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22 Leeuwarden nach Schiermonnikoog - Go with the flow

Veröffentlicht: 30.06.2020

Nach einer super erholsamen Nacht und immer noch keinen Neuigkeiten bzgl. Wwoofing, bin ich am Morgen mit dem Entschluss aufgefasst, trotzdem weiter Richtung Norden zu radeln. Von Lauwersoog fahren die Fähren nach Schiermonnigook, sodass ich zurück an der Küste immer noch entscheiden konnte, ob ich auf die Insel möchte oder nicht.

Zunächst aber strömte mir ein unglaublicher Duft von verschiedensten Gewürzen aus der Küche entgegen. Wie sich herausstellte, hatte meine Gastgeberin Kichadi gekocht, was man als Art Entlastungsessen für einen bestimmten Zeitraum mehrmals und ausschließlich isst. Ich hatte diese aus dem Ayurveda stammende Kur mal drei Tage gemacht und meine Gastgeberin erzählte mir, dass sie das jeden Montag als "Fastentag" macht - fand ich auch eine ziemlich gute Variante, die ich ebenfalls mal testen werde! (Hier das Rezept und der Blog über den ich drauf gekommen bin, falls es euch interessiert: https://www.mynewroots.org/site/2018/01/kichadi-realistic-reset/)

Wir genossen das besondere Frühstück am kleinen Balkon und stellten schnell fest, dass wir mit Kichadi nur ein kleines von vielen gemeinsamen Themen, Einstellungen und Überlegungen entdeckt hatten. Sie war in den vergangenen 2,5 Jahren durchgehend ebenfalls in Europa am Herumreisen, teilweise auch mit dem Fahrrad (Jakobsweg) und es war super spannend zu hören, wie sie sich für Entscheidungen bzgl. der Reiseplanung so gut wie komplett auf ihr Gefühl und das Vertrauen, dass sich schon was ergeben und finden wird, verlassen hat. Natürlich hatte auch sie gewisse Eckdaten und Stationen, an denen sie sein wollte, aber ansonsten klang es als wäre sie einfach völlig "mit dem Flow" unterwegs gewesen. Tolle Inspiration um mich auch wieder mehr auf mein Gefühl hören und 'einfach' entspannter treiben zu lassen - was zwischenzeitlich ja schon ziemlich gut geklappt hatte, aber der verkopfte Tag zuvor hatte mich da wohl etwas aus der Bahn geworfen ;) 

Nach dem Frühstück fragte meine Gastgeberin ob sie mich noch ein Stück begleiten könne und ich freute mich sehr über ihr Angebot! 

Wir radelten also gemeinsam durch die Stadt, sie zeigte mir noch ein paar besondere Ecken und fragte schließlich, ob wir nicht noch nen Kaffee trinken wollen, bevor ich endgültig aufbreche. Da sagte ich natürlich nicht nein, und als wir im wunderschönen Café mit lauter regionalen Produkten vor der Vitrine standen, beschlossen wir unser Kennenlernen auch gleich noch mit einem Stück Kuchen zu feiern :D Wir genossen beides in der Sonne und quatschten nochmal ewig über alle möglichen Themen von Nachhaltigkeit und Ernährungsweisen, über Wohnorte und Jobs bis hin zu Beziehungen und freuten uns unglaublich jeweils anscheinend eine Seelenverwandte getroffen zu haben :) 

Ich lernte außerdem, dass Friesisch eine eigene Sprache ist, die Muttersprache meiner Gastgeberin, und sie Niederländisch erst in der Schule lernte. Das erklärte mir rückblickend auch, warum Ortsschilder in der Umgebung immer mit zwei, sehr ähnlich aussehende Namen beschriftet waren^^

Schließlich war es doch Zeit aufzubrechen und beim bezahlen fiel uns beiden plötzlich wie Schuppen vor die Augen, dass wir eben Kuchen an ihrem eigentlichen Fastentag gegessen hatten - war dann aber auch egal :D

Ich wurde noch aus der Stadt hinausbegeleitet und schließlich schweren Herzens verabschiedet. Dann ging es immer der Elffstedenroute nach, die über 230km 11 Städte in Fryslân entlang von Kanälen verbindet. Eigentlich wird diese Route aber nicht neben den Kanälen, sondern darauf und zwar mit Schlittenschuhen als großes Event gefahren ;) Dieses könnte allerdings zuletzt 1997 stattfinden, danach waren die Winter nicht mehr kalt genug und das Eis zu dünn. Stattdessen gibt es aber entlang der Kanäle jährlich ein Fahrradrennen, die Strecke wird gewandert oder auch geschwommen - ganz schön verrückt die Friesen :D

Ich genoss den schönen Streckenabschnitt bei strahlendem Sonnenschein sehr und war dank Rückenwind ruckzuck in Lauwersoog. Dort erkundigte ich mich am Fähren - Terminal wieder nach Abfahrtszeiten und Tickets zur Insel Schiermonnigook und erfuhr, dass ich die letzte Fähre um 18:30 Uhr nehmen könnte. Ich lies es mir noch eine Weile durch den Kopf gehen und überlegte, wo ich campen würden, als ich entdeckte, dass es einen Warmshowers Host auf der Insel gab! Da ich dort ein paar Nächte bleiben wollte, schrieb ich ihm ob er mir einen Campingplatz empfehlen kann. Und er rief mich prompt an und erzählte,  dass er selbst in einer Jurte auf einem Bauernhof mit Mini Camping lebt, wo ich sicher noch ein Plätzchen finden könne. Wenn das kein Zeichen war ;) Also ab auf Schiermonnikoog!

Aufgrund des Wattenmeers kann die Fähre nicht auf direktem Weg zur Insel, sondern fährt einen großen Bogen durch die Priele, was mir den glücklichen Zufall bereitete, auf einer Sandbank eine Robbe zu sichten :) Auf der Insel selbst musste ich dann nur wenige Kilometer radeln und war schon am besagtem Bauernhof mit Mini Camping. (Das gibt's hier übrigens ganz viel und ist im Prinzip nichts anderes als eine Wiesenfläche, meist bei Bauernhöfen, wo auch Sanitäranlagen zur Verfügung stehen, und man günstig campen kann - sehr praktisch und wesentlich sympathischer als riesige Campinganlagen.)

Nachdem das Zelt aufgebaut und Abendessen gekocht war, ging es noch zum Sonnenuntergang zum Strand und ich war mega froh, direkt noch an diesem Tag auf die Insel gefahren zu sein :) 

Am nächsten Tag erkundete ich nach meiner lieb gewonnenen Strand-Yoga-Schwimmen-Morgenroutine den westlichen Teil der Insel ein bisschen, der ähnlich wie im Süden von Texel aus einen super breiten Strand bestand, und genoss es sehr wieder am Meer zu sein und mal einfach nichts zu tun. 

Für den zweiten Tag hatte mir eine liebe Zeltnachbarin eine Strandwanderung Richtung östlichem Ende der Insel empfohlen, die ich auch in Angriff nahm. Ich radelt also so weit wie möglich (was auf offiziellen Radwegen aber nicht weit sonderlich war^^), stellte mein Fahrrad ab und lief ein paar Stunden zunächst durch die Dünen, dann direkt am Strand Richtung Osten. Je weiter ich kam, desto flacher wurden die Dünen, desto breiter der Strand und desto weniger Menschen waren zu sehen. Das Ende vom Strand bzw der Insel war jedoch lange noch nicht in Sicht und so sehr ich es auch genoss durch den mal weicheren, mal festeren super feinen Sand zu laufen - ich musste ja auch alles wieder zurück! 

Zudem wurde der Wind immer stärker, was das Wüstenfeeling noch verstärkte - aber der Sand war dann auch wirklich überall :D Daher kehrte ich schweren Herzens doch noch recht weit entfernt von der östlichsten Spitze um und nahm auf den Rückweg aber den gesamten Weg am Wasser entlang - sehr meditativ! 

Dann hieß es erstmal den ganzen Sand unter der Dusche loswerden, Abendessen kochen und dabei nett mit anderen Zeltplatzbewohner*innen quatschen, bevor ich mich zum vorerst letzten Sonnenuntergang am Strand aufmachte. 

Als ich dort ankam, staunte ich nicht schlecht: Der gleiche Strandabschnitt, an dem ich morgens Yoga gemacht hatte war kaum wiederzuerkennen! Statt einer flachen Ebene war der ganze Sand zu Hügeln zusammengeweht worden, ein bisschen wie eine riesige Buckelpiste beim Skifahren :O Und da es auch immer noch windig war, wurde die oberste Sandschicht vom Wind beständig weiter verweht - in Kombination mit dem warmen Licht einfach magisch! <3

Ich kostete den langen Sommerabend noch voll aus und machte mich erst auf den Rückweg, als es dann nach 23 Uhr doch langsam dunkel wurde :) 

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