Tag 130 - Big Brother

Die Hitze geht an niemandem spurlos vorbei. Zufällig bekam ich heute mit, wie Luis ungehalten auf Isaac reagierte, weil dieser etwas offensichtlich sehr einfaches partout nicht begreifen wollte. „Mein“ Isaac. Er kam heute Nachmittag allein zu unserer Stunde - sein Bruder Joseef war angeblich von ihrer Mutter irgendwohin geschickt worden. Mir war's recht. Mit zweien ist es mir genau genommen zu anstrengend, ich konnte nur mal wieder nicht „nein“ sagen. Mit meiner vollen Konzentration auf Isaac ist mir aufgefallen, wie schlecht er spricht, eigentlich sagt er keine ganzen Sätze. Er lässt Endungen weg, zieht Wörter zusammen. Gut, das machen alle Nicas, allerdings nicht bis zur Unkenntlichkeit wie Isaac. Dazu fällt mir das Gespräch mit meiner Spanischlehrerin Aura von heute Morgen ein. Wir kamen auf Umwegen auf die schlecht bezahlten LehrerInnen in öffentlichen Schulen, die ca. 200 US $ verdienen. Für ein motivierendes Gehalt sowie mehr Schulen mit kleineren Klassen steht kein Geld zur Verfügung. Dies führt zu vorzeitigen Schulabbrüchen und geschönten Abschlusszeugnissen. Schlecht ausgebildete Schüler werden zu schlechten Lehrern, denn diese (immerhin sicheren) Jobs bekommt man nur mit der richtigen Gesinnung und nicht auf Grund guter Leistungen. So dreht sich laut Aura die Spirale immer weiter nach unten, was beabsichtigt ist, da ungebildete Bürger leichter beinflussbar und weniger aufmüpfig sind. Uiih, Aura, das hört sich nach paranoider Verschwörungstheorie an. Wobei manche Punkte nicht von der Hand zu weisen sind.

Morgen schreibe ich mal etwas Lustiges.