easy peasy kiwi squeezy
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1 Monat und 17 Tage

Veröffentlicht: 14.12.2016

Einen Monat und 17 Tage sind wir jetzt schon in Neuseeland. Und vor einem Monat und 24 Tagen begann unsere Reise. Das ist schon ein ganzen Stück Zeit! Trotzdem...es kommt uns so vor, als würden wir bereits viel länger durch die Gegend reisen, so viel wie wir hier täglich an neuen Erfahrungen und Eindrücken sammeln (vielleicht ist das ja der Grund, warum unsere Backpacks immer schwerer werden...). Eine wichtige Sache, die wir über da Reisen gelernt haben: Man entwickelt ein ganz neues Zeitgefühl! Wir haben den Norden Neuseelands bereist, haben in den verschiedensten Betten geschlafen und mit den unterschiedlichsten Menschen gesprochen. Wir haben die immer gleichen Gespräche geführt, und gemerkt wie ermüdend das sein kann. Haben aber auch gelernt, dass sich aus den anfänglichen Backpacker-Floskeln, die man halt so austauscht ("Wo kommst du her",..."Wo warst du schon",...), ganz wunderbare Gespräche mit klugen und interessanten Menschen entwickeln können. Allgemein haben wir viel über Menschen, aber auch uns selbst gelernt und ich glaube sogar, dass wir uns schon ein bisschen verändert haben. 

Wir haben gelernt, was Entbehrung heißt. Was es heißt, jedes Mal einen kleinen Stich zu bekommen, wenn man auf's neue im Supermarkt seine ANZ-Karte zückt oder im Internet seine Kreditkartennummer eingibt, um sich für die Nacht ein Dach über dem Kopf zu sichern...Ok, das geht jetzt echt in eine schwarzmalerische Richtung, ich versuche mich in Sachen Dramatik etwas zu zügeln. 

Wir haben auch gelernt, dass es unglaublich anstrengend ist nur von einem Ort zum anderen zu reisen, dort die größte Touristenattraktion mitzunehmen und dann ins nächste Hostel zu hetzten. Das ist keine Art zu reisen, zumindest keine, die für mich in Frage kommt (ich bin übrigens nicht die einzige, der das auffällt...vielen Travelern geht es so)! Manchmal möchte man einfach nur den ganzen Tag im Schlafanzug und mit einer riesigen Schüssel Müsli auf der Couch rumhängen und Serien schauen. Diese (Aus-)Zeit sollte man sich unbedingt nehmen, ohne schlechtes Gewissen, irgendwas bahnbrechendes verpasst zu haben (wie heißt es so schön? Manchmal muss man auch seine Axt schärfen, dann geht das Bäumefällen am nächsten Tag gleich viel besser). Man muss nicht jeden Tag auf einen Berg steigen. Und man muss auch nicht jeden Wasserfall, der irgendwo mit fünf von fünf Sternen empfohlen wurde, gesehen haben. Man sollte immer abwägen, mache ich das jetzt für mich oder um irgendjemanden neidisch zu machen? Mache ich dieses Foto (oder noch schlimmer: SELFIE!!!) um mich später zu erinnern, oder mich zur Schau zu stellen, mich zu präsentieren (vor 'ner zugegeben guten Kulisse). Manche Momente muss man für sich behalten. Und meistens sind es sowieso die kleinen und scheinbar beiläufigen und alltäglichen Momente, die einem den Tag versüßen. Gestern zum Beispiel, wurden wir auf unserem Rückweg von Taupo nach Turangi von zwei Jungs aus Kassel in einem völlig vollgestopften Auto mitgenommen. Wir quatschten die ganze 40-minütige Fahrt über ausgelassen miteinander, während wir zunächst den Klängen des "They're taking the hobbits to Isengard"-Remixes und später denen des (richtigen) "Herr der Ringe"-Soundtracks lauschten. Daran werde ich mich zum Beispiel noch viel länger erinnern, als an unseren Ausflug in den Redforest (no offense, New Zealand)...

Jetzt aber genug rumgeschwafelt! Widmen wir uns doch lieber wieder den guten alten soliden Reisebeschreibungen. Hui, da muss ich jetzt ganz schon weit zurück denken, schließlich ist in den letzten 11 Tagen (jaja, ich weiß...Schande über mich) so einiges passiert. Nachdem wir in Rotorua angekommen waren und unser Hostel (das "Funky Green Voyager"...bisher eines der besten) aufgesucht hatten, beschlossen wir auf eigene Faust dem mysteriösen Schwefelgeruch, der hier allerorts zugegen ist, auf den Grund zu gehen. So führte uns unser Stadtrundgang unter anderem in den Stadtpark, wo es ordentlich brodelte und blubberte (heiße Quellen...glaub ich) und natürlich...roch. Wer müde vom ganzen Herumlaufen ist oder einfach nur Spaß an der Freude hat, kann hier seine Füße in einem (angeblich) heilenden Fußbad wärmen. 

Rotorua an sich ist gesäumt von kleinen Lädchen und Cafés und durch die vielen Parks, Grünflächen und natürlich den Rotorua Lake sehr schön anzuschauen. Kurzerhand beschlossen wir das "Rotorua Thermal Wonderland" (im Prinzip der neuseeländische "Yellowstone Nationalpark") sausen zu lassen und uns lieber einem kostengünstigeren (nämlich kostenlosen) Naturwunder zu widmen, den Redwoods. Kurzerklärung: das sind viele rote, große, dicke Bäume. Wer sich selbst zu den Hardcore-Naturburschen (oder -mädels) zählt, hat hier die Möglichkeit geschlagene acht Stunden zwischen den Bäumen herumzuwandern. Leider war der 8-Stunden-Track geschlossen, sonst hätten wir den natürlich auch mitgenommen (hust hust). Also wählten wir schweren Herzens NUR den 2-Stunden-Track, aus dem jedoch schnell ein halbstündiger Track wurde (na ja, es sind halt Bäume). Zu unserer Verteidigung: Hin-und Rückweg haben allein schon jeweils eineinhalb Stunden gedauert und danach waren wir dann auch echt erledigt.

Unsere Reise führte uns weiter an den Lake Taupo, den größten See im ganzen Land. Irgendwie habe ich das Gefühl, das alle Neuseeland-Traveler unbewusst einer vorgegebener Reiserute folgen, und nach Rotorua kommt eben Taupo. So trafen wir hier Ina und Luisa wieder, die wir bereits in unserem vorherigen Hostel kennengelernt hatten (nicht ganz zufällig, denn wir hatten uns vorgenommen, uns wieder zu treffen). Umso überraschter waren wir jedoch, als wir uns plötzlich Emelie und Simon (ihr erinnert euch? das waren die beiden Schweden, die wir vor ein paar Wochen beim WWOOFEN getroffen hatten) gegenüber fanden. Hach, Zufälle gibt's (sehr schöne Zufälle übrigens)! Neben dem See gibt es in Taupo noch einige andere geldraubende Attraktionen wie Skydiving und Bunji-Jumping oder für die ärmeren und nicht ganz so nervenkitzelsuchenden (bzw lebensmüden) Reisenden unter uns die "Huka Falls" und die "Hot Pools", in denen man (mitten in der Natur) ein heißes Bad genießen kann. Da wir eindeutig zu letzterer Kategorie gehören, machten wir uns mit Ina und Luisa auf den Weg, dem berühmten Wasserfall einen Besuch abzustatten, nicht ohne vorher auf dem "Riverside Market" noch einen selten leckeren Crêpe zu genießen (jaaa, das musste ich jetzt erwähnen). Wie sich herausstellte, dauerte es fast so lange den Huka Falls Wanderweg zu finden, wie ihn zu wandern. Trotzdem, es war absolut "worth it" (auch wenn die Huka Falls eher so eine Huka Stromschnelle waren). 

Zu einem weiteren (persönlichen) Höhepunkt unserer Reise gehört auf jeden Fall das spontane Plätzchen-/Apfelkuchenbacken mit Ina und Luisa. Wir machten uns auch prompt über unsere Erzeugnisse her. Berauscht von all dem Zucker spielten wir ein paar sehr witzige Runden "Wizard" - und zwar mit normalen Karten! Das war neu für mich und anfangs auch etwas verwirrend, aber wir hatten sehr viel Spaß. So schnell werde ich diesen Abend auf jeden Fall nicht vergessen! Unseren Besuch in Taupo rundeten wir mit einer geführten Schiffsfahrt (damit keine falschen Illusionen entstehen: es war ein sehr kleines Schiff) auf dem Lake ab. Gegen die hohen Wellen ankämpfend arbeiteten sich das Schiffchen zu den "Stone Carvings" vor (das sind Kunstwerke, die vor etwa vierzig Jahren in einen Felsen auf dem Lake geritzt wurden). Das war ganz nett, mehr als ein schönes Foto von den Carvings und viele kostenlose Kekse hat uns dieser Ausflug jedoch nicht gebracht...

Unser Weg führte uns weiter nach Turangi, das an den südlichen Teil des Sees grenzt und zudem noch am Fuße des Mount Tongariro liegt. Das Tongariro Crossing ist übrigens der einzige Grund, warum es Menschen in diese entlegene Gegend zieht (mal abgesehen vom Forellenfischen natürlich! wie konnte ich das nur vergessen!). Dementsprechend ist in unserem Hostel auch nicht allzu viel los, aber ich genieße das (nebenbei bedeutet das natürlich auch, das wir nicht wirklich viel zu tun haben)! Zusammen mit Roni aus Israel machen wir ein bisschen sauber, arbeiten an der Rezeption oder spielen alternativ Monopoly. Man hat zum einen das Gefühl von Sesshaftigkeit, zum anderen ist aber auch immer was los und man sieht fast jeden Tag neue (freundliche) Gesichter. Ich glaube, ich werde die Zeit hier sehr genießen!

Bevor ich meinen unbändigem Redeschwall nun ein Ende setzte, möchte ich aber noch kurz vom gestrigen Tag berichten! Seit ungefähr einem Jahr zählt Richard nun schon die Tage (oder Stunden...würde ich ihm zutrauen) bis zum Kinostart (15.12.) des neuen Star Wars Filmes. Nun sind wir natürlich gerade JETZT in einem Ort, wo das nächste Kino vierzig Minuten mit dem Auto entfernt ist. Da traf es sich gut, dass Tim, der (übrigens sehr nette) Besitzer des Hostels , sowieso nach Taupo fahren musste und so nahm er uns einfach mit. Außerdem sollte noch eine andere Person mitfahren, die ebenfalls für Tim arbeitete. Die Überraschung war groß als sich diese "Person" als eben die Hippie-Ex-Kunsthistorik-Studentin (ihr erinnert euch: komplizierter japanischer Name) herausstellte, die wir vor ein paar Wochen in Whitianga getroffen hatten. Wir freuten uns riesig und hatten uns viel zu erzählen! Tim setzte uns dann direkt vor der Kinohaustür ab und so konnten wir uns schon mal drei Stunden im Voraus Karten sichern! Die Wartezeit verbrachten wir damit, einem Straßenmusiker zuzuhören, der ein paar bekannte Sixties Songs coverte und nun Geld sammelte, um den Bus nach Wellington nehmen zu können. Mann, war der gut! 

Tja und dann war es endlich so weit (bitte Star Wars Musik einspielen) und wir konnten uns von den Klängen und Bildern des Star Wars Universums berauschen lassen (ehrlich gesagt wundert es mich, dass Richard vor Aufregung nicht gestorben ist!). Keine Spoiler! Da müsst ihr eure Hintern schon selbst ins Kino bewegen! Wie in Trance und überglücklich verließen wir das Kino. Jetzt blieb nur noch die Sorge, wie wir zurück nach Turangi kommen sollten. Also stellten wir uns mit in die Höhe gereckten Daumen an den Straßenrand und lächelten was das Zeug hielt! Doch die Autos hielten nicht. Dann fing es auch noch an zu regen. Langsam wurden wir hippelig. Wir wollten gerade weiterziehen, da hielten die beiden Jungs aus Kassel neben uns und räumten die Rückbank für uns frei. Was für ein Glück, dass sie ausgerechnet auch nach Turangi wollten! Vielleicht mag das alles nicht so spektakulär klingen, aber mir war es wichtig diese Erlebnisse zu schildern, da das wieder Mal ein Tag war, der durch viele kleine Momente zu etwas ganz Besonderem wurde!

Wo auch immer ihr gerade auf der Welt seid, wir wünschen euch eine wunderschöne Zeit!

Cheers!

Richi&Maggi, Freitag 16.12.2016, Turangi 20:27 Uhr

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