easy peasy kiwi squeezy
easy peasy kiwi squeezy
vakantio.de/easy-peasy-kiwi-squeezy

"Seriously, fuck off"

Veröffentlicht: 06.01.2017

Dieses Zitat soll als Demonstration für den rauen Ton, der auf Sydneys Straßen vorherrscht, dienen. Obiges war die harte Reaktion eines Sydneyers auf einen sich näherneden Fundraiser, der ihm doch tatsächlich ein paar Sekunden seiner knapp bemessenen Zeit stehlen wollte! 

Natürlich war dies nur eine sehr überspitzt dargestellte Begebenheit meinerseits! Und der Ton auf Sydneys Straßen ist alles andere als rau! Im Gegenteil, die Sydneyer sind sehr elegante und angenehme Großstädter, fast schon gemütlich (muss wohl am guten Wetter liegen...und der tollen Lage). Es sei denn natürlich...es wird Nacht! Dann füllen sich in der "City of Celebration" die Pubs und Clubs und die ganze Stadt verwandelt sich in ein Meer aus Miniröcken. Dann kann es auch mal ein bisschen rauer zugehen (ich habe sogar ein Mädchen gesehen, das offensichtlich einen über den Durst getrunken hatte und sich einfach auf die Straße gehockt hat, um - nun ja - einem natürlichen Bedürfnis nachzugehen...).

Am "New Year Eve" wurde dann nochmal einer draufgesetzt! Das weltbekannte Feuerwerk lockt jedes Jahr an die 1 Million Besucher aus aller Herren Länder in die Stadt. Was bedeutet - 2 Millionen Ellenbogen mehr! Und diese wurden dann auch, ganz nach Darwins Prinzip survival of the fittest nach Lust und Laune eingesetzt (wer einmal zwischen hunderten von Menschen einklemmt war, die alle gleichzeitig versuchen sich durch eine winzige Öffnung zu quetschen, der weiß ungefähr was ich meine)! Das einstimmige Resumee des Abends lautete auf jeden Fall: einmal und nie wieder! Wir konnten gut nachvollziehen, warum Jacqueline (eine Freundin von Richards Eltern, die seit einigen Jahren in Sydney wohnt) diesem Trubel Jahr für Jahr aus dem Weg geht. 

Auch wir versuchten unser Glück auf dem berühmten Circular Quay, von dem aus man nach allgemeiner Ansicht den besten Blick auf das Feuerwerk haben soll - doch vergebens! Um hier ein gutes Plätzchen zu erwischen, muss man wohl schon in den frühen Morgenstunden sein Zelt aufschlagen...Schließlich fanden wir nach einer kurzen Fahrt mit der U-Bahn zwischen zwei Häusern eine kleine Lücke, in der sich eine überschaubare Menschenmenge angesammelt hatte - Glück gehabt! Von hier aus hatten wir einen guten Blick auf die Skyline, ohne dabei einer Massenpanik zum Opfer zu fallen. Dann war es endlich so weit und wir konnten beobachten, wie mehrere Millionen Dollar einfach so in die Luft gepulvert wurden bzw sich als Goldregen über die Stadt ergossen - das war schon recht hübsch anzuschauen! So wurde aus "happy new year" eher "stressful new year" mit ein paar lohnenswerten Nebeneffekten (das Feuerwerk war schon echt hammer). Trotzdem, es war schon echt interessant so viel geballte Sensationsgeilheit und so viel menschlichen Egoismus an einem Ort zu sehen...

Ach ja und falls ihr euch fragt, warum ich jetzt plötzlich von Jacqueline und Richards Eltern schreibe... ein Grund dafür, warum wir den weiten und beschwerlichen (beschwerlich war er wirklich, siehe Anfang vorheriger Blogeintrag) Weg ins "Aussiland" auf uns genommen hatten, war unter anderem Richards Eltern endlich mal wiederzusehen (und zwar ohne Computerrahmen und völlig unverpixelt), die gerade am Ende ihres Australienurlaubs standen. Hinzu kam noch: der Geburtstag von Richards Papa - den wir gebührend mit viel Bier und gutem Essen in der teuersten Gegend feierten! Damit ihr mal eine ungefähre Preisvorstellung bekommt: ein Glas Bier gibt's hier für acht Dollar, einen Burger für über 20! Gerade die hohen Bierpreise sind in Australien wie in Neuseeland jedoch nichts ungewöhnliches. Verzweifelte Maßnahmen, um den hohen Alkoholkonsum einzuschränken. Aber vergebens - die Leute kaufen das Zeug natürlich trotzdem! Anyway, Sydney setzt dem Ganzen in Sachen Preisen dann wohl die Krone auf! Das fiel uns bereits am Flughafen auf, als wir gerade Fuß auf australischen Boden gesetzt hatten und unsere ersten fünf australischen Dollar (einer Hungerattacke meinerseits geschuldet) für einen kleinen Muffin draufgingen. Gefährlich ist auch, wie schnell man sich an diese Preise gewöhnt und eine Kugel Eis für 5 Dollar plötzlich billig findet...

Ein weiser Mann sagte einmal, wenn man in eine neue Stadt kommt, sollte man sich unbedingt erstmal verlaufen - nur so lernt man eine Stadt wirklich kennen. 

Viel wichtiger als von einem "Touristspot" zum nächsten zu hetzen und von allen möglich Wahrzeichen hunderte von Fotos zu knipsen, ist es, durch die Straßen zu schlendern und Eindrücke, Geräusche und Gerüche zu sammeln. Ein Gefühl für die Stadt zu entwickeln. So lernte ich Sydney als ruhige (aber trotzdem unglaublich lebendige), saubere (aber nicht sterile!), schicke, elegante, bunte, moderne, historische sowie internationale Stadt kennen. Und irgendwie lag auch ganz viel Urlaubsstimmung in der Luft, was wohl am Meer und dem guten Wetter liegen mochte, aber auch an den vielen Urlaubern selbst, die in leichten Sommerklamotten die Uferpromenade entlang spazierten...

Natürlich ließen wir uns auch einen Spaziergang über die berühmte Harbour Bridge (im hässlichen blauen Anzug und mit Sicherung über den Bogen laufen: etwa 200$, ganz normal über die Brücke laufen: free...es ist wohl nicht schwer zu erraten, was wir gemacht haben) nicht entgehen und statteten auch der berühmten Oper einen Besuch ab, welche gar nicht so weiß ist, wie man vielleicht vermuten würde (sonst ginge der 3D-Effekt flöten, wie wir später in einer Führung erfuhren). Außerdem bestaunten wir unter anderem den mit Swarovski-Kristallen besetzten Weihnachtsbaum im Queen Victoria Building (ein Kaufhaus im Stil der viktorianischen Neoromanik - laut Wikipedia), besuchten diverse Gärten (unter anderem den Chinese Garden Of Friendship - eine kleine grüne Oase der Ruhe inmitten von Hochhäusern), beobachteten die Surfer am Manly Beach, ekelten uns vor toten und lebendigen Riesenspinnen im Australian Museum und aßen! VIEL! Und das alles sponsored by Richards Eltern (danke nochmal). So haben wir unter anderem die teuersten fish&chips unseres Lebens verzehrt und Richard kam zum ersten mal in den Genuss eines Kängerusteaks.

Zu meinen absoluten Highlights gehörte jedoch zum einen die Fahrt mit der Fähre durch das Hafenviertel und auf dem Parramatta River, der einfach frech eine Art Riss in die Stadt gemacht hat. Die Fähre fungiert als eine Art Wasserbus (nicht wegzudenken in einer Stadt mit so viel Wasser) und kleine Fähranleger dienen als Bushaltestelle. Die Szenerie mit all den kleinen Buchten und Booten und der Skyline im Hintergrund ist einfach traumhaft schön - zumal abends alles von der untergehenden Sonne in einem satten rosa erleuchtet wird. Hinzu kam noch, dass wir das alles für schlappe 2,50$ bekamen, denn Sonntag ist der Super-Duper-Spartag (der Name ist frei erfunden...wundert euch nicht, ich bin wirklich sehr übermüdet...) und für sämtliche Transportmittel musste nur einmalig 2,50 bezahlt werden. 

Mein zweites kleines Highlight war der abendliche Spaziergang durch unser Viertel Glebe (ein ruhiges Viertel etwa eine Stunde zu Fuß vom Stadtkern entfernt, gesäumt von Secondhand-Läden und gemütlichen Cafés/Restaurants), Burgeressen und anschließendem Drink in der "Thievery" (also Diebesgrube). Der kleine Pub war nur schummrig beleuchtet und zur Straße hin geöffnet, in der Wand waren kleine Edelsteine versteckt und in die Speisekarte waren kleine diebische Anspielungen gekritzelt. Am Ende wurde die Rechnung in einem alten Buch serviert. Das hatte schon echt Stil.

Da das Reiseschicksal stets um einen Ausgleich von guten und nicht so guten Erlebnissen bemüht ist, war es jetzt mal wieder an der Zeit, das was richtig "nicht so gutes" passierte - bzw Richards Handy (und damit unsere einzige Möglichkeit anständige Fotos zu machen) runterfällt (leider muss ich mich hier schuldig bekennen). Die Diagnose: Schädel-Hirn-Trauma. Aber es bestehen noch Chancen auf Besserung...Schon komisch, dass es all meine waghalsigen Fotoexperimente von der Harbour-Bridge überlebt hat und bei dem einfachen Versuch ein Haus zu fotografieren draufging... Zum Glück haben wir übergangsweise das Handy von Richards Mama bekommen und können nun auch weiterhin Fotos machen.

Zurzeit sind wir in der Bay of Plenty und helfen Cathy und Bernie mit ihrer kleinen Farm (bzw ihrem "Lifestyle Block") und ihrer Gärtnerei, mit der sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Wir wohnen in unserer eigenen kleinen Wohnung und der Kühlschrank ist prall gefüllt (sogar an Bier mangelt es nicht...völlig ungewohnt für uns). Damit ihr mal einen Eindruck von den beiden bekommt, hier eine kleine Begebenheit, die sich am Abendbrotstisch zugetragen hat:

Cathy: "Ich möchte ein Pferd."

Bernie: "Dann möchte ich aber noch ein neues Gewehr."

Cathy: "Du hast schon fünf!"

Bernie: "Na und? Fünf sind nicht genug, ich brauch noch ein sechstes."

...

Natürlich ist das alles mit einem Augenzwinkern zu lesen, denn die beiden sind total lustig und nett!

Doch davon ein andermal...

Cheers,

Richi&Maggi, Mittwoch 11.01.2017, in der Nähe von Katikati/Bay of Plenty 10:14 Uhr (hab's tatsächlich fertig gebracht, diesen Blogeintrag an drei Tagen zu schreiben...)

P.S.: Mehr Bilder folgen später ;)


Antworten

Neuseeland
Reiseberichte Neuseeland