Don Curry on Tour
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Don Curry wird einheimisch

Veröffentlicht: 24.02.2017

Don Curry ist durchaus anpassungsfähig. Je länger er durch ein Land reist, umso mehr nimmt er das besondere Verhalten der Einheimischen wahr und passt sich an. So trägt er schon lange nur noch Sandalen, Socken bleiben in der Reisetasche, und das Hemd hängt leger über der Hose. Nur beim Essen mag er sich nicht die lokalen Traditionen aneignen; etwas Besteck, und sei es nur ein Löffel, ist ihm durchaus wichtig. Doch selbst die Nordinder rümpfen über das Reisessen mit bloßen Fingern bei ihren südlichen Staatsgenossen die Nase – das wäre unkultiviert. Dann kann Don Curry eben als Inder aus dem Norden durchgehen. Eine gemeinsame Sprache aller Inder gibt es sowieso nicht; notfalls sprechen sie englisch miteinander. So kommt es, dass Don Curry beim Bezahlen seiner Eintrittskarten inzwischen häufig nach der Bundesstaatsangehörigkeit gefragt wird. Als Bleichgesicht wurde er sofort als Ausländer identifiziert, doch nach fünf Wochen indischer Dauersonne kann seine Hautfarbe schon fast einheimisch wirken.

Das meinten sicherlich auch Küchenteam und Kellner, die ihm wieder in vielen Schüsseln und Schalen eine Mahlzeit servierten: ein typisch indisches Frühstück, das aus Reisfladen und mehreren gehaltvollen Soßen besteht. Um diese Tageszeit ist diese würzige Kost nun gar nicht Don Currys Ding. Doch tapfer fügte er sich in sein Schicksal und aß seine Fladen, während der Kellner plötzlich Toast, Butter und Marmelade anschleppte. Dann wurde Müsli gebracht mit warmer Milch, frische Obststücke und ein frisch gepresster Orangensaft; als Don Curry längst gesättigt ist, fragte der Kellner auch noch, wie er seine Frühstückseier wolle. So ganz ausgereift ist das Konzept des hiesigen Serviceteams wirklich noch nicht, der Gast aber trug’s mit Fassung. Inzwischen stand auch Venketesh bereit, der seine gestrige Safarikleidung in Tarnfarben gegen eine modischere Blau-Weiß-Kombination gewechselt hatte, denn heute ging es in die Stadt. Venketesh sollte Don Curry zum Sightseeing durch den Tempelbezirk Hampis fahren, während sich Prince später um das Einladen des Gepäcks kümmern und in zwei Stunden in Hampi auf Don Curry warten würde.

Gopuram

Gutgelaunt startete Venketesh Richtung Hampi, zeigte unterwegs sein Haus und seine Familie, die sich gerade vor dem Haus aufhielt, und durfte in Hampi mit seinem gelben Geländewagen auch dorthin vordringen, wo Autos sonst verboten sind. Zuerst steuerte er direkt auf den großen Haupttempel Hampis zu, den Virupaksha-Tempel. Erkunden musste Don Curry den Tempel allein, aber bei seiner mehrwöchigen  Erfahrung mit hinduistischen Tempeln fand er sich problemlos zurecht. Besonders beeindruckten ihn die sehr gut erhaltenen Deckenfresken in der Haupthalle und die riesigen Gopurams, auch wenn diese mehr Macht und Würde ausstrahlen, als ihre lebensfrohen, grellbunten Pendants in Madurai oder anderen Orten Südindiens. 

Säulen der Haupthalle
Deckenfresken
Durstiger Affe

Danach fuhr Venketesh durchs autofreie Gebiet des ehemaligen Hauptmarktes zum riesigen Nandi, der ca. 700 m vom Tempel entfernt steht. Venketesh freute sich sichtlich an Don Currys echtem Interesse und zeigte ihm nach und nach alle wichtigen Tempel und Denkmäler des religiösen Hampi.

Der Große Nandi

Schließlich brachte er ihn noch zu einem seiner Lieblingsplätze mit herrlicher Aussicht auf den Fluss und die umgebende Felslandschaft; auch Coracles sah Don Curry hier wieder, die man für Ausflüge auf dem Fluss mieten konnte. Leider war dafür keine Zeit mehr, denn Prince würde schon ungeduldig warten. Herzlich verabschiedete sich Don Curry von seinem Teilzeitfahrer und versprach, irgendwann für mehr Tage nach Hampi zurückzukehren.

Hampi-Landschaft mit Coracles
Landschaft bei Hampi

Prince wartete tatsächlich, aber nicht ungeduldig. Er war viel zu sehr in das fünftägige Cricketmatch zwischen Indien und Bangladesch, dessen entscheidender Tag heute lief. Immer wieder hatte er auf den langen Fahrten Don Curry für diesen Sport begeistern wollen und Spielzüge und Regeln erklärt. Ausgiebig schwärmte er von seinem Held, dem Kapitän der indischen Mannschaft, der irgendwie ganz wichtig über 200 Punkte in irgendwas hatte. So recht nachvollziehen konnte Don Curry die ausgeprägte nationale Begeisterung an dieser Freizeitbeschäftigung der ehemaligen Kolonialherren nicht, doch in Indien hatte Cricket den Stellenwert einer Ersatzreligion bekommen, die Hindus, Muslime und Christen problemlos vereinte.

Leider musste Don Curry den guten Prince aus seiner Cricket-Welt herausreissen, weil in Hampi noch viel mehr zu besichtigen ist. Allerdings fuhr Prince nur jeweils maximal 5 Minuten zum nächsten Ziel, während Don Curry dann 30 Minuten besichtigen musste: vom Unterirdischen Shiva-Tempel über den fantastischen Hazara Rama - Tempel, die gewaltigen Elefantenställe, das Badehaus der Königin bis zum ehemaligen riesigen Haremsbereich, der von mächtigen Mauern umgeben war, auf deren Wachtürmen "Transgender People" Wache hielten, wie ein vorbeigehender Guide gerade seinen amerikanischen Touristen im fortgeschrittenen Alter kundtat. Selbst die alten Eunuchen hatten plötzlich eine ganz hippe Neuzeitbezeichnung bekommen, staunte Don Curry. Übrigens musste er beim Ticketkauf für das Haremsgelände erstmals seine Nationalität angeben. Als Inder hätte er 7,50 € Eintrittsgeld gespart. 

Im Unterirdischen Palast ist es feucht
Hazara Rama Tempel
Im Hazara Rama Tempel
Elefantenställe
Das Bad der Königin

Nach soviel Ruinen auf Felsen, in Felsen oder von Felsen umgeben, breitete sich in Don Curry inzwischen felsgroßer Hunger aus. Prince fuhr cricketschauend nach Hampi zurück und bat darum, Don Curry ins Restaurant Mango Tree begleiten zu dürfen. Seine Wahl gestern hatte ihn ziemlich enttäuscht.

So nahmen beide im heute recht leeren Mango Tree Platz, bestellten beide Diet Cokes und Bratreis-Gerichte: Prince mit Ei, Don Curry mit Cashews. Verständlicherweise fehlte Prince in seinem Gericht die gewohnte Schärfe, Don Curry dagegen mundete das Reisgericht vorzüglich. Erstaunt stellte er fest, wie nacheinander alle Kellner an ihren Tisch kamen, um einen Blick auf Prince‘ Smartphone werfen zu können – der Cricketmanie sind wirklich alle Inder verfallen.

Landschaft bei Hampi
Landschaft bei Hampi

Frisch gestärkt ging es dann Richtung Badami, dem nächsten und letzten Ziel in Karnataka. Doch kaum war Prince gestartet, endete das Cricketmatch mit einem vorzeitigen und klaren Sieg Indiens. In zwei Wochen würden allerdings die Australier kommen, erklärte Prince, und dieses Spiel würde viel schwerer werden. Die Fahrt nach Badami dauerte längst nicht so lange, sie endete bereits nach drei Stunden. Don Curry wollte noch gern zu den Höhlentempeln fahren, um einen Blick auf die Öffnungszeiten zu bekommen, doch das erwies sich als geradezu unmöglich. Sämtliche Altstadtgassen waren entweder furchtbar eng oder von Marktständen blockiert. Dennoch kämpfte sich Prince teils zentimeterweise zum Ziel. Ein prachtvoller Blick auf die Höhlentempel und ihre Umgebung diente beiden als Belohnung.

Blick über den See
Die Höhlentempel

Die reservierte Unterkunft, das Krishna Heritage Resort zeigte sich als sehr neue und bestens gepflegte Anlage mit großen, gut und geschmackvoll eingerichteten Räumlichkeiten. Don Curry fand hier sogar einen bequemen Hängesessel auf seiner Terrasse vor. Einzig das Restaurant konnte bei diesem gehobenen Niveau nicht mithalten. Ein Großteil der in der umfangreichen Speisekarte verzeichneten Gerichte war nicht verfügbar. Immerhin bekam Don Curry eine würzige Zitronen-Koriander-Suppe, Hühnchen nach Moghulart, Kreuzkümmelreis und 2 Chapatis, dazu sogar ein Kingfisher. Früh ging er zu Bett. Der nächste Tag, so wusste er, würde ihn noch etwas mehr, noch etwas tiefer in die Geheimnisse Indiens hineinführen, würde ihn wieder ein kleines Stückchen einheimischer machen…

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#hampi#badami