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Zu Besuch bei den Fjorden

Veröffentlicht: 22.11.2017

Recht spontan fiel mir auf, dass ich eine ganze Woche frei hatte. Daraufhin suchte ich Flüge nach "Europa" und bekam ein paar Ideen, wohin ich denn fliegen könnte. Einen besonderen Reiz hatte dann Alesund auf mich und am nächsten Tag war der Flug gebucht. Wow, ganz schön spontan für mich!

Eine Woche später ging es also schon los! Die erste Nacht schlief ich im Hostel und durfte gleich spüren, wie teuer Norwegen ist - trotz 15% Rabatt im günstigsten Restaurant zahlte ich 18€ für Spaghetti Bolognese und ein kleines Getränk.

Dienstag:

Einfach nur: WOW! Sonnenschein (!), kalt und egal wo ich hinblickte fantastische Aussicht. Direkt am Atlantik gelegen hat die Region um Alesund viele Fjords. Also gibt es auf gefühlt jeder Insel einen Berg - und die sind auch gar nicht so ohne. Auf vielen liegt bereits Schnee, sodass sogar schon die ersten Skilifte geöffnet haben. Einfach atemberaubend! Es ist einfach die perfekte Mischung: Wasser und Berge. Zwar gibt es nicht die schönen Sandstrände, dafür aber ebenfalls viele Seen. Der Sommer hier muss einfach fantastisch sein! Besonders wenn man sich dann mal einen Fjord von der Landseite aus ansieht. Toll toll toll!

Um Geld zu sparen habe ich mich bei Couchsurfing angemeldet und sogar jemanden gefunden, der mich beherbergt. Da ging es dann am Nachmittag hin. Ein netter Mann, eine schicke kleine Wohnung, ich habe mein eigenes Zimmer und er ist recht unkompliziert, lediglich achtet er sehr darauf, dass ich genug esse.

Abends gab es in der Stadt ein "Couchsurfer Meeting", dort habe ich Martine, Alvero und Wiveke getroffen. Sehr nette Menschen! Ein Spanier, der sich nach Deutschland und Polen verirrt hat um schließlich in Alesund mit einer Norwegerin zu landen, und zwei aus der Gegend, von der eine in Posen Medizin studiert hat *surprise surprise*. Auf jeden Fall war es ein sehr angenehmer Abend in einer angenehm leeren Kneipe (war ja Dienstag) mit toller Gesellschaft und dann doch wieder zuviel Medizin-Themen. Was soll man machen, es ist eben ein Themenmagnet.

Mittwoch:

Im Laden für alle Wanderbelange wurde ich nett beraten und hatte ein paar Tipps bekommen (und eine Karte). Ich wollte erstmal das am schnellsten zu erreichende Ziel nehmen und befand mich morgens kurz nach Sonnenaufgang (kurz nach 9) auf dem Weg nach Godoy. Dort mit dem örtlichen Bus nach Alnes. Der nette Busfahrer sage mir noch, wo ich am Besten den Berg hinauf komme. Ich nahm erst einmal den falschen Weg und wanderte ein wenig am Fuß des Berges rum - war aber auch schön, so konnte ich den Berg ein wenig begutachten und hatte eine schöne Sicht auf das Meer. Dann nahm ich doch lieber mal die richtige Straße und da war auch der Aufgang, den ich schon vom Bus aus gesehen hatte. Nach einigen Metern war ich mir aber gar nicht mehr so sicher, ob das hier der richtige Weg ist? Hm, erstmal weiter gehen. Gerade aus oder nach oben? Es war wirklich nur plattgedrücktes Gras mit ein paar Fußspuren und ganz vage so etwas wie ein Trampelpfad. Irgendwann fand ich dann nicht nur vereiste Steine, sondern ein kleines Rinnsal. Ist das noch ein Wanderweg oder schon ein Flussbett? Nun ja, anderswo lang geht es kaum, und hier und da waren doch ein paar Fußabdrück im jetzt gefrorenen Schlamm zu sehen. Ich bin wohl richtig und tatsächlich, weiter oben gab es auch ein Schild samt Briefkasten, der irgendwas mit Fischen (?) zu tun hat. (Fischen im Sinne von Fische fangen.) Weiter oben wurde es zunehmends schwieriger, da es immer wieder vereiste Stellen gab und ich gute Trittstellen suchen und ein paar Schritte im Voraus planen musste. Alles in allem war der Aufstieg aber ganz okay, war nicht so schwierig wie es vielleicht klingt. Verlaufen kann man sich da auch nicht. Kurz vor dem Plateau des Berges Storhornet ( 497m) wurde es jedoch windiger und es fing an zu Schnieseln. Dazu doch recht grau inzwischen... Daher leider keine Traum-Aussichtsfotos, aber es war trotzdem schön da oben. Da ich mir aber nicht sicher war, ob es jetzt richtig ungemütlich oder besser wird, änderte ich meinen Plan und ging nicht um den See herum um auf der anderen Seite wieder abzusteigen, sondern ging den gleichen Weg direkt zurück. Somit war diese Tour lediglich 1.5h lang und ich wanderte noch ein bisschen die Atlantikküste entlang. Toll! Vorbei am Leuchtturm, den man auch betreten kann und 4km entlang die Küstenstraße zurück zur Fähre. Tropfende Eiszapfen untermalten den Weg akustisch, eine schöne Ergänzung zum Rauschen des Meeres. Teilweise fusionierten die einzelnen Tropfen zu einem sanften Plätschern, wie ein kleiner Bach der über Steine sprudelt. Doch was ist das? Da ist der Tunnel doch glatt verschlossen? Also, die halbe Stunde wieder zurück. Zwei große Felsblöcke, die die Straße versperren HÄTTEN mich darauf hinweisen können, dass die Straße gesperrt ist. Nun ja, verständlich, besonders sicher sah sie nicht aus, wenn schon Eisbrocken von der Größe eines Handballs mal eben so hinab fallen. Ein Schild für Fußgänger gab es nicht, wäre auch normalerweise nicht nötig. Dann eben doch auf den Bus warten.

Donnerstag:

Heute war Regen angesagt, da möchte ich die Museen abklappern. Das Alesund Museum war komischerweise geschlossen, also direkt zum Aquarium. Da allein die Fähre schon so teuer ist, bin ich dort hin gelaufen. In unmittelbarer Nähe des Aquariums gibt es schöne Strecken und man kann auch die zwei Inselberge rauf - etwas schade, dass so schlechtes Wetter war. Im Aquarium kann man diversen Fütterungen von Ottern, Pinguinen, Seehunden und Fischen beiwohnen. Für die Fütterung von Lachs, Heilbutt, Wolfsbarsch etc. gibt es eine Tauchshow im großen Aquarium. Dort hastete auch eine deutsche Reisegruppe (aus BaWü?) vorbei - irgendwie erfüllten die voll das deutsche Klischee. Im nächsten Raum konnte man Muscheln, Krebse, Anemonen und ein paar Fische anfassen - das war schon recht cool. Anemonen sind ganz schön klebrig! Nach der Otterfütterung (die springen wie Delfine, wenn sie wissen, dass sie Futter bekommen) ging es wieder zurück, etwas mehr Regen jetzt. Da die meisten Museen schon früh schließen, ging ich ins Kunstmuseum. Ein zeitgenössischer Künstler stellte seine Werke - von seiner Anfangszeit bis jetzt - aus. Einiges Expressionistisches, aber viel Landschaft aus der Gegend in und um Alesund, dabei liegt der Fokus hauptsächlich auf den wechselnden Lichtverhältnissen. Mir hat es gefallen, es waren einige sehr schöne Bilder dabei. Nun aber fix zurück, mir wird doch etwas kühl.

Freitag:

Regen. Und Sturm. Regen. Beständig stürmisch. Oh, jetzt wirds ein bisschen besser, vielleicht kann ich raus und einen Spaziergang...? Achne, das regnet es schon wieder. Eine halbe Stunde habe ich mich mittags doch mal raus getraut, kam aber doch ziemlich durchnässt wieder. An meine Skihose habe ich natürlich nicht gedacht, will ja wandern und nicht Ski fahren. Abgesehen davon ist die Skihose in Magdeburg, und nicht in Danzig. Wurde also ein ruhiger Film- und Faulenztag.

Samstag:
Heute war das Wetter wieder gut. Zeit, den Berg hinter dem Haus zu bezwingen! Zum Gipfel Vardane (776m) will ich hinauf, aber auf jeden Fall zu den Hütten ("Vonhytta", ca. 480m) hoch. Per, mein Gastgeber, meinte, es werde nicht zu viel Schnee oben liegen, wird schon passen. Also auf! Unten noch ein klein wenig rutschig trotz Plusgrade wurde es doch recht zügig angenehmer, da eine ganz zarte Schneedecke lag. Nun scheint die Schneegrenze trotz Plusgrade im Tal doch recht niedrig zu sein, zumindest wurde es dann irgendwann mehr Schnee. Und... noch mehr Schnee. Okay, meine Schuhe halten warm, kein Problem. Oh... jetzt ist der Schnee schon über Knöchelhöhe. Bald schon war ich wieder einmal mehr als froh, mir Stulpen gekauft zu haben. Die sind zwar aus Wolle, konnten aber wenigstens ein bisschen Schnee von meiner Jeans fern halten. Jetzt wurde es doch sehr mühsam: Wadentiefer Schnee war nun die Regel, an ein, zwei Stellen sogar bis knietief. Jeder Schritt ist Anstrengung pur, alle paar Schritte bleibe ich stehen und muss Luft holen. Ganz schön mühsam... Vorwärts? Gehts viel zu langsam. Kurz vor dem Zwischenziel fängt es auch noch fürchterlich an zu wehen - Gegenwind versteht sich. Nun wird es ums Gesicht herum doch etwas frisch. Weiter. Nur noch bis zu den Hütten. Und dann endlich - geschafft. Endlich etwas Schutz vor dem Wind. 0 Grad sind es nur hier oben. Aber da fiel gestern vermutlich ganz schön viel Schnee, so viel wie es unten geregnet hat. Kleine Teepause, dann wird mir kalt und ich mache mich wieder auf den Weg. Nicht nach oben, daran ist nicht zu denken. Viel zu windig und ungemütlich, ganz zu schweigen von vermutlich noch mehr Schnee weiter oben. Also den gleichen Weg wieder zurück. Inzwischen habe ich auch ein paar Menschen gesehen, eine Frau sogar mit Ski. Ob genial oder verrückt - das bleibt dir überlassen. Der Rückweg war eine Wonne! Die ersten 200m wurde ich quasi den Weg runter geweht - jetzt ja Rückenwind. Dazu bremst der Schnee von ganz alleine, sodass man sich das mühsame Abbremsen mit Muskelkraft fast ganz sparen kann. Ein Spaziergang durch eine wunderschöne Schneelandschaft! Das Kind in mir würde jetzt gerne eine Schneeballschlacht machen und sich in den Schnee legen. Lachend ging es also abwärts. Ich kann mir kaum mehr vorstellen, wie anstrengend der Weg nach oben war. Es war einfach nur wunderschön. Und natürlich viel zu kurz. Schade! Inzwischen sind meine Waden doch etwas nass geworden. Dank Thermoleggins und super warmen Schuhen ist mir aber kein bisschen kalt.

Unten machte ich noch einen Spaziergang zu einer Heidefläche. Wenn an meinen Füßen noch ein Fleck trocken war - spätestens jetzt nicht mehr. Die Fläche war wie ein Schwammfeld, unterbrochen von Schlamm. Zuhause erst einmal alles aufhängen, Schuhe an die Heizung und Duschen!

Sonntag:

Überraschung! Die Couchsurfing-Leute hatten es Dienstag schon angesprochen und fanden mich offenbar nicht unsympathisch und luden mich ein, mit ihnen zum Skifahren zu kommen. Eine Hose könne man mir leihen. Da sage ich doch nicht nein! Also gings Sonntag mit Sack und Pack los - erste gute Nachricht: tolles Wetter! Mit der Autofähre rüber und noch eine Weile fahren, dann waren wir da. Das war auch das einzige Ziel aller anderen Autofahrer ("Was anderes macht keiner sonntags so früh"). Sachen ausleihen und los gehts! Ok, ich hatte ein paar Anlaufschwierigkeiten. In 3 Jahren (oder sind es schon 4??) verlernt man doch einiges. Die erste Piste musste ich auch echt nochmal üben, in der zweiten ging es dann wieder besser. Die Sicht war einfach nur atemberaubend! Oben die weißen Gipfel (der höchste Pistenstart von "Strandafjellet" liegt auf 2100m), Berge wie in der Schweiz, viel Schnee (viele fahren auch neben den präparierten Pisten), und unten im Tal ein Fjord, der sich wie ein breiter Fluss entlang schlängelt. Und sonne pur! Keine Wolke am Himmel. Einfach nur schön. Meine Begleiter haben auch immer am Lift auf mich gewartet und waren generell sehr nett. Eine andere, die ich noch nicht kannte, war auch dabei - super nettes Mädchen, Australierin aus Schweden die gerade nach Alesund gezogen ist, deren Eltern Norweger und Neuseeländerin sind. Wir haben uns zwischendurch gut unterhalten und ich hoffe, dass wir Kontakt halten.

Das war also mein Urlaub. Einiges erlebt trotz früher Dunkelheit, viel erholt und mal wieder sehr befreit gewesen. Die Berge haben mir doch etwas gefehlt. Papa, das müssen wir bald mal wieder in Angriff nehmen. ;-)

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