie belegt ist und deshalb eine Übernachtung nicht möglich ist. Deshalb vermittelte er einen Kontakt zur Pastorin Susann in der Landgemeinde Hontianska Vrbica. Weil der Weg bis zu dieser Gemeinde nur 25 km betrug, fuhr ich vorher trotzdem nach Dudince, um mir die Kirche anzuschauen. Der Ort liegt im nördlichen Donaubergland der Slowakei.  Da ich einen Abschnitt meiner Strecke doppelt fahren musste, verstecke ich unter einer abgelegenen Brücke  meine 4 Fahrradpacktaschen, damit die Fahrt nicht ganz so mühsam ist und hoffte dass sie nach meiner Rückkehr dort noch liegen. So konnte ich fast 18 km unbeschwert mit den Rad fahren. Am Ortsrand vom Kurbad Dudince angkommen dachte ich, dass die Kirche eine alte, eher traditionelle Kirche wie in Piestany ist, denn Iwan sagte nicht, dass es ein moderner Kirchenneubau ist. Ich rief den Küster an und nach 5 Minunten kam er und öffnete die Kirche.  Im Inneren finden sich ansprechende Holzbänke. Der Altar ist aus Marmor gemauert. Zum Gottesdienst mit rund 60-80 Besuchern kommen auch etliche Kurgäste, die sich mal eine moderne evangelische Kirche anschauen wollen. Mein Aufenthalt war aber nur kurz, weil mein Tagesziel die Landgemeinde in Hontianska Vrbica bei Pastorin Susanna ist.

Auf den letzten 10km wurde es sehr ansprengend, weil ich nicht die dicht befahrene Schnellstraße fahren wollte, sondern einen rund 150m hohen Berg überwinden musste und dementsprechend ging es wieder mühsam bei rund 34 Grad schweißtreibend bergauf und bergab. An einer Mineralquelle auf dem Weg konnte ich meinen großen Durst mit frischem, kalten Wasser stillen.

Als ich in Hontianska Vrbica hineinrollte, sah ich zwei Kirchtürme. Aber keiner gehörte zur Lutherischen Gemeinde. Fast am Ortsende fand ich das Pfarrhaus und Pastorin Susanne und ihr Mann begrüßten mich herzlich. Ich erfuhr, dass sie nur für ca. 240 Mitglieder mit drei Ortschaften zuständig ist. Weiter erzählte sie, das durch die Landflucht der letzten Jahrzehnte es kaum noch Familien und Kinder in der Ortschaft gibt und die Älteren oft einsam zurückbleiben. Jedoch hat die Kirchenleitung diese kleine Landpfarrstelle noch nicht geschlossen, weil die Gemeindeglieder ihren Gemeindebeitrag zahlen und damit die Stelle  erst mal weiterhin Bestand hat. Dann sagte Susann, dass wir uns die Kirche anschauen gehen. Aber, wo?

Die Kirche ist eigentlich nur ein unauffälliger Anbau am Pfarrhaus mit einem größeren Gottesdienstsaal. Als nach dem 2. Weltkrieg die ehemals vertriebenen slowakischen Lutherischen Christen zurückkehren durften, wurde der ehemalige Kuhstall zu einem Gottesdienstraum umgebaut und wirkt von Außen überhaupt nicht sakral. Jedoch im Inneren findet sich ein Altar und Taufbecken. Leider gibt es zur Zeit keinen Organisten, so dass Pastorin zugleich auch das Keybord zum Gottesdienst spielen muss, zu dem sich jeden Sonntag rund 20 Gemeindeglieder einfinden. Sie bedauert, dass es kaum Kinder und Jugendliche im Ort gibt und das Gemeindeleben überwiegend aus der Arbeit mit Senioren besteht. Nach der Besichtigung lud sie mich und ihr Mann noch zur einer Rundfahrt durch die Landschaft ein. Wir fuhren an der Katholischen und an der Reformierten Kirche vorbei, deren Kirchtürme ich sah, als ich in den Ort radelte. Wir fuhren noch zu einem Aussichtsturm mit einer herrlichen Fernsicht zum ungarischen Bergland auf einen und dem slowakischen Bergland auf der anderen Seite. Anschließend luden sie mich zu einem typisch slowakischen Nationalgericht in einen typischen Ausflugsrestaurant ein und wir unterhielten uns über die mühsame Gemeindearbeit auf dem Land. Nach 2,5 Stunden ging ein schöner Abend mit einem interessanten Gespräch ging zu Ende. Zufrieden mit dem Tag schlief ich auf dem Küchensofa ein und dachte an meine Arbeit auf dem Land. Am nächten Morgen wurde ich mit Foto herzlich verabschiedet und ich sollte noch einmal wiederkommen.

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