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Nichts tun kann auch anstrengend sein

Veröffentlicht: 04.03.2017

Wann waren wir nochmal in Esperance? War der Campingplatz mit der Rutsche vor oder nach Melbourne und wo hatten wir nochmal dieses wahnsinns Gewitter?

Zeit, Orte, Tage vergehen wie im Flug. Datum, Tag und Uhrzeit sind völlig belanglos. Solange die Sonne noch scheint, bleibt Zeit um einen Schlafplatz zu finden und Abendessen zu kochen, das ist alles was zählt.

Liegt der Wasservorrat bei 40 Litern, der Ölstand im grünen Bereich und der Ersatztank aufgefüllt auf dem Dach, kann man sich für ein paar Tage getrost der Zivilisation entziehen und sich in einem der Nationalparks mit Opossums, Kängurus, Seelöwen, Delphinen und alles was die Natur sonst noch so zu bieten hat beschäftigen.

Entscheidet sich Petrus mal gegen 12 Stunden Sonne, sondern für ein bisschen Nass auf Planet Erde, so verkriecht man sich ganz einfach im Fahrenden Zuhause, greift bei auftretendem Hunger hinter sich in den Obstkorb und taucht in die Welt seines Buches ab.

Auf der Kilometeranzeige herrschte Hochbetreib. Nachdem wir eine Zeit in Margaret River verbracht und die Vornhemlichkeiten einer Weingegend genossen hatten, ging es in zügigem Tempo über Esperance die südliche Küste von Western Australia entlang.

Wie ein leichtes Mädchen wachten wir immer wieder an neuen Orten auf. Immer wieder schien die Natur noch eindrucksvoller. Von einsamen Stränden, über steile Klippen, pinke Seen, und grüne Wiesen näherten wir uns der Grenze zu South Australia. Unser treues Zuhause erkämpfte sich immer wieder durch Schotterpisten, Sandstraßen und trotze Wind, Sonnenschein und Regen. Kurz vor der Grenze und nach einem sportlichen Morgenprogramm wollte er dann aber nicht mehr weiter fahren...

Glücklicherweise hatten wir an diesem einsamen Strand ausnahmsweise Nachbarn, die uns aus beim anschieben von alt-Ciccio halfen. Nach ein paar Rußwolken sprang er wieder an. Die folgenden Tage wurde uns das Alter des lieben Ciccio jedoch immer mal wieder vor Augen geführt. Immerhin bescherten uns seine Start-Zickereien nette Bekanntschaften mit anderen Campern und nach ein bisschen Anschieben sprang er treu an. Nicht zu verachten ist, dass der Gute schon 25 Jahre auf den Reifen hat und bereits ganze 10-Mal die Welt umrundete. Mit uns zusammen feierte er in der folgenden Woche seinen 400000km-Geburstag....

Das Wetter wurde immer heißer und kurz vor Adelaide stieg das Thermometer auf 44 Grad Celsius. Ganz Australien war in dieser Woche ein einziger Feuerball. In der selbigen Nacht war es für uns unmöglich im Auto zu schlafen und so wurde kurzerhand und in Nacht und halbschlaf-Aktion das Dacht geräumt und das Bett einen Stock nach oben verlagert. Nach anfänglichem Unbehagen so ganz ungeschützt in der freien Natur zu schlafen, war die Nacht unter freiem Himmel dann doch ganz romantisch.

Nach einem weiteren Tag purer Hitze, an dem selbst der Fahrtwind beim Autofahren unangenehm heiß war, entschlossen wir uns in Adelaide ein paart Tage in einem kleinen (wohlgemerkt klimatisierten) Apartment zu regenerieren. Nie hätte ich gedacht, dass ich bei so schönem Sonnenschein einen Tag nur Zuhause verbringen würde, doch tatsächlich war es schier unmöglich das Apartment zu verlassen. Erst wenn die Sonne fast untergegangen war, wagten wir uns auf ein Bier in die Stadt.

Mehr als eine Ausgehmeile mit sich gegenseitig um Lautstärke duellierende Bars und einer hochmodernen Universität hatte Adelaide jedoch nicht all zu viel zu bieten. Nach zwei Tagen abkühlen im Apartment waren wir also froh uns wieder auf die Straße zu begeben.

Auf dem Weg zum nächsten Etappenziel Melbourne wurde das Wetter schlagartig wieder kühler. An einem verträumten Campingplatz hinter hohen Dünen verbrachten wir ein paar Tage im Regen. Überraschenderweise genossen wir jedoch die kleine Abkühlung und das wohlig aufgehobene Gefühl im Auto, während draußen Blitz, Donner und Meer wüteten.

Der Great Ocean Road folgend ging es auf dem Princess Highway dann weiter gen Osten. Durch unsere wertvolle App Wikicamps konnten wir uns schon während dem fahren einen freien und legalen Schlafplatz suchen und ansteuern. Die Rollen sind klar verteilt. Der Beifahrer navigiert, und tankt, das Regendach baut Jakob auf, während ich schon mal anfange zu schnibbeln. Bei Abenddämmerung wird gegessen und mal ein Glas Rotwein getrunken. Sobald die Sonne untergegangen ist, wird sich um 21h ins Auto unter die bunte Sternenlichterkette gelegt, um am nächsten Morgen mit der Sonne um 7h wieder auf zu wachen. Und so vergingen Nächte in Nationalparks, an Stränden im Wald und auch mal auf einem Rastplatz, bis Melbourne in Sicht lag.

Über einen Freund aus Shanghai hatte ich einen Tipp für einen kostenlosen Schlafplatz bekommen. Unser Ziel war also Crunchy Town. Ein Stück außerhalb von der Stadt in Batman und versteckt in einem Industrieviertel fand sich eine Gruppe junger Menschen die sich mittellos eine einfache, aber sehr gemütliche kleine „Stadt“ aufgebaut hatten. Die 20 neo-Hippies hatten die alte Lagerhalle soweit umgebaut, dass man dort kochen, schlafen und auch ohne fließend Wasser und Heizung gut leben konnte. Geschlafen wurde in zwei Sälen, immer zwei in einem Bett. Abgewaschen wurde in großen Behältern mit Regenwassern und um dieses zu sparen wurden Teller und Besteck nach dem essen gründlichst abgeschleckt. Da natürlich kaum einer wirklich Geld besaß oder einnahm wurde (absolut ökonomisch und höchst lobenswert) dumbster diving betrieben. Am Nachmittag machte sich also eine ausgewählte Gruppe auf zum nächsten Supermarkt und kam mit reicher und nahrhafter Beute aus Mülltonnen und Containern wieder zurück. Aus den vermeintlichen Abfällen wurde 2 Mal am Tag eine Gruppe aus mehr als 20 Leuten verköstigt. Und das ohne einen Cent aus zu geben. Am Nachmittag wurde zusammen Fußball gespielt, am Haus gebaut oder einfach gechillt bis sich am Abend das Kochteam ans Werk machte.

Für ein paar Tage tauchten wir in die herzliche Kommune mit ein, behielten uns aber ein bisschen privates und schliefen weiterhin in unserem geliebten Van. So beeindruckend und nett das Eigenleben in Crunchy Town auch war, fanden wir doch nie ganz den Rhythmus der Gruppe. Das so andersartige, alternativ scheinende Leben bestand am Ende des Tages doch aus einer großen Gruppe an jungen Menschen, denen es schwer fällt alleine zu sein, die meist aus Deutschland, Frankreich oder Spanien ans andere Ende der Welt kamen, um sich auf die Suche nach dem großen Abenteuer zu begeben und schließlich mit gleichgesinnten in einer Parallelwelt landeten die aus trinken und feiern besteht. Nichtsdestotrotz genossen wir die Tage in Crunchy Town, aber auch in Melbourne, dass wir natürlich erkundeten. Nach einer turbulenten Hausparty in Chrunchy Town und einer langen Nacht der Musik/Museen in Melbourne waren wir dann wieder bereit für die Natur. Am 19.02 verabschiedeten wir uns bei den Crunchys und fuhren weiter gen Osten. Seither waren wir wieder an wundervollen verlassenen Orten. Das Reisefieber hat sich etwas entschleunigt, auch da wir gut in der Zeit liegen. So blieben wir teils 3 oder 4 Tage an Orten an denen es uns gefiel. Neue Hobbies etablierten sich und so kommt es schon mal vor, dass man mich früh Morgens mit ihren Aquarellfarben malen sieht, Jakob vertieft liest oder man uns beide Nachmittags auf dem Tennisplatz antrifft.

Wir sind nun kurz vor Sydney. Langsam aber sicher kommen die Gedanken an das neue Reiseziel. Wir haben bereits eine nette Farm ausfindig gemacht, die uns in den Habour Hills in Whangaruru aufnehmen wird. Die 50Ha Farm geführt von einem Ehepaar beherbergt Kühe, Schweine, Hühner, Hunde, Rinder und zu meiner großen Freude auch Pferde, die schon warten von mir durch die Berge geführt zu werden. Die Farm wird im kommenden Monat unser Zuhause werden in dem wir wohnen, arbeiten, essen und hoffentlich nette Menschen kennen lernen.

Jetzt gilt es jedoch erst mal das Auto zu verkaufen und ein paar letzte Tage in Sydney zu genießen.

Ich denke an euch und drücke euch fest 

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