easy peasy kiwi squeezy
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Unglück im Glück

Veröffentlicht: 31.12.2016

"Also hier steht, dass man 1 1/2 Stunden vor der Abflugzeit beim Check-In sein muss". Wir sitzen im Bus von unserem Hostel zum "Auckland Airport" und wie immer, wenn man es eilig hat, scheint sich der Bus mal wieder besonders Zeit zu lassen. Na endlich, der Bus hält und wir hasten in den Check-In Bereich. Uns bleiben noch exakt 15 Minuten. Das sollte reichen...Wir scannen also unsere Reisepässe und lassen den automatischen Check-In Schritt für Schritt über uns ergehen... "Was soll das heißen, allowed baggage: 0 und to pay: 240$?". Wir ziehen einen Beamten zur Rate und es stellt sich heraus, dass wir bei der Online-Buchung ausschließlich die Sitze, nicht jedoch das Gepäck gebucht hatten. Es besteht jedoch noch die Chance, dass wir unser Ticket ändern lassen können, teilt uns der Beamte mit. Also nichts wie zum Schalter! Wir haben Glück und kommen gleich dran. Bloß, die vorgegebene Chek-In Zeit ist eigentlich vorbei..."Eine Stunde vorher reicht", teilt uns der Mann am Schalter mit, während er in aller Ruhe etwas in seinen Computer eintippt. Uns bleibt also noch eine knappe halbe Stunde. "Ich kann euer Ticket für insgesamt 170$ ändern, ansonsten müsstet ihr 440$ für Hin-und Rückflug bezahlen." Na dieses Angebot nehmen wir doch gerne an! Ein paar Minuten später begeben wir uns mit sichtlicher Erleichterung auf den Gesichtern zurück zu den Check-In Automaten und lassen die Prozedur erneut über uns ergehen. Doch, auch dieses Mal ist der Check-In nicht möglich. Uns bleiben noch 9 Minuten. Erneut nimmt sich ein Beamter unserer an und betrachtet die mystischen Zeichen, die nun auf seinem Computerbildschirm erscheinen. Er entnimmt daraus offenbar folgendes: "Offenbar habt ihr kein Visum für Australien. Aber das ist kein Problem, ihr könnt das vorne beim Schalter beantragen, das dauert nur 2 Minuten." Ich sprinte zum Schalter. Natürlich erwartet mich diesmal eine ellenlange Warteschlange. Ok, höflich sein hilft jetzt nichts! Ich schnappe mir den nächsten freien Schalter. Die Frau mir gegenüber schaut mich mit strenger Miene an. Wild gestikulierend und mit zitternder Stimme erkläre ich ihr mein Problem. "Ich kann dir versichern, das wird NICHT zwei Minuten dauern. Wenn du Glück hast dauert es 10 Minuten, manchmal aber auch eine halbe Stunde" ist die kalte Antwort. Mist! "Das macht dann 60$." Ok, darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an! Einige Minuten (uns kam es vor wie Stunden) später reicht uns die "gute" Frau unsere Gepäckmarken, offenbar hat sie uns auch gleich eingecheckt. Jetzt aber nichts wie zur Gepäckabgabe...welche für unseren Flug bereits geschlossen ist. Mist! Mist! MIST! Wieder fragen wir eine Beamtin um Rat. Offenbar erkennt sie den Ernst der Lage und hat auch ein bisschen Mitleid mit uns. Sie geleitet uns zur Station für Übergepäck. Offenbar gibt es hier noch eine Chance, dass unser Gepäck, für das wir gerade noch mal 170$ draufgezahlt haben, doch noch mit uns in Syndey landet. Nach einem kurzen Wortwechsel mit den Kollegen ist alle geregelt. "Ok, folgt mir!" Im Eilschritt verlassen wir den Check-In Bereich und werden von der Beamtin höchstpersönlich und schnellstmöglich durch alle Sicherheitskontrollen geschleust. Als wir das Gate erreichen, verabschiedet sie sich mit den Worten: "Ihr habt Glück, offenbar haben sie noch nicht mit dem boarding begonnen." Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich jemals in dieses Flugzeug steigen würde...

Und eigentlich hatte ich gedacht, dass es nicht mehr hätte schlimmer werden können, als uns am Tag davor der Bus von Turangi nach Auckland praktisch vor der Nase weggefahren ist - und das um 4 Uhr am Morgen. Glücklicherweise konnten wir den nächsten Bus (welcher 12 Stunden später fuhr!) nehmen, ohne dafür nochmal bezahlen zu müssen...

Dabei waren die vorherigen zwei Wochen so großartig gewesen! Wie bereits im letzten Blogeintrag erwähnt, verdienten wir uns unser Dach über dem Kopf durch harte (hust), körperlich anstrengende (hust hust) Arbeit unter dem strengen Regiment von Tim! Nun ja, was ich damit eigentlich sagen möchte: wir putzten etwa eine knappe Stunde am morgen, den Rest des Tages konnten wir (mal abgesehen von ein bisschen Rezeptionsarbeit) auf der Couch rumlümmeln und Serien schauen. Und Tim ist ein sehr lustiger und höchst umgänglicher Arbeitgeber und Besitzer zweier Hunde, der aufgrund seines britischen Ursprungs am Abend gerne mal ein (zwei) Bierchen trinkt und das f***-Wort sehr häufig benutzt. Außerdem teilt er Richards Vorliebe für Star Wars. Hazel und Indie, die Tim auf Schritt und Tritt folgen, sind die wohl drolligsten, witzigsten und ruhigsten Hunde, die mir je über den Weg gelaufen sind! Hazel, der "lazy dog" und somit Namensgeberin von Tims erstem Hostel, verbringt gerne mal den ganzen Tag damit faul auf dem Boden rum zu liegen, außerdem ist sie (aufgrund ihrer Erstlingsrechte) die Chefin von Indie, welche sich ihrerseits gerne mal Tims strengen Anweisungen, die Küche zu meiden, widersetzt! Hach, ich vermisse die beiden...

Turangi selbst hat zwei Hauptarbeitgeber, den örtlichen (und einzigen) Supermarkt und - das Gefängnis. Das sagt eigentlich schon alles! Umso erstaunlicher ist es, dass es in dem Kaff fünf Hostels gibt (womit ungefähr ein Hostel auf einen Einwohner kommt)! Grund dafür: Turangi ist die nähstgelegene Stadt zum Mount Tongariro. Das Tongariro Alpine Crossing gehört zu einem der neun neuseeländischen "Great Walks" und ist dementsprechend bei den Travelern sehr beliebt! Natürlich ließen auch wir uns diesen siebenstündigen Spaß nicht entgehen (zumal das shuttle für uns umsonst war)! So trug es sich zu, dass wir eines sonnigen Morgens in Tims shuttle stiegen um uns ins Lande Mordor zu begeben! Wir erklommen die "devils stairs" (die wahrhaft teuflisch waren), wandelten durch Vulkanlandschaften, bewunderten die umwerfende Aussicht, schlitterten Berghänge hinab, fielen auch das ein oder andere Mal auf unseren Allerwertesten (ich habe es tatsächlich 5 Mal geschafft!), bestaunten die türkisfarbenen Maoriseen (mein absolutes Highlight der Wanderung!) und überwanden schließlich den serpentinenlastigen, nie enden wollenden Rückweg! Der Tongariro gehört auf jeden Fall in Sachen Naturschönheit zu den bisherigen Höhepunkten unserer Reise! Auch wenn wir nach der Wanderung natürlich völlig erledigt waren...

Die letzten zwei Wochen (natürlich den Tongariro mit eingeschlossen) waren die bisher schönsten und witzigsten unserer Reise. Wir haben in Turangi und dem "Off the Track Backpackers" ein kleines, gemütliches zu Hause gefunden und haben hier darüber hinaus auch die witzigsten und interessantesten Menschen getroffen. Außerdem konnte ich meinen jungen Erfahrungsschatz auch um ein paar wichtige Erfahrungen erweitern, so kam ich zum Beispiel in den Genuss, mich an einer Maultrommel auszuprobieren (leider muss ich sagen, dass ich auf diesem Gebiet kein großer Hoffnungsträger bin) und half bei der Zubereitung eines traditionellen holländischen Gerichtes. Wir trafen unter anderem Leute, die mit dem Fahrrad unterwegs waren oder mit dem Motorbike. Leute, die fast am Ende ihres Work-and-Travel-Jahres stehen, oder es gerade begonnen hatten. Und Leute, die Neuseeland im 17 tägigen Schnelldurchlauf erkunden, oder einfach einen Zwischenstopp in Turangi einlegen, weil sie ihre Verwandtschaft in Wellington über die Feiertage besuchen wollen. Außerdem trafen wir Traveler aus den verschiedensten Teilen der Welt, unter anderem auch - Weimar (und erneut stellte ich mir die Frage: wozu reise ich überhaupt ans andere Ende der Welt?!)! Das war schon überraschend genug, aber noch überraschender war wohl die Tatsache, dass wir die beiden NICHT kannten! 

Unsere schönste Zeit hatten wir wohl mit Henri (viel gerolltes rrrr) aus Finnland und Maxi, Julian und Anna aus Deutschland. Teilweise blieben wir bis halb vier in der Nacht auf, spielten Karten und Monopoly oder schauten gemeinsam Filme. Außerdem lernte ich viel über das finnische Schulsystem, die finnische Mentalität (komisch dass alle Finnen, die ich bisher getroffen habe behaupten, ihre Landsleute eher kalt und abweisend wären, wo sie doch selber so nett und aufgeschlossen waren) und konnte meinen musikalischen Horizont um ein paar finnische Bands erweitern...

Und dann gab es ja auch noch Weihnachten! Falls ihr euch fragt, wie Weihnachten am anderen Ende der Welt gefeiert wird? Auf jeden Fall bei 20 Grad plus und vielen künstlichen Glitzerweihnachtsbäumen. Am Christmas Eve statteten wir Tims anderem Hostel einen Besuch ab. Jeder hatte etwas aus seiner Heimat zubereitet. So kam ich unter anderem in den kulinarischen Genuss eines südkoreanischen Nudelgerichtes, eines japanischen Eintopfes und eines belgischen Butterkuchens - der wortwörtlich fast ausschließlich aus Butter bestand (und auch so schmeckte).

Auf jeden Fall vermisse ich Turangi und die familiäre Atmosphäre des Hostels. Umso mehr wird uns nun bewusst, wie anonym unserer jetziges Hostel in Sydney ist. Moment mal, Sydney?!? Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir gerade in der australischen Metropole sind! Und das wird wohl auch noch eine Weile dauern! Aber dazu später mehr...

Und - Spoiler - es wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir Turangi einen Besuch abgestattet haben...

Ihr seht schon, es BLEIBT spannend...

Cheers,

Maggi&Richi, Montag 03.01.2017, 22:52 Uhr Sydney

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