Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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38. Tag - 15. August: Batovce: Große Kirche - Kleine Gemeinde

Veröffentlicht: 16.08.2022

Die Unterschiede zwischen Ev. Land- und Stadtgemeinde sind - wie bei uns -  auch in der Slowakei teilweise recht groß. Tagesziel war heute die Landgemeinde in Batovce im Süden der Slowakei. Weil die Landgemeinde nur 24km von Kalna nad Hron entfernt liegt, beschloss ich in der Kreisstadt Levice - die direkt auf dem Weg liegt - einen Zwischenstopp einzulegen. Der Weg führte auf einer dicht befahrenen Straße entlang. Dort angekommen war ich sogleich von der erst 20 Jahre jungen Ev. Kirche überrascht. Sie ist ein moderner und für meinen Geschmack ein ansprechender Neubau. Der Pfarrer war noch im Urlaub, aber ich bekam eine kleine Führung durch den Küster. Er sagte, die alte Kirche nebenan wurde für den Gottesdienst und den zahlreichen Gemeindeaktivitäten vor ca.25 Jahren zu klein und die Gemeinde konnte mit finanzieller Hilfe der Ev. Landeskirche in Baden-Würtenberg eine neue Ev. Kirche bauen. Vor genau 20 Jahren war die Fertigstellung.

Zur Gemeinde gehören ca. 800 Gemeindeglieder. Vor Corona kamen ca. 150, jetzt "nur" noch 100 Gemeindeglieder. Im Eingangsbereich werden an einer riesigen Schautafel die verschiedensten Gemeindeaktiviäten dokumentiert. Für die Eltern gibt es einen extra Kindergottesdienstraum mit Sichtfenster zum großen Gottesdienstsaal. Immerhin gehören ca. 13% der Stadtbewohner zur Ev. Gemeinde. Deutlich mehr als im Landesdurchschnitt von 6%. Sehr ansprechend fand ich den Jugendraum. Eine Ausstellung auf der Empore präsentiert die Reformationsgeschichte in der Slowakei. Meine Detailfragen bezüglich aktueller Herausforderungen waren vielleicht zu kompliziert und ich wurde an den Pfarrer verwiesen. Aber er ist ja im Urlaub. Nach einer Stunde radelte ich auf der dicht befahrenen und sehr hügeligen Landstraße weiter nach Batovce. Schon als ich in bergab in den Ort hineinradelte, sah ich zwei Kirchtürme. Ich ging davon aus, das der deutlich kleinere zur Ev. Kirche gehört und der Größere zur Katholischen Kirche. Jedoch - es war bzw. ist genau umgedreht.

Am Pfarrhaus direkt neben der sehr großen Ev. Kirche begrüsste mich Iwan, der junge Pfarrer des Ortes. Schnell kamen wir ins Gespräch und schauten uns die Kirche an. Die Größe im Inneren wirkt sehr imposant und mächtig. Ich erfuhr, dass aber nur ca. 260 Mitglieder zu dieser Gemeinde gehören und am Sonntag die rund 20-30 Gottesdienstbesucher sich in der großen Ev. Kirche mit ihren ca. 650 Sitzpätzen verlieren. Auch am Heiligen Abend blieben viele Plätze unbesetzt. Er ist erst ein Jahr in der Gemeinde tätig und hofft auf eine bessere Beteiligung. Konkret wünscht er sich eine Jugendgruppe, aber Jugendliche aus dem Ort für die Ev. Kirche zu motivieren bzw. gar "gewinnen", ist in dem rund 1200 Seelendorf sehr schwer. Das Desinteresse gegenüber der Kirche ist einfach zu groß. Die Konfirmandenzahlen in den letzten Jahren waren auch recht überschaubar. Um Perspektiven zu entwickeln ist er noch zu kurz für den Ort zuständig. Bei seinen Erzählungen über die teilweise mühsame Gemeindearbeit entdeckte ich so manche Parallelen zu unserer Gemeindearbeit in den zahlreichen Dörfern der Altmark und berichtete etwas aus meinen Bereich. Auch in seinem Bereich mit 3 Predigtstellen, bleiben die Gemeindeglieder am liebsten in ihrem Ort und fahren nur selten in die Nachbarkirche. Als ich Bett lag, dachte ich noch lange über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede nach.

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