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Tag 13 - Riskanter Verkehr

Veröffentlicht: 15.11.2017

Ein Schelm, wer bei diesem Titel etwas böses denkt. Als ich vorhin mit meinem kleinen rosa Fahrrad vom Projekt zurück gefahren bin, habe ich gemerkt, wie unkonzentriert ich dabei manchmal bin. Auf dem Rückweg geht es teilweise ganz leicht bergab und ich kann mich einfach rollen lassen. Ich bin mit den Gedanken noch bei den Kindern und meinen sagenhaften Leistungen. Dabei ist der Strassenverkehr nicht dazu angetan, vor sich hin zu träumen. An vielen Stellen ist es brechend voll, Autos, Lastwagen, Busse, Motorräder, Fahrräder, Fußgänger, Leute mit Handkarren und die allgegenwärtigen Hunde, alles durcheinander. Schlaglöcher  und andere Hindernisse kommen noch dazu. Man muss eine gewisse Dreistigkeit entwickeln, sonst steht man Morgen noch an der gleichen Strassenecke. Die kleine Marion möchte von der Calle Atrevasada  abgeholt werden. Jegliche deutsche Korrektheit ist über Bord zu werfen. Schön ist, dass alle trotzdem ganz entspannt sind. Recht haben sie.

Wenn ich vom Projekt losfahre, muss ich erst einmal über ein holpriges Feld. Dann kommen die ersten Hütten. Wie überall hier im Viertel und an vielen anderen Stellen auch, liegen Unmengen von Unrat und Müll auf der Erde. Meine Spanischlehrerin hat mir das im Januar so erklärt: Früher hat man eine Banane gegessen und die Schale einfach fallen lassen. Kein Problem, ist organisch und verrottet. Heute reißt man ein Snickers auf und aus lauter Gewohnheit wirft man die Verpackung über die Schulter.

Ich habe das heute mit meinem Handy fotografiert. Ich dachte, hier ist gerade keiner, also traue dich.  Kaum hatte ich abgedrückt, da höre ich meinen Namen:“ Hola Marion!“ . Ein Junge aus einer der 4 Klassen, in denen ich mithelfe, kommt mir entgegen.😂 Ich lade das Foto gleich hoch, aber es gibt leider die Realität nicht so richtig wieder. Ich würde auch gerne zeigen, wie die Leute hier leben müssen, aber wenn ich mir vorstelle, dass mich jemand in meinem Elend fotografiert, mir würde das nicht gefallen.

An der ersten Straßenkreuzung höre ich wieder meinen Namen. Es ist Marianna, schätzungsweise 12 Jahre alt, ziemlich mopsig, aber selbstbewusst. Sie steht an einem großen “Grill“, die Familie verkauft offensichtlich auch irgend etwas Essbares an der eigenen Haustür. Ich habe sie hier schon einmal gesehen. Aber heute  kann ich mich nicht erinnern, sie in der Klasse gesehen zu haben. Ich hoffe, ich irre mich. Unentschuldigtes Fehlen gibt ziemlich viel Ärger. Im Wiederholungsfall kann dies zum Ausschluss aus dem Projekt führen.


Im Projekt hat sich meine Aufgabe etwas verschoben. In mittlerweile zwei der vier Stunden arbeite ich mit nur jeweils einem Kind. Wir setzen uns in eine ruhige Ecke (ha, ha). Bei Javier war mir aufgefallen, dass er kaum das Alphabet hinter einander bekommt, während die anderen schon etwas lesen können. Mit Osman übe ich Mathe. Er ist ganz knuffig, macht toll mit, nur in der Klasse geht er unter.

Außer der Reihe habe ich noch mit einem kleinen Mädchen lesen geübt. Mein Gott, ist die süüüüß! So hübsch und so schüchtern mit Piepsstimmchen, zum Klauen!


Temperatur angenehm, da bewölkt, kein Wind.

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