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Tag 90 - Obdachlos

Veröffentlicht: 02.02.2018

Für eine Stadt mit ca. 120.000 Einwohnern, so kommt es mir vor, hat sie viele Obdachlose. Einige kennt man schon vom Sehen, weil sie sich immer am selben Ort aufhalten. Sie lungern auch vor der Kathedrale (einem Touristenmagnet) und dem benachbarten Bürgermeisteramt herum. Niemand vertreibt sie. Ich habe auch schon Kinder gesehen, bei denen niemand eingreift. 

Die Frau auf dem Foto schläft auf den Eingangsstufen zur Kathedrale, auf ihren wenigen Habseligkeiten. Ihre Notdurft verrichtet sie ein paar Schritte weiter am Kirchenzaun. Sie säubert sich mit einem undefinierbaren Tuch, dass sie dann wieder einsteckt. Sie scheint mir verwirrt zu sein.

Auf der einzigen Ausgehmeile lebt eine alte Frau. Sie besitzt drei große Nylontaschen voller Sachen, die an einer Hauswand lehnen. Wer hier vorbei kommt, wird von ihr angebettelt. Das Unangenehme ist, dass sie immer versucht die Leute anzufassen und heran zu ziehen. Sie sieht aus wie mindesten 80, aber wahrscheinlich ist sie deutlich jünger. Die Leute, die in dem Haus wohnen, lassen sie gewähren. Was würde ich tun, wenn vor meinem Haus eine Obdachlose kampieren würde? Ich würde sie mit Sicherheit los werden wollen. Gehört so jemand nicht in ein Heim? Hier gibt es so gut wie keine Alten- oder Pflegeheime. Das wird über die Familie aufgefangen. Wer in einem Heim landet, hat niemanden mehr. Die älteren Leute, vor allem die Frauen, sind unentbehrlich für die Familien. Sie ziehen ganz häufig ihre Enkelkinder groß. Weil ihre Töchter noch zur Schule gehen oder Arbeiten gehen müssen. Auch wenn sich der Kindesvater nicht davon gemacht hat, reicht sein Einkommen normalerweise zum Leben nicht aus, so dass beide arbeiten gehen müssen. Dann kümmern sich die Großeltern um die Enkel. Oder sitzen vor der Haustür und verkaufen Esswaren. Wie der alte Herr, bei dem ich die Churritos kaufe. 

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