Free Walking Tour mit Denis

Am Sonntagmorgen um 10:30 stand ich puenktlich an einem Treffpunkt, an dem gratis Stadtfuehrungen starten sollen. Ich war gespannt, ob dies auch wirklich so ist... Irgendwie habe ich das Gefuehl, im Ausland koenne man das Geschriebene weniger fuer bare Muenzen nehmen als in der Schweiz. Aber ich wurde eines Besseren belehrt;). Denis, ein atypischer (so weit ich das bis jetzt einschaetzen kann) Russe etwas aelter als ich, wartete bereits und empfing mich freundlich. Wir starteten die Tour dann zu viert, mit zwei herzlichen Hollaendern, die ihre Velos mitstiessen (sie haben den Weg nach St. Petersburg mit diesen zurueckgelegt!). 

Es war wunderbar in solch zusammengewuerfelter und doch verbundener Gemeinschaft so viel Interessantes ueber die Stadt zu erfahren. So erfuhr ich zum Beispiel, dass die Kirchen waehrend der Sowjetzeit alle niedergemacht oder umfunktioniert wurden - eine bekannte wurde als Kartoffelladen und eine andere als Museum verwendet. Oder, dass waehrend dem zweiten Weltkrieg auch in St. Petersburgschreckliche Hungersnoete stattgefunden haben, da die Stadt ausschliesslich im Winter ueber eine Eisstrasse mit Nahrungsmittel beliefert werden konnte (es wurde also alles - von Katzen und Ratten ueber ausgekochte Lederschuhe bis hin zu Kannibalismus gegessen)... Oder, dass zu kommunistischen Zeiten ein Fabrikarbeiter um die Haelfte mehr verdiente (150 Rubel) als ein Ingenieur (100 Rubel) - da die ''Koerperarbeit'' mehr zaehlte.