Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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36. Tag - 13. August: Trauung in der historischen Stadt Nitra

Veröffentlicht: 15.08.2022

Schon früh gegen halb 8 radelte ich vom Stausee bei Piestany los. Tagesziel war die - neben Bratislava - älteste slowakische Stadt: Nitra. Um nicht zu viele Höhenmeter bewältigen zu müssen, fuhr ich einen Umweg von rund 20 km über die Kleinstadt Hlohovec. Denn heute würde ich das Tal der Vah verlassen und über eine kleine Hügelkette radeln müssen. In Nitra schon Vormittags angekommen wollte ich bei einem Friseur endlich mal meinen unansehnlichen Bart schneiden lassen. Aber schließlich machte ich dies mit meiner kleinen Schere selbst, weil der erste Friseur keine Zeit hatte und der zweite und dritte geschlossen waren. Schon 1 Uhr Mittags kam ich bei der neuen und sehr modernen Ev. Kirche von Nitra an. Iwan, der relativ junge Pfarrer, holte mich sofort aus der Mittagshitze in seine Pfarrwohnung und stellte mir sein Mittagessen hin. Weil er 15 Uhr eine Trauung hat, könne er vorher sowieso nichts Essen. Er zeigte sich sehr interessiert an meiner Reise, aber wir abredeten ein längeres Gespräch erst für den Abend, wenn er von der Feier nach der Trauung zurückkommt. An der slowakischen Trauung habe ich dann aus der letzten Reihe teilgenommen und konnte viele fröhliche junge Menschen sehen und einen kleinen Jugendchor, der für das Paar zwei Lieder sang. Der Ablauf ist ähnlich wie ein uns. Nur das gegenseitige Trauversprechen ist deutlich länger. Zum Abschluss erwähnte Iwan der Traugemeinde noch meine Anwesenheit und nach dem Abschluss kamen ein Freund des Traupaares direkt auf mich zu und wir kamen ins Gespräch. Er arbeitet in der westlichsten Kirchengemeinde der Slowakei und lud mich sogleich auf einen Besuch ein. Jedoch konnte ich leider nicht zusagen, weil seine Gemeinde genau in der entgegengesetzten Richtung liegt. Im Anschluss der Trauung schaute ich mir die historische Altstadt an, wo es einen schönen Blick auf den nahen Berg Zabor gibt. Bekannt ist Nitra für seine große Burganlage mit der klassischen katholischen Bischofskirche. Von Nitra aus begann im 8 Jh. die Christianisierung der historischen Slowakei. Am frühen Abend ging ich wieder zurück und dann kam auch Iwan von der Traufeier. Noch über 3 Stunden unterhielten wir uns über die verschiedenen Aktivitäten und den aktuellen Herausforderungen für seine Gemeinde. Nach der staatlichen Liste hat sie 2200 Mitglieder, nach der eigenen Kartei "nur" 1800. Jeden Sonntag ist Gottesdienst, zu dem rund 100-150 Besucher kommen, wenn nicht gerade Sommerzeit ist. Er berichtete wie das zeitintensive und aufwendige Gemeindeprojekt mit einem Ev. Altersheim in der Coronzeit geplatzt ist, weil die Kostensteigerrung zu hoch war. In den Ferien organisierte er mit einigen Ehrenamtlichen gleich drei Kindersommercamps. Als größte Herausforderung für die Gemeinde träumt er von einem eigenen Ev. Kinder-und Jugendzentrum in der Stadt, wo es verschiedene Angebote gibt und die Kinder und Jugendlichen ihre Freizeit verbringen können. Aber noch ist es "nur" ein Traum, weil Finanzen und ausgebildetes Personal fehlt, dass dieses Projekt Realität werden lässt. Es war sehr interessant mit Iwan - auf Deutsch - über mögliche Perspektiven zu reden. Nach 23 Uhr musste er sich verabschieden, weil er noch die letzten Sachen für den Gottesdienst am nächsten Tag vorbereiten musste. Ich war erstaunt über soviel Engagament und Einsatz für ein lebendiges Gemeindeleben und schlief auf Iwan`s Wohnzimmersofa zufrieden ein.

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